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Altenrode. Darlingerode.

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Die älteste Merkwürdigkeit des Dorfes ist ein Steinkreis, dicht an der
Dorflage nach Osten zu, im südöstlichen Winkel einer sehr alten Kreuzung zweier
.Strassen, auf einem Jahrhunderte alten Anger, der in der Separation zum neuen
Gottesacker ausgewiesen ist.

Der Kreis hat 9 bis 10 Meter Durchmesser und liegen in seinem Umfange
sieben grosse Feldsteine (Geschiebe) in unregelmässiger Verkeilung platt auf der
Erdoberfläche, westlich dichter, östlich lichter, gleichsam für den Eintritt. Mach
einer alten Sage heisst der Ort Kaiserplatz, die Steine Kaisersteine, und der ein-
geschlossene Kaum die Freistätte, weil ein sich hierher flüchtender Verbrecher
Goslar’s sich unverletzlich machen könne, frei sei. (Ygl. J. Grimm, deutsche
Rechtsalterthümer, Göttingen 1828, S. 886 von den Freistätten).

Der Platz scheint indessen eher eine Gerichtsstätte gewesen zu sein, weil unter
freiem Himmel zu Recht gesprochen wurde. Solche Plätze waren rund und Messen
auch der Ring; der Schöffen oder Geschworenen waren sieben, auch wohl nur
sechs, nie aber über zwölf (für die grösseren Gerichte). Der Richter sass westlich, zu
jeder Seite desselben 3 Schöffen und an der Ostseite traten die Äbzuurtheilenden ein.
Die Stelle des jedenfalls zu unterscheidenden Tliie ist bei Ä. noch nicht nachgewiesen.

Auf eine zweckmässige Weise ist der neue Gottesacker hierher verlegt, um
den historischen Platz mehr zu schützen, und sind die Steine durch einen dahinter
stehenden Baum ausgezeichnet.

Vor der Restauration, bezwr. vor dem gänzlichen Umbau der Altenröder Kirche
befand sich auf deren Altar ein Holz sehr ein mit 2 Flügeln, der aber jetzt nach
der Alterthums-Sammlung in Wernigerode geschafft ist. Leider ist er im Mittel-
bilde und an der Aussenseite der Flügel stark beschädigt. Das Mittelbild, welches
wahrscheinlich einen reich gemusterten Goldgrund besass, zeigt in einer Reihe
4 ganz vorketende Apostelfiguren aufConsolen mit ihren Kamen (in Minuskeln):

8’ aubrea*. 8’ Aacobus min. §’ pbiltppL 8’ tomas.

Auf der Innenseite der Flügel sind ebenfalls Figuren von Heiligen, zwar nur ge-
malt, aber von einer so stilvollen Darstellung, so grossen Sauberkeit in der Pinsel-
führung und erfahrenen Abtönung, dass auf einen vorzüglichen Maler des 15. Jahrh.
geschlossen werden darf. Die betreffenden Figuren sind links oben S. Georg auf
dem Drachen, unten S. Antonius mit dem Taukreuz und den 2 Bettlerglöckchen
daran, nebst Buch; rechts oben die Titelheilige der Kirche, S. Anna, selbdritt,
unten S. Silvester als Papst mit Hirtenstab. Die Aussenseiten sind so dick iiber-
weisst, dass umsoweniger etwas darauf zu erkennen ist, als der Aetzkalk die
Farben verzehrt hat und das Holz durchscheinen lässt. Um so überraschender
erscheint das so überaus schön gemalte Innere, nach Oefthung der rohen Aussen-
seiten der Flügel.

Darlingerode 1

besitzt eine neue kleine Kirche ohne alles Interesse. Auf deren altem, plumpem
Thurm hängen zwei alte Glocken von 0,60 und 0,58m Durchmesser; die grössere
mit der oberen Minuskelinschrift:

jünno t Domini ♦ m° t cc«° ♦ Im

die kleinere (1791) von J. Gg. Gethwerth in Halberstadt gegossen.

1 Vgl. Ztschr. des Harzy. XII, 179,
 
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