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Tettau, Wilhelm
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 13): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Erfurt und des Erfurter Landkreises — Halle a. d. S., 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.41154#0368
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346

Kunststatistische Uebersicht.

Häuser znm schwarzen Löwen, Sonnenberg, güldenen Krone, rothen Ochsen, zum
grossen Pfluge, goldenen Rade, zu den güldenen Krönbacken, zur grossen Arche
(mit gothischen Bestandtheilen) und zum Greifenstein, aus der Spätrenaissance
die Häuser zum Helm, zum breiten Herde (mit Hinneigung zum Barock), zum
Mohrenkopf, zum Stockfisch und zum grossen Christoph.
Aus der Periode des Barockstyls sind nur einzelne Theile von Gebäuden,
deren ursprüngliche Anlage einer früheren Zeit angehört, so die Neuwerkskirche,
die Giebel der Schottenkirche und der Kirche des Karthäuserklosters, sowie einige
innere Bestandteile, wie die Kanzel der Severi- und der Kaufmannskirche.
Unter den Kirchen Erfurts befinden sich nur zwei Hallenkirchen, der
dreischiffige Dom und die fünfschiffige Severikirche. Die Kirchen des Peters-, des
Augustiner- und Reglerklosters, sowie die Kaufmanns-, die Prediger- und die
Barfüsserkirche sind dreischiffige Pfeilerbasiliken, doch halten die beiden
letzteren infolge des grossen Aufschwungs der weiten Schildbögen, die den Seiten-
schiffen eine mehr als gewöhnliche Höhe geben, gewissermassen die Mitte zwischen
der hergebrachten Basilikenform und der Hallenkirche. Zweischiffig, mit dem
ursprünglich einschiffigen Bau später hinzugefügten Seitenschiffen, sind die Kirche
des Ursulinerklosters, die Lorenz-, die Allerheiligen- und die Michaeliskirche, ein-
schiffig die Wigberti-, Andreas-, Thomas-, Hospital- und Egidienkirche, so wie die
Marien-Magdalenen- und die h. Brunnenkapelle.
Das Baumaterial besteht ohne Ausnahme aus Kalk- oder Sandstein, meist
dem letzteren —- gebrannte Steine sind nirgends angewendet —, doch sind nur der
Dom, die Severi-, die Prediger- sowie die Kirchen des Peters- und des Ursuliner-
klosters und der Bartholomäusthurm durchgängig von behauenen Quadersteinen
aufgeführt, wogegen die übrigen Kirchen dergleichen nur an den Eenster- und
Thüreinfassungen, den Ecken und den Plinthen enthalten, die Füllmauern aber
blos aus Bruchsteinen bestehen. Mit einem Kalkbewurf ist, ausser der nicht mehr
zum Gottesdienst benutzten Egidienkirche und den im wesentlichen neuerdings
umgebauten Kirchen, der Neuwerks- und der Martinikirche, nur die Michaelis-
kirche versehen.
Die Umfassungsmauern der Kirchen laufen fast durchgängig parallel.
Eine Ausnahme bilden der Dom, die Allerheiligenkirche, die nicht nur eine ge-
brochene Linie zeigt, sondern bei der auch die Mauern ungleiche Höhe haben, die
Kaufmannskirche, bei welcher der Giebel abgeschrägt, und die Michaeliskirche, bei
welcher die Langseite stumpfwinklig gebrochen ist. Der Dom hat ausserdem die
Eigenthümlichkeit, dass seine Achse eine gebrochene Linie bildet, und dass seine
Fundamente theilweise nicht in dem natürlichen Boden ruhn, sondern durch
einen künstlichen Unterbau, die Cavate, gebildet werden.
Kreuzesform haben nur die drei grossen Kirchen, der Dom, die Severi-
kirche und die Kirche des Petersklosters, alle übrigen bestehen nur aus Chor und
Langhaus.
Der Chor Schluss ist etwas häufiger polygon als rechtwinklig. Das erstere
findet statt: bei dem Dom mit fünf Seiten eines Zehnecks, bei der Severikirche
mit fünf Seiten eines Achtecks, bei der Wigberti-, Martini-, Neuwerks-, Prediger-,
Barfüsser-, Kaufmanns- und Hospitalkirche sowie der Marien-Magdalenen- und
heil. Brunnenkapelle, mit drei Seiten eines Achtecks. Graden Chorabschluss haben
 
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