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Ida v. Reinsberg-Düringsfeld.

Ida Pfeiffer, geborene Reyer.

dem Innern Afrikas antrat, um über Bornu nach dem oberen Nil
vorzudringen. Auf dem Wege von Murzuk nach Ghat ereilte sie
ihr Verhängnis. Sie wurde von räuberischen Tuaregs überfallen
und ermordet. Die so unglücklich endende Frau war ebenso schön
wie geistvoll. Fürstenhöfe standen ihr offen, und sie fand Bewunderer,
wohin sie sich auch immer wenden mochte. Doch Schmerzen, welche
einem wunden Herzen entsprangen, ließen ihr keine Ruhe; sie suchte
Trost und Erholung darin, daß sie die Paläste mit den Wüsteneien
Afrikas vertauschte. Da sie mildtätig und freigebig war, befanden
sich in ihrem Gefolge jederzeit freigekaufte Sklaven in großer Anzahl.
Nichts Abenteuerliches fand sich an ihr, die nichts weniger war als
eine Emanzipierte ihres Geschlechts. Wie Alexandrine Tinno reiste,
mögen nachstehende kurze Angaben über eine ihrer Afrikareisen dar-
tun. Sie führte unter anderem für 800 Pfund Sterling oder 15 900
Mark Kupfer-
geld in zehn
Kamellasten
mit sich, weil
im Sudan klei-
nes Geld zum
Wechseln schwer
zu bekommen
war. Ferner-
waren zwei-
hundert Per-
sonen, dreißig
Esel und Maul-
tiere, vier Ka-
mele und ein
Pferd, Muni-
tion und Pro-
viant auf ein
Jahr aufge-
boten. Bei dem
Gepäck befan-
den sich ein-
einhalb Ton-
nenGlasperlen
und 20 000
Kaurimuscheln,
die als Tausch-
mittelundGeld
dienten.
Auf dem Zentralfriedhof in Wien ruht in einem Ehrengrab eine
der merkwürdigsten und eigenartigsten Frauen, deren Reisen über
Land und Meer zu ihrer Zeit das größte Aufsehen erregten: Ida
Pfeiffer. Geboren zu Wien 1797, erreichte sie ein Alter von einund-
sechzig Jahren. An ihrer Gruft erhebt sich eine sieben Fuß hohe,
aus geschliffenen: Granit hergestellte Pyramide, deren Mitte das
in weißen: Laaser Marmor ausgeführte Bildnis der Weltreisenden
zeigt. Darunter ist ein auf stürmischer See dahinfahrendes Segel-
schiff aus Bronze angebracht; die Spitze des Denkmals ist symbolisch
mit einer Erdkugel, ebenfalls aus Bronze, gekrönt. Eine Frau von
ungeheuerer Energie, unternahm sie erst in: fünsundvierzigsten Jahre
ihre erste Weltreise. Alexander v. Humboldt gab Ida Pfeiffer
beim Antritt einer ihrer späteren Reisen nach Madagaskar ein Emp-
fehlungsschreiben mit, worin er unter anderem betonte, daß sie nicht
nur durch edle Ausdauer berühmt sei, die sie inmitten vieler Ge-
fahren und Entbehrungen zweimal um die Welt geführt habe,
sondern vor allem auch durch die liebenswürdige Einfachheit und
Bescheidenheit, die in ihren Werken vorherrsche, durch die Wahrheit
und Reinheit ihres Urteils, die Unabhängigkeit und gleichzeitige
Zartheit ihrer Gefühle. Wohin sie auch kam, erweckte sie überall
durch Liebenswürdigkeit und große Kenntnisse die Teilnahme der
Menschen. Ihre Reiseerlebnisse veröffentlichte sie in verschiedenen
Werken, die rasch hintereinander mehrere Auflagen erlebten und in
viele fremde Sprachen übersetzt wurden. Ihre wahrheitsgemäßen
Schilderungen lesen sich wie spannende Romane.
Eine Forschungsreisende und zugleich gewandte Reiseschrift-
stellerin war die 1815 zu Militsch in Niederschlesien geborene und

Frauen als Welt- und Forschungsreisende.
Von Or. Adolph Kohut.
(^Xie Geschichte der Weltreisen weist neben bahnbrechenden
Forschern und Entdeckern auch einige von Wissensdurst und
Liebe zur Natur beseelte Mädchen und Frauen auf, die sich
um die Kenntnis ferner Länder große Verdienste erwarben und
Anerkennung und Ruhm ernteten. Manche unter ihnen zeichneten
sich durch Unerschrockenheit und Kühnheit aus und wurden geradezu
Märtyrerinnen ihres Forschungseifers und ihrer Sehnsucht, Pfade zu
beschreiten, die bis dahin der Fuß keines Europäers betreten hatte.
In älterer Zeit unternahm die Markgrüfin Karl Alexander von
Ansbach, eine geborene Elisabeth Craven — 1750 bis 1828 —, große
Reisen durch
ganz Europa;
später, nach¬
dem ihr Gatte
seineLänderan
Preußen ab¬
getretenhatte,
wurde sie von
KaiserFranzll.
zur Reichsgrä¬
fin erhoben.
Sie veröffent¬
lichte zahl¬
reiche, geist¬
voll geschrie¬
bene Reisebe¬
richte. Beson¬
ders wertvoll
ist ihr Werk:
„Briefe über
eine Reise durch
die Krim nach
Konstantino¬
pel. "Es zeugt
von klarem und
sachlichem Ur¬
teil dieser un¬
gewöhnlichbe¬
gabten Frau,
daß sie der Türkei und den: türkischen Nationalcharakter stets ungetrübte
Gerechtigkeit zuteil werden ließ. Über das Betragen der Türken gegen
das zarte Geschlecht findet sie nicht Worte genug der Anerkennung.
So schrieb sie: „Ein Türke wird Zum Tode verurteilt, seine Papiere
werden untersucht, man bemächtigt sich aller Sachen in: Hause,
aber die Frau wird versorgt, und ihre Edelsteine bleiben ihr. Der
Harem ist heilig." Auch die Höflichkeitsbezeigungen der Türken
hob sie rühmend hervor; sie bemerkte: „Ich wollte, der türkische
Gruß wäre Mode an Stelle unserer lächerlichen Verbeugung, die
nichts ausdrückt und selten wohlgefällig gemacht wird. Der Türke
legt seine rechte Hand auf sein Herz und biegt sich ein wenig vor-
wärts. Ich versichere, daß dieser Gruß, wenn er von einem Lächeln
oder einem ernsthaften Blick begleitet ist, weit mehr ausdrückt, als
alle unsere europäischen Begrüßungen, die ich mit Vergnügen bei
der Hälfte meiner Bekannten entbehren möchte."
Ein tragisches Schicksal ereilte die Afrikareisende Alexandrine Tinno,
eine Holländerin, die in den Jahren 1856 und 1858 ihre Mutter
nach Ägypten begleitete, welch letztere 1861 ganz dahin übersiedelte.
Alexandrine Tinno unternahm mit ihrer Mutter und ihrer Tante
1862 ihre erste große Reise nach dem oberen Nil bis Gondokoro.
Im Februar 1863 begann sie von Chartum aus ihre zweite Reise,
von den bekannten Forschern Heuglin und Steudler begleitet, nach
dem Gazellenfluß und Dschur. Dort traf sie das Unglück, ihre Mutter
und ihre Tante als Opfer des mörderischen Klimas zu verlieren.
Doch brach ihre mutige Seele dadurch nicht, und ihr Forschungs-
trieb blieb so lebendig, daß sie in: Juli 1868 Algier und Tunis be-
suchte und im Januar 1869 von Tripolis aus eine neue Reise nach
 
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