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Volkswirtschaft und Technik
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Landbaumotor (Lanz), in Nordfrankreich
pflügend.
mitunter noch weniger. Auch kann man die Raten nach Belieben ver-
größern, wenn man zufälligerweise einmal gut bei Kasse ist. So
sammelt sich im Lauf der Jahre ein Kapital an, das dem Kinde etwa
bei Ablauf seines Zwanzigsten Lebensjahres ausgezahlt werden kann.
Auf diese Weise erhält ein junger Mann, der ins Leben tritt, eine
Summe in die Hand, die es ihm ermöglicht, den Betrag als Studien-
geld oder für die Militärzeit zu verwerten. Noch unsere Großeltern

Der deutsche ^D-Pflug in der Türkei. Türkische Soldaten erhalten Unterricht
im Pflugführen.
auch Kartoffelsetzmaschinen verwendet,

werden. Unzählige Lokomobilen und Dreschsätze wurden im Lande und
in den besetzten Gebieten verwendet, um das Korn zu dreschen und zu
reinigen. Darauf endlich wandert das Korn in die Mühlen, um zu
Mehl gemahlen uns das tägliche Brot zu geben. Die Dampflokomobile
wird aber auch zum Ziehen schwerer Lasten gebraucht und leistete
zu diesen Zwecken hinter der Front vorzügliche Dienste. Die Arbeit
mit landwirtschaftlichen Maschinen ermöglichte es uns während des
Krieges» große Bodenflächen zu bebauen und nutzbar zu machen.
So wirkte alles zusammen, um die Absichten unserer Feinde, uns in
Not und Glend Zu bringen» unmöglich zu machen.
Die Versorgung der Kinder,
eine volkswirtschaftliche Aufgabe. Von Magda Trott,
ie Frage nach der Versorgung der Kinder wird zu einem volks-
wirtschaftlichen Problem von größter Bedeutung; von seiner
Lösung hängt in hohem Maße die wirtschaftliche Existenz unseres
Volkes unter den künftigen
erschwerten Bedingungendes
Daseinskampfes und damit
die Gestaltung seiner Zukunft
ab. Die Eltern müssen recht-
zeitigdurchBereitstellung der
erforderlichen Mittel sorgen,
daß ihre Kinder die beste Er-
ziehung und Ausbildung er-
halten, denn unsere Kinder
sind einst dazu berufen, an
der gedeihlichen Entfaltung
unserer Volkswirtschaft mit-
zuwirken. Um dieses Ziel zu
erreichen, sind keine großen
Beträge nötig, denn das ver-
mögen nur die wenigsten zu
leisten. Es handelt sich um
jene Eltern, die heute und
voraussichtlich auch noch in
den nächsten Jahren ihr be-
scheidenes und doch ausrei-
chendes Einkommen haben,
die, wenn auch unter geringer
Entbehrung, ein Weniges
von ihrem Verdienst erübrigen können für die Zukunft der Kinder.
Die jetzige Zeit ist günstig für den Beginn dieser Lebenssparkasse;
wie viele unnütze Sachen werden heute den Kindern, Neffen, Nichten
und Enkeln auf den Geburtstagstisch gelegt. Wäre es da nicht weit
vernünftiger, wenn man dem kleinen Erdenbürger ein Pfand für die
ungewisse Zukunft in die Wiege legte? Wo es die Eltern nicht tun,
könnten es die Paten übernehmen oder andere wohlhabende Ver-
wandte. Es klingt so anspruchsvoll, die Zu-
kunft eines Kindes sichern zu sollen. Man sagt
sich, dazu sind viele, viele Tausende nötig, aber
schon tausend Mark leisteten manchem Menschen
ausreichende Hilfe. Je nach seinen Vermögens-
verhältnissen könnte ein Geber das Kind mit
eintausend, drei-, fünf-, zehn- oder gar zwanzig-
tausend Mark beschenken; aber man kann ja
die Beträge auch in kleinen Raten zahlen, in
Teilen, die jene Ausgabe kaum fühlbar machen.
Durch die aus den Ratenzahlungen entstehen-
den Zinsen erhöht sich der eingezahlte Betrag
von selbst; es ist dann nicht nötig, die vollen
Summen allmählich einzuzahlen, mitunter
macht es für den Geber nur die Hälfte aus,

Landwirtschaftliche Maschinen im Kriege.
Von Hauptmann Lebrecht v. Münchow.
(^<ls im August 1914 die Kriegserklärung unerwartet das Volk
aus seiner alltäglichen Arbeit herausriß und es einer Welt
von Feinden gegenüberstellte, sah sich die gesamte Industrie
vor neue Aufgaben gestellt, die um so schwieriger zu bewältigen
waren, als Millionen von Arbeitern zu den Fahnen strömten. Aber
auch die Landwirtschaft gab alle waffenfähigen Männer her, und
es trat eine doppelte Anforderung an die Fabriken landwirtschaftlicher
Maschinen heran; sie mußten durch Maschinen die Kraft von Menschen
und Tieren in der Landwirtschaft Zu ersetzen suchen und anfangs auch
Mitarbeiten an der Kriegsindustrie Zur Verteidigung des Vaterlandes.
Der Staat, die Militärverwaltung und Privatleute nahmen sich
gleichzeitig der Sache an, und die Landwirtschaft wurde allmählich
immer mehr auf mechanische Weise als Industrie ausgebildet.
Zunächst wird der Acker mit modernen Dampfpflügen, elektrischen
Pflügen und besonders Mo¬
torpflügen bearbeitet. Das
wurde nun durch mechanische
Kraftmaschinen ausgesührt,
so daß die Pferde zu Kriegs¬
zwecken Verwendung fan¬
den und die Ochsen für die
menschliche Nahrung ge¬
mästet werden konnten. Die
Motorpflüge oder Kraft¬
pflüge konnten auch als Vor¬
spann oder Zugmaschinen für-
alle anderen landwirtschaft¬
lichen Maschinen verwendet
werden und ersetzten so die
Gespanne vollkommen; sie
zogen Eggen, Walzen und
Kultivatoren, sie bestellten
das Feld, um es dann mittels
Düngermaschinen mit dem
künstlichenStickstoffdünger zu
bestreuen. Der Same wurde
durch Sä-und Drillmaschinen
dem fruchtbaren Erdreich an¬
vertraut; zum Setzen der
Kartoffeln wurden vielfach
welche durch starke Zapfen Löcher in die Erde stoßen, in welche die
Saatkartoffeln gelegt wurden.
All diese Maschinen wurden aber nicht nur zur Kultur des heimi-
schen Bodens verwendet, sondern die deutsche Militärverwaltung wußte
auch sofort das eroberte Land wirtschaftlich auszunutzen, und bald
grünte auf den Gefilden wieder fruchtbare Saat, wo kurz vorher noch
der Krieg sein Zerstörungswerk verrichtet hatte.
Auch die Ernte der großen bestellten Flächen
mußte mit Maschinen ausgeführt werden, die
von Kraftpflügen gezogen wurden. So sah
man auf den Wiesen die Grasmäher und Heu¬
wender Heu machen, das, auf hohe Leiterwagen
gehäuft, langsam den bergenden Scheunen oder
der nächsten Eisenbahnstation zugeführt wurde.
Da ein Motorpflug vier bis fünf Erntemaschinen
bequem vorwärts zieht und später drei oder vier
Erntewagen gleichzeitig einfährt, war es möglich,
die Ernte von großen Ländereien in kurzer Zeit
einzubringen; unserer Industrie ist es daher zum
großen Teil zu verdanken, daß Englands Aus¬
hungerungsplan nicht verwirklicht werden konnte.
Für die Kornernte benutzt man statt der Grasmäher die Getreide-
mäher und die Binder; die Kartoffeln werden mit den Kartoffel-
erntemaschinen und die Rüben mit Rübenhebern eingeerntet.
Zur Erntezeit trat die Lokomobile als mechanisches Antriebsmittc I
in den Vordergrund; vermittels ihrer Kraft wird durch die Dresch-
maschinen das Korn vom Halm getrennt. Das Stroh wird von Stroh-
pressen gleichmäßig gelegt, gepreßt und kann in Bündeln gebunden
 
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