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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 50.1915

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Heft 26
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https://doi.org/10.11588/diglit.47351#0566
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568 Vas Luch fün Llle -... _Ml 26


Vie vestückung des ersten vanrers und eines modernen
Srostkampfschiffs.
einiges über die enlwick-
lung des modernen
SwstkampWiffs.
lext und bilder von 6. Martin.

H^Lie Erfolge, die im russischen Kriege 1855 die
M ü D französischen gepanzerten schwimmenden
^WM Batterien gegen die russischen Küstenbefesti-
gungen erzielten, veranlaßten die Schiffs-
konstrukteure Napoleons Hl., den Bau von großen
gepanzerten Schiffen zu empfehlen. Im Jahre 1859
wurde darauf die „Gloire" vom Stapel gelassen, die,
aus Holz erbaut, einen Panzerbelag von 12 Zenti-
meter starken Eisenplatten hatte. Er reichte vom
Oberdeck bis 2 Meter unter Wasser und wog
900 Tonnen. Bewaffnet wurde das Schiff nach Art
der alten Linienschiffe mit einer unter Deck befind-
lichen Batterie von zweiunddreißig 16-Zentimeter-
Kanonen. In ihrem Äußeren hatte die „Gloire"
wenig Ähnlichkeit mit einem unserer heutigen Panzer-
schiffe; sie machte vielmehr den Eindruck einer
gewöhnlichen Fregatte der damaligen Zeit. Die
Dampfmaschine dieses ersten Panzerschiffes, das
übrigens die stattliche Größe von 5620 Tonnen hatte,
besaß 900 Pferdestärken und gab ihm eine Fahrt-
geschwindigkeit von 13 Seemeilen in der Stunde.
Dem französischen „Gloire" folgte als erstes eng-
lisches Panzerschiff der stattliche, 9210 Tonnen
fassende „Warrior", und bereits Mitte der sechziger
Jahre besaßen alle seefahrenden Staaten gepanzerte
Schiffe. Sie litten alle unter dem Mangel, daß sie

vermöge ihres Panzers wohl ein starkes Schutzmittel,
aber keinerlei stärkere Angriffswaffen besaßen als
ihre Vorgänger, die hölzernen Fregatten. Die in
der Batterie aufgestellten Geschütze, die durch enge,
iu der Schiffswand angebrachte Pforten feuerten,
hatten zudem einen ganz geringen Bestreichungs-
winkel und kamen eigentlich nur im Breitseitfeuer
des Passiergefechts, das heißt wenn die kämpfenden
Schiffe aneinander Parallel vorübersuhren, zur Gel-
tung.' Der Amerikaner Ericson erkannte zuerst die
Notweudigkeit des drehbaren Geschützes und baute
1862 im Südstaatenkrieg in hundert Tagen ein ge-
panzertes Fahrzeug, den „Monitor", mit einem dreh-
baren Panzerturm, der mit zwei Geschützen aus-
gestattet war und sich im Gefecht gut bewährte.
Trotz des Erfolges des „Monitor" kam aber der
drehbare Geschützturm auf größeren Schiffen noch
lange nicht zur allgemeinen Einführung. Die eng-
lische Marine erhielt zwar einige Turmschiffe, sie
besaßen aber keine guten Seeeigenschaften; denn die
auf Deck stehenden Geschütztürme machten die Schiffe
„überlastig" und unstabil. So kenterte 1870 der
Panzer „Captein" infolge seines hochgelegenen
Schwerpunktes bei einem Sturm im Biskayischeu
Meerbusen. In der englischen, französischen und
deutschen Marine verlegte man die Türme auf ein

lNachdruck verboten.)
verhältnismäßig tief gelegenes Deck mittschiffs, wo-
durch die Stabilität des Schiffes gesichert wurde.
Aber auch diese Turmschiffe hatten große Nachteile.
Man hatte sich nämlich zu jener Zeit noch nicht los-
lösen können von der seemännischen Überlieferung,
die gepanzerten und mit Dampfmaschinen aus-
gerüsteten großen Schiffe wie die alten Holzfregatten
voll zu takelu. Dadurch wareu dem Bestreichungs-
winkel der drehbaren Türme enge Grenzen gezogen;
zudem ergab sich die Notwendigkeit, das Vordeck
und das Hinterschiff höher als das Hauptdeck zu
legen, um hier die unbedingt notwendigen Vor-
richtungen der Takelung für die Masten unterzu-
bringen. Die Türme konnten infolgedessen weder
nach vorn noch nach hinten feuern, sondern besaßen
nur einen Bestreichungswinkel von je 90 Grad nach
beiden Seiten. In der deutschen Marine erkannte
man bald diesen bedenklichen Mangel. Darum ent-
standen der Klasse der Turmschiffe vom Typ „Fried-
rich der Große" keine Nachfolger; vielmehr bildete
man bei uns das gleichzeitig mit dem Turmschiff auf-
gekommene sogenannte Kasemattschiff weiter aus.
Dieser Kriegschifftyp wurde dadurch gekennzeich-
uet, daß er unter dem Verdeck eine mittschiffs ein-
gebaute gepanzerte Kammer oder Kasematte über die
ganze Breite des Schiffes besaß, in der sechs bis acht


Vas erste panrerschifs »Slolre« und ein modernes deutsches Srostkampsschiff.
 
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