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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 50.1915

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Heft 25
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https://doi.org/10.11588/diglit.47351#0561
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heft 25

v38 Such für Mle



lehrten Gruben Über-
griff. Immerhin ist eine
b eträchtliche Meng e Erd-
öl vernichtet worden; sie
wird auf 80000Tonnen
geschätzt. Einen schaurig-
schönen Anblick boten
die brennenden Naph-
thagruben. —
Der einzige „Er-
folg", den die Italiener
»ach mehr als sechs-
wöchigem Ringen im
Tsonzogebiet aufzuwei-
sen haben, ist die nach
vorhergegangener zwei-
maliger Beschießung
durch Torpedoboote er-
zielte Besetzung von
Monfalcone, nach-
dem dieses von der
schwachen österreichisch-
ungarischen Grenz-
wache planmäßig ge-
räumt worden war.
Das jedes strategischen
Wertes entbehrende
Städtchen liegt nahe
dem Nordwestufer des
Golfes von Triest und
östlich vom Jsonzo im
österreichisch-illyrischen Küstengebiet. Früher war es ein
kleines Fischer- und Bauerndorf; seit etwa 15 Jahren aber
hat es sich zu einem lebhaften Jndustrieplatze von etwa
t4ooo Einwohnern entwickelt. Es wird Baumwoll-
spinnerei nnd -Weberei, Seidenspinnerei, Gerberei, Wein-
und Obstbau getrieben, auch gibt es hier eine ziemlich
bedeutende Schiffswerft, auf der einer der größten öster-
reichischen Amerikadampfer erbaut wurde, und die elek-
tische Kraftzentrale für Triest und Hinterland. Die von
-rriest kommende Bahn teilt sich bei dem Ort in zwei Linien,
von denen die eine über Cervignano, die andere über
Görz und Cormons zur italienischen Grenze geht. In der
Geschichte spielte Monfalcone eine Rolle in den Kämpfen
zwischen Österreich und der Republik Venedig, wovon
uoch die Ruinen einer an die venezianische Herrschaft
erinnernden festen Burg Zeugnis geben. —
Kürzlich verstarb in Berlin im 77. Lebensjahre eine
oer hervorragendsten und einflußreichsten Persönlichkeiten
Deutschlands ans dem Gebiete der wirtschaftlichen Betüti-
gung, der Geheime Baurat Dr.-Jng. Emil Rathenau,
der Generaldirektor der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesell-
schaft und der Berliner Elektrizitätswerke. In ihm ver-
einigte sich der große Techniker mit dem hervorragenden
Organisator und bedeutenden Finanzmann. Daß es vor-
nehmlich auf dem Gebiete der Elektrizitätsindustrie heute
heißen kann: „Deutschland in der Welt voran", das ist
zn einem großen Teil das Verdienst Emil Rathenaus.
Werner v. Siemens war der Begründer und kühnste Pfad-
finder der deutschen Elektrizitütsindustrie, ihren Ausbau
zur Weltindustrie verdankt sie dagegen Rathenau. Er
war es, der früh mit Edison in Verbindung trat, dessen
bahnbrechende Patente in Deutschland einsührte und 1883
öle Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elek-
trizität gründete, die sich später zur Allgemeinen Elek-
trizitäts-Gesellschaft ausbaute. Emil Rathenau wurde am
tk. Dezember 1838 in Berlin geboren. Seine Laufbahn
begann er als Maschinenbauer. Nach vierjähriger prak-
tischer Lehrzeit in der Maschinenfabrik Wilhelmshütte
oei Sprottau in Schlesien studierte er an den Polytech-
niken in Hannover und Zürich Jngenieurwissenschaft,

Monfalcone im österreichisch-italienischen Srenrgebiet.
worauf er als leitender Ingenieur an die größte deutsche
Lokomotivfabrik, die Borsigwerke, berufen wurde. Einige

Phot. Berliner Illustrations-Gesellschaft m. b. H., Berlin.
str.-sng. kmi! llathenau P,
öenemwlrcktor der Mlgemewen c>ek«rirUL«s°SeteNschast.

Jahre später ging er
nach England, wo er
in den Werkstätten der
altberühmten Maschi-
nenfabriken von John
Penn L Co.inGreenwich
und der Easton, Amos L
SonsSvuthWorks seine
Kenntnisse erweiterte.
Nach der Rückkehr nach
Deutschland, wohin er
von jenen diePlänezum
Bau der ersten tausend-
pferdigen Expansions-
maschine mitbrachte, er-
warb er 1866 gemeinsam
mit einem Freunde die
Maschinenfabrik von
Webers in Berlin, die
er bis 1873 leitete. Er
machte sich hierbei un-
ter anderem durch den
Bau einer Zentrifugal-
pumpe zur Förderung
von Wasser aus größere
Höhen und die Kon-
struktion der Dampf-
turbine einen Namen.
Nachdem er das Unter-
PH«. Leipziger Pressc-Büro, Leipzig. nehmen wieder ver-
äußert hatte, wendete
er sich anderen Aufgaben zu. Im Jahre 1876 ging er
zu Studienzwecken nach Amerika, besuchte die Weltaus-
stellung in Philadelphia und machte hier die erste nähere
Bekanntschaft mit der damals noch in den Kinderschuhen
steckenden Elektrizitätsindustrie. Das von Bell praktisch
erprobte und von Edison vervollkommnete Telephon war
es, was sein Interesse am meisten fesselte, und er faßte
den Plan, in Deutschland eine große Telephonfabrik zu er-
richten. Dieser Plan kam jedoch nicht zur Ausführung, da
der Generalpostmeister es durchsetzte, daß das Fernsprech-
wesen der Telegraphie angegliedert und verstaatlicht
wurde. Bei der Einführung der ersten Fernsprechämter
wurde übrigens Emil Rathenau zu Rate gezogen. Er
richtete nun sein Hauptaugenmerk auf die Einführung
der elektrischen Beleuchtung, die ihm denn auch gelang.
1887 kam es dann zur Gründung der Allgemeinen Elek-
trizitäts-Gesellschaft, die unter "seiner genialen Leitung
sich immer mehr zu dem bedeutendsten derartigen Unter-
nehmen der Welt ausbaute, und in der jedes Gebiet der
Elektrizitätsindustrie, von der Beleuchtung bis zur elek-
trischen Vollbahn, bearbeitet und zum höchsten Grade
der Leistungsfähigkeit gesteigert wurde. —
Die „Hindenburgspende für das Ostheer", diese
vom Deutschen Städtetag eingeleitete Sammlung, hat das
schöne Ergebnis von mehr als 2 Millionen Mark erzielt.
Aus diesen Mitteln wurden angeschafft im ganzen 529
lange Joppen, 49279 Joppen, 20805 Westen, 1414 Paar
Pelzhandschuhe und 195 fonstige Pelzstücke. Ferner wur-
den noch der Spende eine größere Anzahl von wollenen
Gegenständen, wie Handschuhen, Pulswärmern, Leibbin-
den usw., zugeführt. Zwei Städte haben ihre Beiträge in
Höhe von 6000 Mark in bar der Intendantur des Ost-
heeres zur freien Verwendung überwiesen. Die Zentral-
stelle des Deutschen Städtetages stellte den Uberschuß
von 15000 Mark, der sich nach der Schlußabrechnung
der Spende ergab, und der wegen der vorgerückten
Jahreszeit zum Ankauf von Pelzstücken nicht mehr ver-
wandt werden konnte, ebenfalls der Intendantur des Ost-
heeres zur Verfügung, die davon regendichte Umhänge
beschaffte.
 
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