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Kreis Wernigerode.

Drübeck.

Archidiakonat Utzleben. Es tritt in einer zwar vemnechteten, sachlich aber
ganz unverdächtigen Urkunde v. J. 877, in welcher der Ostfrankenkönig Ludwig
das hier begründete Jnngfrauenkloster Benedictinerordens in seinen Schlitz nimmt,
zuerst von allen Orten der Grafschaft in die Geschichte ein. 3,10 Km. ostsüd-
östlich von Ilsenburg gelegen, gehört das gegen 830 Einwohner zählende Dorf
zu den ansehnlicheren. Mauern, Thore und Thiirme, welche der Anlass wurden,
dass die Gemeinde noch im vorigen Jahrhundert eine Zinnenmauer mit drei
Thürmen im Siegel führte, verdankte der Ort seinem Kloster, das früher einer
solchen Sicherung bedurfte. Mauer und Thore sind nur durch urkundliche Nach-
richten bezeugt, von den Befestigungsthürmen dagegen noch Ueberreste erhalten.

Die ziemlich weit zurückreichenden Angaben über die Bevölkerung zeigen
einen bemerkens werthen Wandel, bedingt durch Kriege und Verheerungen: Im
Jahre 1558 zählte man 80 Hauswirthe, (Familien-Häupter) 1613 über 120, davon
64 im Oberdorf, 56 im Unterdorf, einer wohnte im Thurm. Nach dem dreissig-
jährigen Kriege war diese Zahl auf 71 zurückgesunken, wovon 37 aufs Oberdorf,
34 aufs Unterdorf kamen. In den Jahren 1716, 1768, 1832 war die Zahl der
Hauswirthe erst wieder auf 90, 94 und 112 gestiegen.

Von dem Geschlechte der Begründer des Klosters, der Grafen Theti und
Wikker, deren Schwester Adelbrin die erste Vorsteherin der neuen Stiftung wurde,
lässt sich kein bestimmter genealogischer Zusammenhang mit anderweitig bekannten
Familien nachweisen. Obwohl die ursprüngliche Stiftung als eine ansehnliche er-
scheint, so werden wir doch nur an einen Holzbau zu denken haben und uns
daher nicht wundern, wenn schon zu Anfänge des 11. Jahrh. von einem neuen
Baue die Rede ist. Die Hauptbauthätigkeit ist wohl ins 12. Jahrh. zu setzen, in
welchem, und bis zum Anfang des 13. Jahrh., das Kloster in grösster Blüthe stand.
Schon früh erscheint S. Veit als Hauptpatron, hinter welchem die ursprünglich
daneben genannten Patrone S. Job. d. Täufer, Crispin und Crispinian zurücktraten.
Das Kloster behauptete sich, eingeengt durch zu zahlreiche ähnliche Stiftungen in
seiner Nähe, im späteren Mittelalter nicht in der Bedeutung, welche es nach
seinem hohen Alter und früheren Ausstattung einnehmen zu können schien.
Zwischen 1450 und 1454 wurde es der bursfeldisehen Congregation angeschlossen,
gegen Anfang Mai oder Ende April 1525 aber durch die Bauern so sehr zerstört,
dass cs ein pa.r Jahre dauerte, bis ein Convent wieder einziehen konnte. Nach
jenem Ereigniss stand das Kloster in geistlicher wie weltlicher Beziehung ganz
unter den Grafen zu Stolberg, die gegen 1538 — 40 die Reformation einführten
und nur von 1629 — 1631 vor der gewaltsamen Gegenreformation K. Ferdinands 11.
weichen mussten. Als evangelisches Fräuleinstift besteht das ehemalige Kloster
noch fort. Die meist neuen, doch Reste alten Mauerwerks enthaltenden Oekononüe-
gebäude bilden die heutige gräfliche Domaine. Das Kirchlehn der durch den

o o o

jetzigen regierenden Grafen zu Stolberg neugebauten Dorfkirche S. Bartholomaei
stand der Aebtissin zu, obwohl es im 13. Jahrh. die Gemeinde in Anspruch nahm.

Literatur: Puttrich, Baudenkmale der Prov. Sachsen.

Hase, Uebersicht der mittclalterl. Baudenkmal« Medersachsens.

Hartmann, Klosterkirche Drübeck, in Rumberg's Zeitschi’, f. prakt. Bkst. 185'?.

Kugler, kleine Schriften.
 
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