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Österreichisch -- ungarische ftrtilleriesteiiung
am 5tilfser )och.
(5!ehe dZs 6i!d 3us5site ZY8.)
^chon seit Jahren hat Italien nicht Geld noch Arbeit
gescheut, sein an Österreich-Ungarn angrenzendes
Alpengebiet mit Befestigungswerken aller Art förmlich
M besäen. Ein dichtes Straßennetz wurde gezogen, jede
Brücke und jeder Tunnel nut Mineneinrichtungen ver-
sehen, Blockhäuser und verteidigungsfähige Kasernen
wurden gebaut, allenthalben betonierte und gepanzerte
. —:.- Va5 Luch für Mie OI7I777I77----.77
Werke geschaffen und zahlreiche Drahtseilaufzüge von den
Talilraßen nach den Sätteln und Gipfeln zum Mmn-
tions- und Lebensmittelnachschub angelegt. Aber auch
Österreich-Ungarn ist nicht müßig gewesen. Der jetzige
Generalstabschef Konrad v. Hohendorf hat mit allem
Nachdruck zu einer angemessenen Befestigung des öster-
reichisch-ungarischen Grenzgebietes ausgefordert, die ein-
zelnen Gebirgszüge selbst bereist und seinen wertvollen
Rat bei der Auswahl der zu befestigenden Punkte erteilt.
Schon vor Ausbruch des Krieges war daher das öster-
reichisch-ungarische Gebirgsland durch Sperren, Scharten,
gedeckte Batterien, die mir ihrem Feuer die Flauten der
-- 5yz
Straßen bestreichen können, und Forts gesichert. Während
der Kriegswochen sind noch viele andere Befestigungen
hinzugekommen. Welche riesige Arbeit hier zu lerslen
war, wird man dann recht würdigen können, wenn man
bedenkt, daß ein Rohr eines 14ö-Millimeter-Geschützes
3700 Kilogramm wiegt. Meist waren außerdem Zugang-
straßen zu den festgesetzten Batteriestellungen nicht vor-
handen. Sehr stark ist in dieser Weise auch das Stilfser
Joch befestigt worden, der 2760 Meter hohe Alpenpaß,
der die Wasserscheide zwischen der Etsch und der Adda
bildet und an der Grenze von Tirol, Italien und der
Schweiz aufsteigt.
Zügtiddurgen. Nach einem öemäide von Professor ls. 5eeger.
6lWn folanches Liebe.
Roman von tzennette v. Meecheimb.
(rortsetzung.) - Mschdmik oervMen.)
räulein v. Wredes Empörung kochte oft
über den verschwenderischen Schwager,
der, seitdem sie ihn verlassen, wirklich
wie eilt Unsinniger gewirtschaftet hatte,
so daß bei seinem Tode und nach Ver-
kauf des Gutes und allen Mobiliars auch nicht
ein Gulden übrig blieb. Versüßt wurde ihre Ent-
rüstung allerdings durch die Genugtuung, daß sie,
Juliane v. Wrede, dieses Ende stets vorausgesagt
hatte. Schade, daß sie dies dem Schwager nicht
mehr ins Grab nachfchreien konnte!
Die Nachricht seines Todes hatten sie erst so
spät erhalten, daß sie nicht mehr zum Begräbnis
zurechtgekommen wären. Auch scheute die Tante
davor zurück, Jolanthe nach Österreich zu bringen.
Das arme Ding hatte wirklich genug für ihre Dumm-
heb gebüßt und sollte sich nicht neuen Demüti-
gungen aussetzen. Jolanthes Geschwister machten
sich wirklich nur noch lächerlich mit der Verurteilung
ihrer jüngsten Schwester. Aber sie konnten ihr auch
nichts mehr nützen. Joseph schied durch seine
Heirat aus der Gesellschaft, und Donatas Eheleben
glich einem Tanz auf dünnen: Seil. Jeder Tag
konnte einen Sturz bringen.
Seit einiger Zeit machten übrigens der Bruder
wie die Schwester Annäherungsversuche. Ob sie
Jolanthes Fehltritt für verjährt hielten, oder ob
sie einsahen, daß ihnen nicht mehr das Recht zu-
stand, schroff zu urteilen, ließ sich schwer entscheiden.
Aber Fräulein v. Wrede wies jedes Anerbieten hart-
näckig zurück.
Jolanthe selbst würde gern wieder mit den Ge-
schwistern in Verkehr getreten sein, sie wagte aber
nicht gegen Tante Julianes Wunsch zu handeln,
welche meinte, die müßten ihr noch ganz anders
kommen.
Damit mußte Jolanthe sich zufrieden geben.
Ja, sie hatte vieles in sich zum Schweigen bringen
müssen, seitdem sie vor sechs Jahren dieses kleine
Gartenharis in Fiesole betrat. Jede Sehnsucht nach
Glück und Liebe, jedes Verlangen nach Kunst und
Genuß mußte verstummen. Hier gab es nur noch
Arbeit und Entbehren. Sie betrachtete das wie eine
ihr zukommende Buße und klagte nie. Die un-
kleidsame Schwesterntracht verbarg ihre Schönheit,
die bei den einsamen Wegen zu Armen und Kranken
zuerst ein für sie Peinliches Aufsehen erregte. Mit
ihren phantastischen Gewändern legte sie auch ihr
verträumtes teilnahmloses Wesen, über das die Tante
früher fo viel fchalt, immer mehr ab. Aber die
tiefe Scheu eines Menschen, der stets befürchten
muß, zurückgestoßen und verletzt zu werden, verließ
sie nie ganz.
Die Tante enthauptete einen Kohl- und Salat-
kopf auf den Beeten nach dem anderen. So
kräftig schnitt sie darauf los, als ob sie die Hälfe
von Jolanthes Widersachern unter dem Messer
Hütte. Erst als die Nichte in einen: leichten Musselin-
kleid wieder zu ihr trat und erstaunt fragte, wozu
denn solche Unmengen Gemüse geschnitten würden,
hielt sie in ihrem Zerstörungswcrk inne.
„Ach was, das wächst schnell nach!" entschuldigte
sie sich etwas verlegen. „Italien ist ein gräßlich
schmutziges Land, aber gottlob sehr fruchtbar. Steckt
man auch nur dürres Holz in die Erde, es wächst
an. Jetzt will ich gießen. Du kannst ein paar
Sträuße binden, Jolanthe."
„Ich wollte einen Kranz winden, Tante."
„Für wen?" fragte Fräulein v. Wrede scharf.
„Doch nicht für —"
Jolanthe nickte. „Über jeder Mauer hängen
jetzt weiße und rote Rosen, Tante. Ein ganz kahler
Sarg ist so traurig."
„Gut genug für den Lumpen! Daß du dich
nicht unterstehst, einen Kranz zu binden, Jolanthe!
Österreichisch -- ungarische ftrtilleriesteiiung
am 5tilfser )och.
(5!ehe dZs 6i!d 3us5site ZY8.)
^chon seit Jahren hat Italien nicht Geld noch Arbeit
gescheut, sein an Österreich-Ungarn angrenzendes
Alpengebiet mit Befestigungswerken aller Art förmlich
M besäen. Ein dichtes Straßennetz wurde gezogen, jede
Brücke und jeder Tunnel nut Mineneinrichtungen ver-
sehen, Blockhäuser und verteidigungsfähige Kasernen
wurden gebaut, allenthalben betonierte und gepanzerte
. —:.- Va5 Luch für Mie OI7I777I77----.77
Werke geschaffen und zahlreiche Drahtseilaufzüge von den
Talilraßen nach den Sätteln und Gipfeln zum Mmn-
tions- und Lebensmittelnachschub angelegt. Aber auch
Österreich-Ungarn ist nicht müßig gewesen. Der jetzige
Generalstabschef Konrad v. Hohendorf hat mit allem
Nachdruck zu einer angemessenen Befestigung des öster-
reichisch-ungarischen Grenzgebietes ausgefordert, die ein-
zelnen Gebirgszüge selbst bereist und seinen wertvollen
Rat bei der Auswahl der zu befestigenden Punkte erteilt.
Schon vor Ausbruch des Krieges war daher das öster-
reichisch-ungarische Gebirgsland durch Sperren, Scharten,
gedeckte Batterien, die mir ihrem Feuer die Flauten der
-- 5yz
Straßen bestreichen können, und Forts gesichert. Während
der Kriegswochen sind noch viele andere Befestigungen
hinzugekommen. Welche riesige Arbeit hier zu lerslen
war, wird man dann recht würdigen können, wenn man
bedenkt, daß ein Rohr eines 14ö-Millimeter-Geschützes
3700 Kilogramm wiegt. Meist waren außerdem Zugang-
straßen zu den festgesetzten Batteriestellungen nicht vor-
handen. Sehr stark ist in dieser Weise auch das Stilfser
Joch befestigt worden, der 2760 Meter hohe Alpenpaß,
der die Wasserscheide zwischen der Etsch und der Adda
bildet und an der Grenze von Tirol, Italien und der
Schweiz aufsteigt.
Zügtiddurgen. Nach einem öemäide von Professor ls. 5eeger.
6lWn folanches Liebe.
Roman von tzennette v. Meecheimb.
(rortsetzung.) - Mschdmik oervMen.)
räulein v. Wredes Empörung kochte oft
über den verschwenderischen Schwager,
der, seitdem sie ihn verlassen, wirklich
wie eilt Unsinniger gewirtschaftet hatte,
so daß bei seinem Tode und nach Ver-
kauf des Gutes und allen Mobiliars auch nicht
ein Gulden übrig blieb. Versüßt wurde ihre Ent-
rüstung allerdings durch die Genugtuung, daß sie,
Juliane v. Wrede, dieses Ende stets vorausgesagt
hatte. Schade, daß sie dies dem Schwager nicht
mehr ins Grab nachfchreien konnte!
Die Nachricht seines Todes hatten sie erst so
spät erhalten, daß sie nicht mehr zum Begräbnis
zurechtgekommen wären. Auch scheute die Tante
davor zurück, Jolanthe nach Österreich zu bringen.
Das arme Ding hatte wirklich genug für ihre Dumm-
heb gebüßt und sollte sich nicht neuen Demüti-
gungen aussetzen. Jolanthes Geschwister machten
sich wirklich nur noch lächerlich mit der Verurteilung
ihrer jüngsten Schwester. Aber sie konnten ihr auch
nichts mehr nützen. Joseph schied durch seine
Heirat aus der Gesellschaft, und Donatas Eheleben
glich einem Tanz auf dünnen: Seil. Jeder Tag
konnte einen Sturz bringen.
Seit einiger Zeit machten übrigens der Bruder
wie die Schwester Annäherungsversuche. Ob sie
Jolanthes Fehltritt für verjährt hielten, oder ob
sie einsahen, daß ihnen nicht mehr das Recht zu-
stand, schroff zu urteilen, ließ sich schwer entscheiden.
Aber Fräulein v. Wrede wies jedes Anerbieten hart-
näckig zurück.
Jolanthe selbst würde gern wieder mit den Ge-
schwistern in Verkehr getreten sein, sie wagte aber
nicht gegen Tante Julianes Wunsch zu handeln,
welche meinte, die müßten ihr noch ganz anders
kommen.
Damit mußte Jolanthe sich zufrieden geben.
Ja, sie hatte vieles in sich zum Schweigen bringen
müssen, seitdem sie vor sechs Jahren dieses kleine
Gartenharis in Fiesole betrat. Jede Sehnsucht nach
Glück und Liebe, jedes Verlangen nach Kunst und
Genuß mußte verstummen. Hier gab es nur noch
Arbeit und Entbehren. Sie betrachtete das wie eine
ihr zukommende Buße und klagte nie. Die un-
kleidsame Schwesterntracht verbarg ihre Schönheit,
die bei den einsamen Wegen zu Armen und Kranken
zuerst ein für sie Peinliches Aufsehen erregte. Mit
ihren phantastischen Gewändern legte sie auch ihr
verträumtes teilnahmloses Wesen, über das die Tante
früher fo viel fchalt, immer mehr ab. Aber die
tiefe Scheu eines Menschen, der stets befürchten
muß, zurückgestoßen und verletzt zu werden, verließ
sie nie ganz.
Die Tante enthauptete einen Kohl- und Salat-
kopf auf den Beeten nach dem anderen. So
kräftig schnitt sie darauf los, als ob sie die Hälfe
von Jolanthes Widersachern unter dem Messer
Hütte. Erst als die Nichte in einen: leichten Musselin-
kleid wieder zu ihr trat und erstaunt fragte, wozu
denn solche Unmengen Gemüse geschnitten würden,
hielt sie in ihrem Zerstörungswcrk inne.
„Ach was, das wächst schnell nach!" entschuldigte
sie sich etwas verlegen. „Italien ist ein gräßlich
schmutziges Land, aber gottlob sehr fruchtbar. Steckt
man auch nur dürres Holz in die Erde, es wächst
an. Jetzt will ich gießen. Du kannst ein paar
Sträuße binden, Jolanthe."
„Ich wollte einen Kranz winden, Tante."
„Für wen?" fragte Fräulein v. Wrede scharf.
„Doch nicht für —"
Jolanthe nickte. „Über jeder Mauer hängen
jetzt weiße und rote Rosen, Tante. Ein ganz kahler
Sarg ist so traurig."
„Gut genug für den Lumpen! Daß du dich
nicht unterstehst, einen Kranz zu binden, Jolanthe!