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Kreis Wern igerode.

erneuert, nur ist eine eigen! h tunlich gestaltete mächtige Stütze von Holz (Fig.46.)
unter der Prieehe (Empore) für die Orgel noch beibehalten.

Zwei Grabsteine sind noch vorhanden: der mit der Jahreszahl 1654 ist stark
verwittert, ein anderer ist dem am 24. September 1674 verstorbenen „Commen-
dator“ Ludwig Spitznas gewidmet.

Auf dem Altar befindet sich ein kleiner gothischer Sclmitzaltar mit der Mutter
Gottes in der Mitte, links und rechts je drei Heilige; links Johannes Bapt., zwei
Bischöfe, darunter einer mit einer Traube (? Urban), rechts Petrus, Maria Magda-
lena und Paulus. Zwei andere Figuren aus derselben Zeit des späteren Mittel-
alters stehen oberhalb des Altars auf einem Renaissance-Giebel.

Auf dem Thurme hängen 3 Glocken von 1,25, 1,21 und 0,61m Durchmesser.
Von ihnen goss die grössere Heinrich Borstelmann in Magdeburg 1601, auf der
einen Seite das Bild der Dreieinigkeit, auf der andern das der Maria. Die mittlere
Glocke ist sehr schlank und daher alt, die obere Umschrift zeigt in geschmack-
voll verzierten Majuskeln, die jedoch durch Schmutz mit Mühe zu erkennen sind,
den Spruch

+ ÄVÖ ffiÄRIÄ 6RÄÖIÄ PLGI2Ä OIiS

Die kleine Glocke ist 1798 gegossen, mit 5 mystisch verschlungenen Kreisen
(Fig. 47) als Meisterzeichen.1

Das Dorf Langeln führte einst ein eigenes Siegel bis zum Jahre 1807, wo
die westfälische Regierung es einzog. Es hatte die Umschrift SIGEL -(- DES
+ DORFS + LANGELEM. und stellte eine gekrönte Maria mit dem Jesusknaben
und einem Scepter dar, bezog sich also auf die Deutschordenscommende. Es ist
nicht bekannt, wann dieses Siegel zum ersten Male gebraucht wurde, man nimmt
dafür das Ende des 16. Jahrh. an.2

Minsleben.

Kirchdorf, 5 Km. nordöstlich von Wernigerode. Die Kirche geht in ihrer
Anlage in die früheste romanische Zeit zurück. Ihr Grundriss (Fig. 48) zeigt einen
oblongen, sich mit 2 Halbkreisbogen auf Kämpfergesimsen nach dem gleich breiten
Schiff öffnenden Thurm, welcher sehr rohes Bruchstein-Gemäuer besitzt und ebenso
rohe kleine halbkreisförmige Fenster. Dem Schiff fügt sich ein quadratischer
Altarraum mit einer Absis an, welche durch eine abgetreppte Ijeibung eingefasst
ist. Die Kämpfer (Fig. 49) haben die steile Schmiege und sind 2 derselben mit
äusserst rohen Cherubimköpfen geschmückt. Auch das Tympanon (Fig. 50) der
Eingangsthüre ist höchst einfach und eigenthümlich die beiderseitigen Consolen
für das Tympanon, welche wahrscheinlich durch Säulclien unterstützt waren, die
aber jetzt fehlen.

Das Ganze zeigt hier und da einige Veränderungen, namentlich an den
Thüren, deren eine die Jahreszahl 1772 zeigt.

1 Vergleiche Zeitschrift des Harzvereins XII,143.

2 Vgl. Jacobs. Siegel von Ilsenburg u. a. ländlicher Gemeinden der Grafsch. Wernigerode,
Ergänz.-Heft zum 9. Jahrg. (1876) der Zoitschr. d. Harzver. Gross 4° S 31 — 37.
 
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