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Stapelnburg. Veckenstedt. 73

Die Kanzel ist mit den in Holz geschnittenen Bildsäulen der vier Evan-
gelisten verziert und entspricht die Ausführung der Zeit der Errichtung der
Emporen, welche die Jahreszahl 1685 enthalten.

Die paar gemalten Fensterscheiben sind ohne Werth.

In der Pfarre werden einige werth volle Altardecken und Stickereien auf be-
wahrt, welche wohl aus dem Ende des 16. Jahrh. stammen. Der grössere Kelch
vom Jahre 1650 ist von Jobst Ludolf von Stedern und dessen Gemahlin, geb.
von Münchhausen geschenkt, der kleinere Kelch dagegen 1657 von Georg Eberhard
von Münchhausen und seiner Gemahlin, geb. Hasse.

Veckenstedt.

Gegen 9,30 Km. nordnordwestlich von Wernigerode, ziemlich nahe bei
Wasserleben, liegt südwestlich zwischen diesem undllsenburg an der Ilse das jetzt
rund 1300 Einwohner zählende Pfarrdorf Ye ebenste dt, Arehidiakonat Osterwiek.
Ausser der Pfarrkirche S. Martini mit der im J. 1465 gegossenen Osannaglocke
vermittelt eine monumentale Erinnerung an das Mittelalter nur der Ueberrest
eines alten runden Thurmes auf dem gräflichen Vorwerke. Jener Thurm rührt
von der alten Burg oder Schloss Veckenstedt her, dem Sitze des ältesten ein-
heimischen Dynastengeschlechts, von dem wir bestimmte, wenn auch spär-
liche Kunde haben. Denn wo jenes Geschlecht gesessen war, das im 9. Jahrh.
das Kloster Drübeck gründete, darüber lässt sich nichts bestimmtes sagen. Dass
Veckenstedt seit dem Aussterben des nach ihm benannten Herrengeschlechts jemals
wieder zum Sitze von Grafen und Herren gedient hätte, erfahren wir nicht;
dennoch erhielt sich bis in spätere Jahrhunderte sowohl am Orte ein Schloss, als
der rechtliche Begriff eines solchen, d. h. ein gewisser Kreis von Land, Leuten
und Gerichtsbarkeit, der mit dem Schlosse von alters her verbunden war. Wir
sehen dies aus den seit 1438 vom Grafen Botho zu Stolberg vorgenommenen
Verpfändungen seiner wernigerödischen Erwerbung an Graf Heinrich von Schwarz-
burg, wonach diese aus Schloss und Stadt Wernigerode und Schloss Veckenstedt
bestand. So bestellten auch beide Grafen im Jahre 1451 den Grafen Heinrich
von Honstein - Klettenberg auf ein Jahr zu ihrem Amtmann oder Verweser zu
Schloss Wernigerode und Veckenstedt. Nach Verzeichnissen aus den Jahren 1438,
42 und 45 war der Waffenvorrath auf dem Schlosse nur noch ein geringer:
6 — 7 Handbüchsen, 6 .armborst’, ein Helm, ein paar alte Eisenhüte, ein paar
Schock Pfeile, eine Winde und <origen’ (Eiaschenzug) waren an Ausrüstungsgegen-
ständen noch vorhanden.

Von gegen 1460—1480 ist Vogt auf Schloss Veckenstedt Hans von Hildes-
heim, der hier namens des Grafen Gericht hält. Erst 1745 wurde das gräfliche
Gericht zu Veckenstedt aufgehoben.

Veckenstedt besitzt eine alte, baufällige und ziemlich hässliche Kirche ohne
alles Interesse; dem Thurm derselben muss man indessen ein hohes Alter zu-
sprechen. Die jetzige Taufschüssel ist neuerdings nach der berühmten silbernen
Taufschüssel im Domschatz zu Halberstadt im Eisenguss der Ilsenburger Hütte
nachgeahmt, also modern nach classischem Muster.

Die beiden Thurmglocken haben 1,18 und 1,08m Durchmesser, und ist von
 
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