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Kreis Wernigerode.

dreissigjährigen Krieg hinein behaupteten. In Folge einer von zwei abgesetzten
und zum römisch-katholischen Bekenntniss übergetretenen Klosterpersonen hei
Kaiser Ferdinand II. vorgebrachten Klage und Entscheidung des kaiserlichen Hof-
gerichts wurden erst jene Personen am 20. Juli 1624 wieder eingesetzt, dann mit
kurzer Unterbrechung und Modalitäten das Kloster von gegen 1627 — 1650 gewaltsam
von den Kaiserlich - Katholischen besetzt gehalten. In Folge des westfälischen
Friedens kam es an die Grafen zurück, die es unter der von da ab stärker
hervortretenden brandenburgischen Oberlehnsherrlichkeit nach vorübergehenden
Missverständnissen ungestört behaupteten. Die letzte übriggebliebene Kloster-
jungfrauenstelle wurde im vorigen Jahrhundert mit Kloster Drübeck verbunden.
Yon den Klostergebäuden ist, besonders verheerender Feuersbrünste wegen, nichts
auf uns gekommen. Das für die Zahl der Klosterjungfrauen gegen Ende des
Mittelalters zu enge Kloster war unmittelbar mit der Heiligenblut- oder Marien-
kapelle verbunden. Die — abgesehen von der darin hängenden Glocke — jeder
Zier aus alter Zeit beraubte kleine oder Gottesackerkirche vor dem Dorfe wurde
ums Jahr 1600 von dem Pastor Balthasar Yoigt neu gebaut und wird ums Jahr 1640
die kleine Kirche zu S. Maria Elisabeth außerhalb des Dorfs genannt. Dazu würde
der seit Mitte des 14. Jahrli. errichtete Altar U. L. Frauen-Botschaft stimmen,
wenn es nicht bezeugt wäre, dass derselbe im Kloster selbst lag. Nach ihrem
alten Patron S. Jacobus nannte man die Pfarrkirche des Dorfs auch noch in
evangelischer Zeit, bis nach dem dreissigjährigen Kriege die für den Gottesdienst
nicht mehr in Betracht kommende Erinnerung verloren ging.

Die Kirche ist bis zur Hässlichkeit stark verbaut, der Thurm stallähnlich, das
Meiste überhaupt aus der Zeit der Renaissance und vielleicht nur der eine Kreuzvor-
sprung aus dem Mittelalter. Tom ehemaligen Nonnenkloster ist jede Spur ver-
schwunden. Auf dem Altar ist eine gemalte Kreuzigung von wenig Werth, aus dem
18. Jahrh., auch zwei andere Bilder in Oel, Geisselung und Kreuztragung, sind werthlos.

Die beiden Glocken, von 1,04, 0,84m Durchmesser, sind von Hevse Meyer in
Wolfenbüttel gegossen, bezw. 1698, 1671.

In der südwestlich belegenen, aus Fachwerk erbauten, unansehnlichen
Gottesackerkirche befindet sich als einzig Merkwürdiges eine sehr alte Glocke ohne
Schrift von 0,50m Durchmesser.

Das Siegel von Wasserleben (1756 zuerst) hat zwei (aus dem Wasser) wachsende,
mit den Köpfen nach oben gerade aufsteigende Forellen und die Umschrift

WASSERLEBISCHES . GEMEIN SIGIL I . D . WERN . GRAFSC .

Wernigerode Schloss.

Des, wie bereits erwähnt, wohl gegen den Anfang des 12. Jahrh. erbauten
Schlosses wird in älteren Quellen selten gedacht. Yon dem Yorhandensein einer
Kapelle gibt im Jahre 1259 zuerst die Erwähnung eines capellanus in Castro
Zeugniss. Eine etwas genauere Vorstellung von dem Bairwerke selbst gewinnen
wir erst zu stolbergischer Zeit aus den zwischen 1438 und 1445 aufgenommenen
Inventaren. 1438 stehen in der gräflichen Kemenate zwei Betten, in der Keme-
nate darunter ein Bette, eins in der Schreiberei, zwei in der dabei befindlichen
Laube, zwei in der Küche.
 
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