Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Veckensteclf. Wasserleben,

75

ihnen die grössere 1798 durch Friedrich Gottlieb Brackenhoff in Halberstadt
gegossen, während die kleinere vom Jahre 1465 stammt und folgende eigenthtim-
liche obere Umschrift in Minuskeln enthält.

dh

+ pst m bis öua c I* ct u

dh

iiu fccit rriiciö öfiinttn nomine aiipnii ^
o re* iilorie neiti cF pF

Die Jahreszahl ist darin, wie zuweilen geschieht, als Rechenexempel nachge-
wiesen. Ob darin der Name „anpan“ der des Glockengiessers ist, oder das Wort den
Klang der Glocke nachahmen soll — anpan — campana— wie bambam auf einigen
alten Glocken, ist zweifelhaft. (Vergl. Otte, S. 82, Z. 4 v. ob.)

Veckenstedt führte bis ans Ende des 16. Jahrh. ein eigenes Siegel, das ein
Kleeblatt an einem Stiele und ganz kurzem Blattstiele mit der abgekürzten Jahres-
zahl (15)97 zeigt und den Namen FECHTEN . STED cga. Später, so 1770 bis 1807,
wird dieses Siegel mit dem gräflich-stolbergischen vertauscht.

Im Privatbesitz fand sich hierselbst vor einiger Zeit ein reich geschnitzter Kasten
oder Lade vor, s. nebenstehende Fig. 58, dessen Bestimmung nicht bekannt ist. Der-
selbe hat nunmehr auf Schloss Wernigerode eine Stelle gefunden und dürfte wohl
aus wenig späterer Zeit stammen, als die gleichgeformte Kleiderlade in der Ober-
pfarrkirche zu Wernigerode, (vgl. weiter unten).

Wasserleben.

Ziemlich genau nördlich, nur wenig nach Westen abbiegend, liegt 11,20 Km.
von Wernigerode entfernt das Dorf Wasserleben, Archidiakönat Dardesheim,
das mit rund 1650 Einwohnern jetzt nach der Volkszahl der fünfte Ort der Graf-
schaft ist. Das Dorf, dessen Name noch bis ins vorige Jahrhundert Waterler oder
Wässerter lautete, stand in .kirchlicher Beziehung bis zum Anfang des 14. Jahrh.
unter der Mutterkirche des einst südöstlich davon gelegenen Hus- oder Hausier.
Durch ein ins Jahr 1228 gesetztes Heiligenblutmirakel erhielt der Ort einen ge-
wissen Ruf. Ueber der Stelle, wo die blutende Hostie gefunden war, erhob sich
um 1290 eine Kapelle. Im Jahre 1300 wird zuerst das in Verbindung damit
unter Bischof Hermann von Halberstadt gegründete, nach der Cisterzienserregel
eingerichtete und von Wöltingerode aus besetzte Jungfrauenkloster genannt, dem
auch im Jahre 1302 die dem heil. Jacobus d. Ä. geweihte Pfarrkirche übergeben
wurde. Das durch seine aus ziemlich später Zeit aber in alterthiimlicher Gestalt
auf uns gekommene Legende und den Heiligenblutkultus merkwürdige Kloster
gelangte sonst äusserlich, und soweit irgend ersichtlich auch innerlich, nie zu
einer besonderen Blüthc. Die bis zur Reformationszeit dauernden Wallfahrten
hierhin scheinen sich seit der Erschütterung des Reliquienglaubens im 15. Jahrh.
auf einen ganz engen Kreis beschränkt zu haben. Die Grösse des Convents be-
trug ums Jahr 1496 mit Einschluss der Conversen 38 Personen. »Sei t der Ver-
wüstung durch die Landleute im Jahre 1525 kam das Kloster in eine grössere
Abhängigkeit von der Landesherrschaft, den Grafen zu Stolberg, die auch Halber-
stadt gegenüber die Abhängigkeit der Pröpste und Aebtissinneu bis in den

füllet' rtitiU’ |
 
Annotationen