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Drübeck.' Hasserode.

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Andeutung soll die älteste wernigerödische Pfarrkirche S. Silvesters die alte Be-
gräbnissstätte des hasserödischen Geschlechts gewesen sein.

Für die Ortsgeschichte kommt aber' am meisten in Betracht die Stellung,
welche die von Hartesrode als oberste Holzwarte einer Holzmark, des später so-
genannten Landmanns, einnahinen. Jene Mark im Quellgebiet der Holtemme
war ursprünglich, gleich dem übrigen Harzwalde, ein Theil des kaiserlichen Reichs-
bannforsts und in nicht zu bestimmender Zeit mit der Immunität vom auswärtigen
Grafengericht an die Grafen von Wernigerode oder deren Vorgänger begabt
worden. Hier hegten nun kraft gräflich wernigerödischer Einsetzung bei der
Hogen- oder Hohenwart, auch Haus Hasserode genannt, die gleichnamigen Ritter
des Holzgericht, die Achtwort oder Echtwort. Zu diesem Märkergerichte gehörten
nun ausser Hasserode und Reddeber noch sieben Dörfer vor dem Huy: Heudeber,
Danstedt, Ströbeck, Athenstedt, Aspenstedt, Sargstedt und Ronstedt (wüst nördl.
von Halberstadt).

Das alte, hoch oben im Thal gelegene Dorf Hasserode hatte einst eine dem
heil. Andreas geweihte Kirche, für deren Bau noch 1488 ein Ablass gegeben wurde,
und deren Lehn in alter Zeit dem Kloster Drübeck gehörte , die aber nach der
Reformation der Nikolaikirche in Wernigerode einverleibt wurde. Sie war schon
im 16. Jahrh. wüst, und die heutige 1847 eingeweihte, nach einem Plane König
Friedrich Wilhelms IV. von Stiller im byzantinischen Stile erbaute und mit einem
aus Schloss-Gröningen stammenden Bilde — vermuthlich einer Arbeit Offingers
aus dem Jahre 1598 — ausgestattete byzantinische Kirche ist bereits die Nach-
folgerin eines 1773 an der Stelle der jetzigen Pfarre gebauten Kirchleins (Ein-
trachtskirche). Nach Abbruch des bischöflichen Palastes samt der der h. Barbara
geweihten Capelle darin, hatte man, weil dieser Gebäude-Complex in Privathände
übergegangen war, das eben erwähnte Altarbild, lm breit, 1,25m hoch, längere
Zeit in einen verlorenen Winkel der Klostergröninger Kirche gestellt, wo es mehr-
fache Beschädigungen erleiden musste. Den Werth dieses Bildes erkennend, er-
warb sich der damalige königliche Bau-Inspector Blumenthal zu Halberstadt
das Verdienst, dasselbe für den Ankauf und die Wiederverwendung in der mit
königlichen Mitteln erbauten Kirche zu Hasserode zu empfehlen, was auch gelang,
wobei die Restauration in Berlin auf der Akademie unentgeltlich ausgeführt und
ein neuer Rahmen hierzu geliefert wurde. Nach weiterer Mittheilung hatte man
aber ganz unmotivirt in Berlin das Bild verkleinert und eine nicht unbedeutende
Breite mit dem Rahmen ringsum verdeckt; auch bemerkte man nachträglich will-
kürliche Retouchen von ungeschickten Händen. Dies ist nun von der Hand des
in Wernigerode wohnhaften erfahrenen und geschickten Malers Friedrich Keyser
mit grosser Sachkenntnis und rühmenswerther Pietät verbessert und das Bild
möglichst in den anfänglichen wirkungsreichen Zustand, also auch in die ur-
sprüngliche Grösse, zurückgebracht worden.

Es enthält eine sehr figurenreiche Kreuzigungsscene von Meisterhand, im
Styl der Zeit, die durch die aufgesetzte Jahreszahl 1598 bezeichnet ist. Die Über-
sichtlichkeit der Anordnung, der herrliche Aufbau einzelner Gruppen, der zu-
treffende und tiefempfundene Ausdruck einzelner Köpfe, die Weichheit und feine
Modellirung des ideal gehaltenen Christuskörpers, die realistischere Ausführung
dagegen der beiden Schächer und die verschiedenen Gern üthseindrücke der übrigen
 
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