Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
46

Kreis Wernigerode.

bescheidenen, wenn auch nicht ganz unbedeutenden Hülfsmitteln, werden auch
Kirche und Klostergebäude nur von kleineren Verhältnissen gewesen sein, wenn-
gleich zahlreiche Ablässe und Sammlungen zum Zwecke des Baues und der Aus-
stattung des Klosters gegeben und veranstaltet wurden. Dasselbe litt aber schon
im Mittelalter mehrmals Brand und Verwüstung, ehe es im Jahre 1525 durch den
Bauernaufruhr zerstört wurde, so in der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. durch Graf
Ulrich von Regenstein; in der ersten Hälfte des 15. lag es wieder zum grossen
Theile abgebrannt und verfallen da. Dennoch war die letztere Zerstörung keine
vollständige und die Kirche war in ihren Hauptbestandteilen bis auf das Dach
noch im ersten Viertel des vorigen Jahrhunderts erhalten. Eine kleine flüchtige
Skizze aus dieser Zeit lässt wenigstens ahnen, was freilich ohnehin anzunehmen
ist, dass der Bau ein gothischer war. (Vgl. Zeitsöhr. des Harzver. XII,145—157;
Gcseh.-Quellen d. Prov. Sachsen XV,464 — 504.)

Ilsenburg.

Archidiakonat Ostervviek, ein jetzt, über 3500 Einwohner zählender Flecken
oder Hüttenort 9,10 Km. westlich von Wernigerode, verdankt seinen alten ge-
schichtlichen Ruf dem einst hier gegründeten Benedictinerkloster. Da wo es kurz
vor 1018 eingerichtet wurde, stand eine königliche Burg, die durch Schenkung
lv. Ottos 111. £98 und Heinrichs II im Jahre 1003 an Bischof Arnolf von Halber-
stadt kam, der hier Mönche von der Euldischen Ordnung einführte. Allein die bei
den damaligen Zuständen öffentlicher Sicherheit zu ausgesetzte Lage des Klosters
und die Befehdung durch Kriegsgesellen, die sich auf der benachbarten Burg Ilsen-
stein •— auf der Höhe des heutigen Stumpfrückens — festgesetzt hatten, hinderten
den Fortgang der friedlichen Stiftung. Da war es in der zweiten Hälfte des 11. Jahrh.
der thatkräftige, baulustige und kriegerische Bischof Burchard II. oder Bukko von
Halberstadt, der mit gleicher Vorliebe für die naturschönen Stellen des Harzes
wie der von ihm eifrig bekämpfte K. Heinrich IV., das Kloster Ilsenburg zu
seiner Lieblingsstiftung erkor, dieselbe als ihr zweiter Gründer wieder mächtig
emporhob und zu seiner Begräbnisstätte bestimmte. Nachdem er in das Kloster
Brüder von der erneuerten Klosterregel von Clugny eingeführt, das Kloster an-
sehnlich bereichert und die demselben gehörigen Kirchen der Seelsorge von
Klosterbrüdern unterstellt hatte, begann er ums Jahr 1078 auf eigene Kosten eine
neue stattliche (ampliorem) Klosterkirche zu erbauen, wobei der Bischof selbst,
unterstützt von seinen Amtsbrüdern, den Bischöfen von Merseburg und Verden,
Plan und Anweisung gab. Am 5. Juni 1087 wurde nach neunjähriger Arbeit die
schöne romanische Kirche von ihrem Erbauer geweiht. Derselbe endete auch
hier sein durch Krieg und Parteikämpfe bewegtes Leben und fand im Kloster
seine letzte irdische Ruhestätte. Das Kloster, das in geistig-litterarischer Beziehung
sich zu jener Zeit auf einer hohen Stufe befand, litt zwar 1120 durch eine Feuers-
brunst Zerstörung, doch wurde sein innerer und äusserer Bau durch den tüchtigen
Abt Martin (f Mai 1129) bald wiederhergestellt. Sein dritter Nachfolger Sigibodo
(f 6/11. 1161) führte die südlichen und südwestlichen Theile des Klosters auf und
dessen Nachfolger Tiother (f 1176) fügte nach Osten den Schlafsaal der Brüder hinzu.

Durch die Ausdehnung seiner Besitzungen — schon zu Abt Martins Zeiten
besass es, abgesehen von Wald, Weinbergen, Unland, Zehnten und sonstigen
 
Annotationen