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Kreis Erfurt.

oberste hat auf jeder seiner acht Seiten ein zweitheiliges Spitzbogenfenster mit
einfachem Masswerk und ist von einem achtseitigen steinernen Zeltdache bedeckt.
Die Ecken werden von drei Rundstäben eingenommen, die sich von dem mehrfach
gegliederten Kranzgesimse des unteren Geschosses bis zum einfachen Dachgesimse
hinaufziehen. Die Abschmiegung der Fenster ist durch eine Hohlkehle bewirkt,
durch die sich ein Rundstab zieht. Die Gesammthöhe überragt nur wenig die des
Dachs des Mittelschiffes (Eine Abbild, der Thurmspitze bei Puttrich, 1. c. Taf. 11).
Das Innere.
Die Predigerkirche ist eine frübgothische Basilica mit einem Mittelschiffe und
zwei Seitenschiffen, die durch einen einschiffigen Chor abgeschlossen werden und
deren Inneres durch Einfachheit und Planmässigkeit einen wohlthuenden Ein-
druck macht (Nr. 47).
Schnaase bemerkt (1. c. V, S. 441): „Die Anordnung der Kirche besteht in
einem Langhause ohne Querschiff, aber von bedeutender Länge, die nicht durch
die Zahl der Abtheilungen, sondern dadurch bedingt ist, dass der Pfeilerabstand
fast die Breite des Mittelschiffs erreicht. Jede Abtheilung ist daher auch bei der
späteren Ueberwölbung durch zwei schmale Kreuzgewölbe bedeckt, deren trennender
Quergurt auf einer über der Spitze des hochaufsteigenden Scheidbogens angebrachten
Konsole ruht. — Die ganze Länge besteht also aus selizehn sehr schmalen Ge-
wölben. — Die Seitenschiffe haben zwar nur halbe Mittelschiff breite, aber in Folge
des grossen Aufschwungs der weiten Schildbögen eine mehr als gewöhnliche Höhe,
so dass die Oberlichter sehr klein sind. Die Anlage hält also gewissermassen die
Mitte zwischen der hergebrachten Basilicaform und der Hallenkirche. Das be-
wegende Motiv ist offenbar die durch die weite Spannung der Scheidbogen er-
langte Ersparung von Pfeilern; die Kenntniss von der Tragweite des Spitzbogens
und der Wirkung der Strebepfeiler ist also hier in eigenthümlicher Weise zur
Verminderung der Mauermassen benutzt. Die Profilirung der Scheidbogen und
Gurten und die Behandlung der Kapitäle ist rein gothisch, wenn auch sehr einfach
und fast roh, und der Totaleindruck durch die klaren und harmonischen Verhält-
nisse ein völlig befriedigender.“
Die Länge des Langhauses beträgt 72 m; dessen Breite 19m, die des Chors
beim Hochaltäre B3/^m. Dreissig Säulen, von denen sechsundzwanzig frei stehen,
die vier anderen an die Mauer anstossen, tragen das Gewölbe und scheiden das
Mittelschiff' von den Seitenschiffen. Sie sind einfach achteckig und endigen in
Kapitäle, welche Blätterschmuck zeigen. Doch stimmt dieser nur bei den sich
gegenüberstehenden Paaren überein und deutet so auf die verschiedenen Abschnitte,
in denen die Ausführung des Baus erfolgt ist. So sind die drei ersten Säulen-
paare vom Chor aus gleichmässig mit Blätterknäufen geziert, das vierte und das
fünfte Paar hat nur links Blätter, während die rechte Seite des Kapitäls ohne
Verzierung ist, das siebente, das achte und das neunte Säulenpaar hat an jeder
Seite zwei gleiche, aber die Seiten miteinander verglichen, verschiedene Sims-
kapitäle, das zehnte bis dreizehnte Paar haben wieder übereinstimmende Kapitäle.
Aehnliche Verhältnisse walten bei den miteinander correspondirenden Fenstern ob.
Das Gewölbe überdeckt in gleicher Breite Chor und Schiff. Die Rippen
desselben ruhen auf ausgekragten Diensten, deren lange Reihen die Wirkung der
 
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