ßest 23 . — V35 Such fün Mle
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ihren Augen anstat, auf das auf und ab wogende
Großstadtleben — als plötzlich die Musik abbrach und
die venezolanische Nationalhymne anstinnnte.
Seine Exzellenz der Präsident verließ den gegen-
überliegenden Palast und begab sich, nach allen
Seiten huldvoll grüßend, zu Wagen nach Hause.
Es war sechs Uhr und das Konzert zu Ende.
Langsam leerte sich die Plaza.
„st.nena tarcko, iVIaleo!"
„Unsna tarcke, ommLario, ebe Imv cle nuovo?"
nackn, poro venxa oonnnAo!"
Und der Comisario veranlaßt Mateo, der eben
von der Musik nach Hause will, mit in sein Revier-
büro zu treten. Hier wird dem guten Mateo er-
öffnet, daß er soeben Soldat geworden ist.
Mateo protestiert.
Hilft nichts. „Du bist nun einmal hier, ich habe
Befehl, dich als .Freiwilligen' anzuwerben — und das
ist geschehen. Nun sei vernünftig. Du hast ein Haus,
Frau und Kind, mach keine Dummheiten. Hier hast
du deine Macheta, nimm noch diese zwölf Stück
auf den Buckel, und dann wollen wir zur Kaserne
gehen und unterwegs noch ein paar Mitnahmen."
Mateo kennt den Rummel. Er kann nicht viel
machen. Läuft er weg, schießt ihn der Comisario
über den Haufen — also in Gottes Namen denn!
An der nächsten Straßenecke stehen drei Burschen
und lachen aus vollem Halse. Zu denen geht der Comi-
sario mit Mateo und teilt ihnen mit, daß sie jetzt Sol-
daten der Republik sind. Der Revolver belehrt sie, daß
Weglanfen vielleicht gefährlich ist, dafür aber wird
ein Mordsgeschrei erhoben, um andere zu warnen.
Richtig, da vorn setzen sich auch schon einige in
Galopp.
„Gehen wir lieber in eine andere Gegend,"
meint der Beamte.
Die vier „Freiwilligen" haben sich mit dem
Leichtsinn ihrer Rasse schon in ihr Los gefunden rind
haben bald selbst Gefallen an der Jagd.
An der nächsten Laterne steht wieder ein Jüngling
und schmachtet zu irgend einem Fenster hinauf.
Schon will der Comisario ihn rekrutieren, da sieht
er, daß der junge Mann Stiefel trägt. Den kann er
nicht brauchen, denn es könnte ein Ausländer sein.
Außerdem lautet der Befehl, nur die zu nehmen, die
Alpargatas tragen, also dem „Volk" angehören.
Inzwischen ist natürlich in sämtlichen übrigen
Stadtvierteln in gleicher Weise rekrutiert worden. Der
Comisario hat seine zwölf Machetas verteilt, das heißt
er hat zwölf Soldaten, und steuert jetzt auf dem
nächsten Wege der Kaserne zu, nur sie abzuliefern.
Doch halt! Ein herkulisch gebauter Neger kommt
des Wegs, der muß auch noch mit. Schnell wird
Mateo, der gute Bekannte des Comisario, zum
Korporal befördert, gibt seine Macheta ab, und nach
vielen langen Reden ist auch der Neger eingereiht.
Am Tor der Kaserne, in deren Hof es schon wie
in einem Ameisenhaufen wimmelt, meldet der Co-
misario dem General: „Revier Santa Teresa bringt
einen Korporal und zwölf Mann Freiwillige!"
Korporal Mateo geht in die Kaserne zu den
„Chargen", die Soldaten müssen in den Hof.
Trotz der Warnung, die wie ein Lauffeuer die
Stadt durcheilt und jeden Träger von Alpargatas
in ein Versteck treibt, ist es doch noch gelungen,
während der Nacht zahlreiche Rekruten zu „werben".
Als am Morgen die Zählung vorgenommen wird,
kann der Kriegsminister melden, daß die Besatzung
der Hauptstadt um siebenhundert Mann stärker ist.
Nach und nach bringt auch der Telegraph die Mel-
dung der anderen Städte, und bald verfügt Präsident
Andrade über fast sechstausend Mann Infanterie.
Vor der Kaserne hat sich -inzwischen ein Heer
von Frauen und Kindern eingefnnden, die laut
schreiend und heulend nach ihren Männern und
Vätern rufen und deren Freilassung fordern. Die
fürchterlichsten Radanszenen spielen sich da ab. Die
Weiber machen Miene, an den hohen Eisengittern
des Kasernentores hinaufzuklettern, versuchen einen
der höheren Offiziere zu fassen und verschwenden
das in der spanischen Sprache besonders reichhaltige
Schimpfwörterlexikon in ausgiebigster Weise an die
Adresse der ganzen Republik—bisplötzlich dem Spek-
takel dadurch ein Ende gemacht wird, daß man einen
großen Schlauch an den eigens für derartige Zwecke
an der Kaserne angebrachten Hydranten schraubt
und eine wahre Sintflut über die Menge ausgießt.
Wasser fürchten sie alle, die Südländer!
Bald ist der Platz gesäubert, rind nun wird offiziell
durch Trommler der „Kriegszustand" bekanntge-
macht, der aber weiter keine Änderung in der Ver-
waltung der Hauptstadt bedingt. Nur die neuen:
„Freiwilligen" merken etwas davon, weil sie jetzt
gedrillt werden. Auch die Annäherung an die
Kaserne ist lebensgefährlich geworden, denn es ist
streng verboten, an der Kaserne, die an einer der
Hauptstraßen liegt, auf dem Bürgersteig vorüber-
zugehen, auf den das Tor mündet.
Oben aus dem flachen Dach der Kaserne stehen
in jeder Ecke Posten, die scharf darauf zu achten
haben, daß diese Bestimmung eingehalten wird.
Nähert man sich der Kaserne auf der verbotenen
Seite, so ruft der Posten schon aus großer Entfer-
nung und wiederholt seine Aufforderung dreimal.
Hat man sich dann noch nicht auf die gegenüber-
liegende Seite begeben, so feuert der Posten.
Da auch in jedem Kasernenfenster eine Wache
steht, so ist eine Annäherung von der anderen Seite
ebenfalls nicht möglich. Die Ruhe beim Drillen auf
dem Kasernenhof kann also so leicht nicht gestört werden.
Das Einexerzieren der Rekruten wird in Kriegs-
zeiten nicht sehr genau genommen. Auf „gleichen
Schritt und Tritt" und dergleichen wird keinerlei
Gewicht gelegt, es genügt, wenn der „Offizier" seine
Leute nur so weit bringt, daß sie ihn als Oberhaupt
anerkennen: und tun, was er ihnen sagt. Gewehre
sind zu wertvoll für die Rekruten; sie bekommen die
Macheta, deren Handhabung ja jeder versteht, und
eine Lanze — und das ist einstweilen genug. Damit
werden sie „ausgebildet". Uniform ist auch nicht
erforderlich, denn die Offiziere und Generale tragen
ja Uniform, je nach ihren Vermögensverhältnissen
von: einfachen Rock bis zum goldstrotzenden Frack.
Die regulären Soldaten — eine Art Leibgarde —,
die auch Gewehre tragen, sind allerdings mit Uni-
form und Käppi bekleidet und machen auch eiueu
mäßig militärischen Eindruck. Diese werden aber
selten ins Feld geschickt, denn der Präsident braucht
sic als Schutztrnppe.
Wenige Tage nach der Rekrutierung werden die
Truppen „an die Front" gebracht, und zwar auf
verschiedenen Wegen, damit der Feind nicht über
die Stärke des gegen ihn anmarschierenden Heeres
unterrichtet wird. Die regulären Truppen, soweit
sie entbehrlich sind, werden mit der Eisenbahn hin-
ausgesandt; zur Verstärkung wird eine Anzahl
„Freiwilliger" mitgenommen. Letztere werden aber
in Viehwagen verladen, deren Türen mit Vorhänge-
schlössern versehen sind. Die Schlüssel hat der Ge-
neral in der Tasche.
Der Truppenteil, der zu Fuß sein Ziel erreichen
muß, wird von Berittenen begleitet, damit keiner
dnrchbrennt.
Stößt man unterwegs auf einen ahnungslosen
Feldbewohner, so wird er natürlich ebenfalls ein-
gereiht, ob er mag oder nicht. Will einer nicht gut-
willig marschiere::, so holt man den nächsten besten
Esel, setzt den Widerspenstigen daraus und schnürt
ihm die Füße untern: Bauch des Esels fest zu-
sammen. Er muß dann schon mit.
Proviantkolonnen sind im venezolanischen Heere
unbekannt. Die an: Wege liegenden Felder liefern
ja Mais, Bananen, Zuckerrohr und so weiter, und
der Besitzer — wenn er nicht gerade Ausländer ist —
muß die Faust in der Tasche machen und den Schaden
tragen. Er soll eben auch etwas für sein Vater-
land tun!
Endlich kommt man in der „aufständischen" Pro-
vinz an; nach vielem Hin- und Hersuchen wird auch
der Feind ausfindig gemacht. Ist er in der Über-
macht, so verzichtet man im allgemeinen lieber auf
den Angriff und weicht mutig zurück. Man sendet
auch wohl zuverlässige Offiziere hinüber und bietet
den feindlichen Generalen diese und jene Vorteile,
wenn sie herüberkommen oder nach Hause gehen.
Da jeder General eine Anzahl Anhänger hat, so
würde das Eingehen auf ein solches Anerbieten
immer eine Schwächung des Gegners bedeuten.
Jst's damit auch nichts, und hält die Bevölkerung
der Dörfer in der besetzten Provinz zum Revolutions-
general, dann verzichten die Regierungstrnppen
einstweilen auf den Angriff und suchen den Gegner
in die Nachbarprovinz zu locken, deren Gouverneur
uoch oder wieder regierungsfreundlich ist.
Auf diese Art kann sich solch ein Krieg sehr lange
hinziehen, besonders wenn der Präsident mehr
Anhang hat als der Revolutionär.
So lag der Fall damals bei Andrade, gegen den
Ramon Guerra, trotz einiger gewonnener Schlachten,
deshalb keine Fortschritte machte, weil General
Andrade in schlauer Weise im letzten Augenblick den
beliebten General Manuel Hernandez freistes;, der
sofort wieder seine alten Anhänger auf sich zog und
so die Parteien zersplitterte.
Gegen dieses Kleeblatt trat dann General Castro
auf den Plan, der das Feld schließlich behauptete
und sich zum Präsidenten machte.
Wann wird England auch noch diese Staaten
zur Teilnahme am Kriege gegen uns ausfordern?
Si^iSlSU 8i6 Mit 8ebN6ll6I' Uist2 leiebtsi- Ä>8 Mit MM^Si-WSsi-
tigSkst ^SMigstMZZMittsiist. Ob 8t6mtli686ill Ocissi 06gS!ll8tÄ!llcl6 ÄU8 0>L8, ^stsü, ^O>?, bmeisum U8W.
von Onsisi'nlicbksiten uucj Lebmut? bstsisit wei-cteu 8OII6U, bei ÄÜem uucl i8t clis Anwendung von
von gsiO886m !X!ut?6u. 06b6si?8ugSsii 8i6 8ieb vou 86M6U uussieeboptliebsu VQsi?ügSkst! O08SN
15 uistc^ 22 6!*3ti8mu8tssi(mu6sib3!b ci68 Osut8eb6n k^Siebs8) kösimsu bezogen wssictsn vou clsn
ksELZSSB ZLLssSSseZHt QSTSUZLZHSft VON 1914 kN. d. KKS8N3LZ
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ihren Augen anstat, auf das auf und ab wogende
Großstadtleben — als plötzlich die Musik abbrach und
die venezolanische Nationalhymne anstinnnte.
Seine Exzellenz der Präsident verließ den gegen-
überliegenden Palast und begab sich, nach allen
Seiten huldvoll grüßend, zu Wagen nach Hause.
Es war sechs Uhr und das Konzert zu Ende.
Langsam leerte sich die Plaza.
„st.nena tarcko, iVIaleo!"
„Unsna tarcke, ommLario, ebe Imv cle nuovo?"
nackn, poro venxa oonnnAo!"
Und der Comisario veranlaßt Mateo, der eben
von der Musik nach Hause will, mit in sein Revier-
büro zu treten. Hier wird dem guten Mateo er-
öffnet, daß er soeben Soldat geworden ist.
Mateo protestiert.
Hilft nichts. „Du bist nun einmal hier, ich habe
Befehl, dich als .Freiwilligen' anzuwerben — und das
ist geschehen. Nun sei vernünftig. Du hast ein Haus,
Frau und Kind, mach keine Dummheiten. Hier hast
du deine Macheta, nimm noch diese zwölf Stück
auf den Buckel, und dann wollen wir zur Kaserne
gehen und unterwegs noch ein paar Mitnahmen."
Mateo kennt den Rummel. Er kann nicht viel
machen. Läuft er weg, schießt ihn der Comisario
über den Haufen — also in Gottes Namen denn!
An der nächsten Straßenecke stehen drei Burschen
und lachen aus vollem Halse. Zu denen geht der Comi-
sario mit Mateo und teilt ihnen mit, daß sie jetzt Sol-
daten der Republik sind. Der Revolver belehrt sie, daß
Weglanfen vielleicht gefährlich ist, dafür aber wird
ein Mordsgeschrei erhoben, um andere zu warnen.
Richtig, da vorn setzen sich auch schon einige in
Galopp.
„Gehen wir lieber in eine andere Gegend,"
meint der Beamte.
Die vier „Freiwilligen" haben sich mit dem
Leichtsinn ihrer Rasse schon in ihr Los gefunden rind
haben bald selbst Gefallen an der Jagd.
An der nächsten Laterne steht wieder ein Jüngling
und schmachtet zu irgend einem Fenster hinauf.
Schon will der Comisario ihn rekrutieren, da sieht
er, daß der junge Mann Stiefel trägt. Den kann er
nicht brauchen, denn es könnte ein Ausländer sein.
Außerdem lautet der Befehl, nur die zu nehmen, die
Alpargatas tragen, also dem „Volk" angehören.
Inzwischen ist natürlich in sämtlichen übrigen
Stadtvierteln in gleicher Weise rekrutiert worden. Der
Comisario hat seine zwölf Machetas verteilt, das heißt
er hat zwölf Soldaten, und steuert jetzt auf dem
nächsten Wege der Kaserne zu, nur sie abzuliefern.
Doch halt! Ein herkulisch gebauter Neger kommt
des Wegs, der muß auch noch mit. Schnell wird
Mateo, der gute Bekannte des Comisario, zum
Korporal befördert, gibt seine Macheta ab, und nach
vielen langen Reden ist auch der Neger eingereiht.
Am Tor der Kaserne, in deren Hof es schon wie
in einem Ameisenhaufen wimmelt, meldet der Co-
misario dem General: „Revier Santa Teresa bringt
einen Korporal und zwölf Mann Freiwillige!"
Korporal Mateo geht in die Kaserne zu den
„Chargen", die Soldaten müssen in den Hof.
Trotz der Warnung, die wie ein Lauffeuer die
Stadt durcheilt und jeden Träger von Alpargatas
in ein Versteck treibt, ist es doch noch gelungen,
während der Nacht zahlreiche Rekruten zu „werben".
Als am Morgen die Zählung vorgenommen wird,
kann der Kriegsminister melden, daß die Besatzung
der Hauptstadt um siebenhundert Mann stärker ist.
Nach und nach bringt auch der Telegraph die Mel-
dung der anderen Städte, und bald verfügt Präsident
Andrade über fast sechstausend Mann Infanterie.
Vor der Kaserne hat sich -inzwischen ein Heer
von Frauen und Kindern eingefnnden, die laut
schreiend und heulend nach ihren Männern und
Vätern rufen und deren Freilassung fordern. Die
fürchterlichsten Radanszenen spielen sich da ab. Die
Weiber machen Miene, an den hohen Eisengittern
des Kasernentores hinaufzuklettern, versuchen einen
der höheren Offiziere zu fassen und verschwenden
das in der spanischen Sprache besonders reichhaltige
Schimpfwörterlexikon in ausgiebigster Weise an die
Adresse der ganzen Republik—bisplötzlich dem Spek-
takel dadurch ein Ende gemacht wird, daß man einen
großen Schlauch an den eigens für derartige Zwecke
an der Kaserne angebrachten Hydranten schraubt
und eine wahre Sintflut über die Menge ausgießt.
Wasser fürchten sie alle, die Südländer!
Bald ist der Platz gesäubert, rind nun wird offiziell
durch Trommler der „Kriegszustand" bekanntge-
macht, der aber weiter keine Änderung in der Ver-
waltung der Hauptstadt bedingt. Nur die neuen:
„Freiwilligen" merken etwas davon, weil sie jetzt
gedrillt werden. Auch die Annäherung an die
Kaserne ist lebensgefährlich geworden, denn es ist
streng verboten, an der Kaserne, die an einer der
Hauptstraßen liegt, auf dem Bürgersteig vorüber-
zugehen, auf den das Tor mündet.
Oben aus dem flachen Dach der Kaserne stehen
in jeder Ecke Posten, die scharf darauf zu achten
haben, daß diese Bestimmung eingehalten wird.
Nähert man sich der Kaserne auf der verbotenen
Seite, so ruft der Posten schon aus großer Entfer-
nung und wiederholt seine Aufforderung dreimal.
Hat man sich dann noch nicht auf die gegenüber-
liegende Seite begeben, so feuert der Posten.
Da auch in jedem Kasernenfenster eine Wache
steht, so ist eine Annäherung von der anderen Seite
ebenfalls nicht möglich. Die Ruhe beim Drillen auf
dem Kasernenhof kann also so leicht nicht gestört werden.
Das Einexerzieren der Rekruten wird in Kriegs-
zeiten nicht sehr genau genommen. Auf „gleichen
Schritt und Tritt" und dergleichen wird keinerlei
Gewicht gelegt, es genügt, wenn der „Offizier" seine
Leute nur so weit bringt, daß sie ihn als Oberhaupt
anerkennen: und tun, was er ihnen sagt. Gewehre
sind zu wertvoll für die Rekruten; sie bekommen die
Macheta, deren Handhabung ja jeder versteht, und
eine Lanze — und das ist einstweilen genug. Damit
werden sie „ausgebildet". Uniform ist auch nicht
erforderlich, denn die Offiziere und Generale tragen
ja Uniform, je nach ihren Vermögensverhältnissen
von: einfachen Rock bis zum goldstrotzenden Frack.
Die regulären Soldaten — eine Art Leibgarde —,
die auch Gewehre tragen, sind allerdings mit Uni-
form und Käppi bekleidet und machen auch eiueu
mäßig militärischen Eindruck. Diese werden aber
selten ins Feld geschickt, denn der Präsident braucht
sic als Schutztrnppe.
Wenige Tage nach der Rekrutierung werden die
Truppen „an die Front" gebracht, und zwar auf
verschiedenen Wegen, damit der Feind nicht über
die Stärke des gegen ihn anmarschierenden Heeres
unterrichtet wird. Die regulären Truppen, soweit
sie entbehrlich sind, werden mit der Eisenbahn hin-
ausgesandt; zur Verstärkung wird eine Anzahl
„Freiwilliger" mitgenommen. Letztere werden aber
in Viehwagen verladen, deren Türen mit Vorhänge-
schlössern versehen sind. Die Schlüssel hat der Ge-
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Der Truppenteil, der zu Fuß sein Ziel erreichen
muß, wird von Berittenen begleitet, damit keiner
dnrchbrennt.
Stößt man unterwegs auf einen ahnungslosen
Feldbewohner, so wird er natürlich ebenfalls ein-
gereiht, ob er mag oder nicht. Will einer nicht gut-
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Proviantkolonnen sind im venezolanischen Heere
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der Besitzer — wenn er nicht gerade Ausländer ist —
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der Feind ausfindig gemacht. Ist er in der Über-
macht, so verzichtet man im allgemeinen lieber auf
den Angriff und weicht mutig zurück. Man sendet
auch wohl zuverlässige Offiziere hinüber und bietet
den feindlichen Generalen diese und jene Vorteile,
wenn sie herüberkommen oder nach Hause gehen.
Da jeder General eine Anzahl Anhänger hat, so
würde das Eingehen auf ein solches Anerbieten
immer eine Schwächung des Gegners bedeuten.
Jst's damit auch nichts, und hält die Bevölkerung
der Dörfer in der besetzten Provinz zum Revolutions-
general, dann verzichten die Regierungstrnppen
einstweilen auf den Angriff und suchen den Gegner
in die Nachbarprovinz zu locken, deren Gouverneur
uoch oder wieder regierungsfreundlich ist.
Auf diese Art kann sich solch ein Krieg sehr lange
hinziehen, besonders wenn der Präsident mehr
Anhang hat als der Revolutionär.
So lag der Fall damals bei Andrade, gegen den
Ramon Guerra, trotz einiger gewonnener Schlachten,
deshalb keine Fortschritte machte, weil General
Andrade in schlauer Weise im letzten Augenblick den
beliebten General Manuel Hernandez freistes;, der
sofort wieder seine alten Anhänger auf sich zog und
so die Parteien zersplitterte.
Gegen dieses Kleeblatt trat dann General Castro
auf den Plan, der das Feld schließlich behauptete
und sich zum Präsidenten machte.
Wann wird England auch noch diese Staaten
zur Teilnahme am Kriege gegen uns ausfordern?
Si^iSlSU 8i6 Mit 8ebN6ll6I' Uist2 leiebtsi- Ä>8 Mit MM^Si-WSsi-
tigSkst ^SMigstMZZMittsiist. Ob 8t6mtli686ill Ocissi 06gS!ll8tÄ!llcl6 ÄU8 0>L8, ^stsü, ^O>?, bmeisum U8W.
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