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Kreis Aschers]eben.

Anordnung der einzelnen Grundstücke an der Bitterstraße und den westlich
daranstoßenden übrigen Teilen. Die ganz schmale, von Nord nach Süd gehende
Gasse, die beim Beginn der Kitterstraße sich abzweigt und auf die Eine stößt,
bildet demnach die alte Grenze.

Daß die Höhe der Margarethenkirche, die Neustadt, späteren Ursprungs ist,
geht mehr aus ihrer Zugehörigkeit zum anderen Dingstuhl, zu dem zuletzt die
Neustadt und die Dörfer gehörten, hervor als aus ihrem Namen. Doch muß
auch dieser Stadtteil alt sein; seine Bezeichnung Neustadt erhielt er wahrschein-
lich im Gegensatz zur ältesten, eben behandelten Stadt. Es wäre wenigstens
nicht verständlich, wenn eine so günstige Stelle, die den Fluß sowohl wie die
Keichsstraße noch mehr beherrschte als die Burg, lange ganz unangebaut
geblieben wäre. Daß die Burg aber nicht hier angelegt worden ist, dürfte
seinen Grund darin haben, daß eine solche den Schutz eines ringsumlaufenden
Wassergrabens entbehrt hätte.

An den alten, an der Eine liegenden Stadtteil schloß sich später die eigent-
liche Stadt an, die sich um die Stephanskirche in planmäßiger Anlage bildete.
Um diese ward zunächst der geräumige Markt abgesteckt, der von der Breiten-
straße, dem Bäckerstiege (jetzt Straße hinter dem Turm), dem Hopfenmarkt und
der den östlichen Teil begrenzenden Häuserreihe begrenzt gewesen sein muß.
Denn während die westlich, nördlich und östlich an diesen Marktplatz anstoßenden
Stadtviertel durchweg in große Grundstücke mit beträchtlichen Hofräumen zer-
legt sind, bilden die jetzt nördlich und südlich, wie zum Teil auch nordwestlich
von der Kirche liegenden Häuserblöcke nur kleine Parzellen, in denen die Hof-
räume entweder sehr klein oder gar nicht vorhanden sind. Dies beweist eben,
daß diese Häuser erst gebaut worden sind, als es keine ausreichenden Bauplätze
in der Stadt mehr gab. Die Größe des ursprünglichen Marktes (etwa 1,6 Hektar)
entspricht dann auch der anderer alten Städte (Quedlinburg etwra 2 H., Zeitz
2,2 H., Halberstadt 2 H. etc.). — Die großen Besitzstücke, in welche die Haupt-
viertel zerfallen, lassen erkennen, daß der Ackerbau die Beschäftigung der neuen
Ansiedler war; denn sonst hätte man nicht so viel Kaum für Höfe und Hinter-
gebäude nötig gehabt. Die Ansiedler sind denn auch sicher solche gewesen, die
ihre in der Nähe gelegenen Dörfer1 verlassen hatten und sich zu einem größeren
Ganzen zusammenschlossen, ohne deshalb in ihrer sonstigen Lebensweise etwas
zu ändern; nur daß sie es etwas weiter hatten, auf ihre Felder zu kommen.
Dafür genossen sie größere Sicherheit und vor allem die Vorteile eines Marktes.
Wann ihnen aber dies Marktprivilegium von ihrem Grundherrn, dem Askanischen
Grafen, verliehen wurde, ist nicht bekannt. Es läßt sich aber vermuten.

Es gibt nur wenige Orte, die schon im 8. Jahrhundert eine solche Markt-
gerechtigkeit erhalten haben; erst im 10. Jahrhundert beginnen sie häufiger
zu werden. Selbst das alte Quedlinburg hat sein Privileg erst 994 erhalten.
Nun läßt sich ein Anhalt gewinnen aus der Gestalt und Lage der alten Stephans-
kirche. Wie unten ausführlich gezeigt werden wird, hat die frühromanische
Kirche, die vor der jetzigen dort stand, genau dieselben Größenverhältnisse
gehabt, als die in Gernrode nach ihrer ursprünglichen Anlage, die nur in einem

1 Vgl. die Wüstungen der Feldmark am Schluß.
 
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