Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Tettau, Wilhelm
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 13): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Erfurt und des Erfurter Landkreises — Halle a. d. S., 1890

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.41154#0302
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kreis Erfurt.

bildeten Mauerfeldes zeigt sich ein Rundbogenfenster in einfachster Gestalt, dessen
untere Abschrägung sich bis auf die Aussenseite der zwischen den Pfeilern be-
findlichen Mauer erstreckt (Kallenbach, 1. c. Taf. IX).1
Am Chore und an den Absiden fehlen im unteren Theile die pilasterartigen
Vorsprünge und es ruhen die Halbsäulen auf einer keilförmigen Basis, deren
senkrechte Vorderfläche die Form eines Trapezes zeigt. Die Mauer des nördlichen
Seitenschiffes ermangelt, da sie die Rückwand des anstossenden Klostergebäudes
gebildet hat, ebenso wie ursprünglich der Fenster, so auch der Gliederungen, doch
deuten zwei in entsprechender Höhe befindliche Steinbogen darauf, dass hier
ebenfalls ein Würfelfries angebracht gewesen, der aber bei Erhöhung des an-
stossenden Gebäudes, wohl bei dem in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
vorgenommen Umbau des Klosters beseitigt worden ist.
Die Kirche ist mit drei Eingängen versehen, von denen aber nur das Portal
des südlichen Querschiffes auf architektonische Bedeutung Anspruch machen kann.
Dasselbe, das noch gut erhalten ist, zeigt massige und etwas schwerfällige Formen,
drei kräftige, viereckige, pfeilerartige Abstufungen ohne Säulen, aus zwei Wülsten,
zwischen denselben Plättchen, und einer abgeschrägten Hohlkehle bestehende
Basen und Kapitäle, die sich oben in einem Halbkreise zusammensckliessen, der
von drei Seiten eines Dreiecks umgeben ist, dessen innere Abschmiegung eben
solche würfelförmige Verzierung zeigt, wie das Gesims der Umfassungsmauer.
Ueber dem geradlinigen aus einem einzigen Steine bestehenden Thürsturz befindet
sich ein vertieftes halbkreisförmiges Giebelfeld, auf welchem noch die Spuren ur-
sprünglicher Bemalung sichtbar sind (Puttrich, 1. c. S. 17, 18, Bl. 3. D. D. Bl. 11
Nr. 2 u. 3. Kallenbach, 1. c. Tafel IX, 1). Die noch wahrnehmbaren Umrisse zeigen
eine, zwischen zwei knieenden Engeln mit Weihrauchfässern sitzende Maria mit
dem Christkinde auf dem Schosse, die anscheinend in der Linken die Weltkugel
oder einen Apfel hält, und mit dem rechten Arme das Kind umfasst. Das Bild
wird von einer, so viel sich erkennen lässt, maurische Motive enthaltenden Bordüre
umgeben. Die Entstehungszeit ist wohl in den Ausgang des 13. oder den Anfang
des 14. Jahrh., gleichzeitig mit den Wandmalereien in der Kapelle Corporis Christi
zu setzen (Böckner, 1. c. II, S. 98,101). Auch die beiden Zwickel der rechtwinkligen
Umrahmung des Bogenfeldes sind, wie einzelne noch erkennbare Linien andeuten,
mit Malereien versehen gewesen, letztere aber jetzt so beschädigt, dass der dar-
gestellte Gegenstand nicht mehr erkennbar ist.
Neben dem Ostportale an der Südwand des südlichen Thurmes zeigt sich
ein durch eine in den Stein gegrabene Zeichnung gebildetes Bild Christi mit den

1 Die Masse dieser Bautkeile betragen nach Erlandsens (1. c. S. 18t) Messungen: Höhe
des Laughauses und des Chors von der Unterkante des Fussgesimses bis zur Höhe des
Hauptgesimses 8,46 m. - Höhe des Fussgesimses 1,04m. — Abstand der Pfeiler von Mitte zu
Mitte 4,65m. — Breite derselben 0,45m. — Durchmesser der Säulen am Langhause 0,22m,
am Chore 0,17 m. — Höhe derselben von der Unterkante der Basis bis zur Oberkante des
Kapitals 2,56 m. — Flöhe der Basis 0,28 m. — des Kapitals 0,25 m. — Breite desselben 0,31m.
— Ausladung des Hauptgesimses vom Kapital in horizontaler Richtung 0,42 m. — Höhe des-
selben in vertikaler Richtung 0,70m. — Lichte Weite der Fenster des Langhauses 1,03m,
deren lichte Höhe 2,18m. — Lichte Weite der Fenster an den Westthürmen 1,03m, deren
Flöhe 2,30m, — Lichte Weite des Südportals 1,70™. — Lichte Höhe desselben 2,63m.
 
Annotationen