Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wasserleben. Wernigerode Schloss.

77

Von der Bedeutung' des Schlosses als Feste zeugen die Geschütze undKriegs-
vorräthe, wozu z. B. in der angedeuteten Zeit eine Tarrasbüchse (grosse Wallkanone),
17 Handbüchsen, 6 Steinbüchsen, eine Tonne und 5 t Schüft’ Pfeile, zehn Arm-
bruste, drittehalb Tonnen Pulver, eine Tonne Schwefel gehörten. Letzteres deutet
darauf, was wir seit dem 16. Jahrh. aus bestimmter Nachricht wissen, dass die
Munition auf dem Schlosse selbst zubereitet wurde.

Schon zwischen 1438 und 45 nimmt der Vorrath an Feuerwaffen zu, besonders
aber seit dem Bauernaufruhr von 1525. Ums Jahr 1545 werden eine halbe Kar-
thaune, Nürnberger und 12 verschiedene sonstige Feldschlangen, 3 Steinbüchsen,
7 Scherfentiner, ein Feuermörser, 49 Doppelhakenbüchsen, 204 gemeine Haken-
büchsen, 12 halbe Hakenbüchsen, 59 Handrohre, weiter 25 Pulverhörner, acht
Hakenmörser und eine ansehnliche Menge Kugeln. Blei und Pulver als Vorrath
im obersten Thurm und im Pulvergewölbe des grauen Thurms aufgeführt.

Einige Zeit nach der Erwerbung der nordharzischen Grafschaft schien deren
Bedeutung, und so auch die des Schlosses für die Grafen zu Stolberg, die noch
bis ins 16. Jahrh. zunächst als Herren im Thüringerlande erschienen und genannt
wurden, sehr zurückzutreten. Im Jahre 1438 verpfändete sogar Graf Botho die
Schlösser Wernigerode und Veckenstedt mit Zubehör für 12,000 Gulden auf zwölf Jahre
an Graf Heinrich von Schwarzburg, vier Jahre später die Hälfte des Schlosses für
5000 Gulden. So war denn von 1138 bis zur Mitte des 15. Jahrh. das alte Grafen-
haus der Hut gemeinsamer stolbergischer und schwarzburgischer Hauptleute oder
Marschälle an vertraut. Noch im Jahre 1451 bestellen Graf Botho zu Stolberg und
Heinrich zu Schwarzburg den Grafen Heinrich von Honstein und Klettenberg auf ein
Jahr zu ihrem Amtmann auf Schloss Wernigerode mit dem, was dazu gehörte.

Darnach tritt aber doch das Schloss mehr hervor. Graf Heinrichs d. Ä.
(1455 —1511) Beziehungen zu demselben sind schon nähere. Von seinem an dem-
selben ums Jahr 1494 vorgenommenen Baue zeugt noch der älteste vor der Hallo
erhaltene Inschriftstein mit den verbundenen Wappen von Stolberg und Würtem-
berg (wegen Graf Heinrichs Gemahlin Elisabeth, Tochter Graf Ludwigs von Würtem-
berg-Urach, Schwester Graf Eberhards im Bart, des ersten Herzogs von Würtemberg)
und seit dieser Zeit, wo des alten Grafen Söhne erwachsen waren finden wir die
Herrschaft hier häufiger anwesend. Wenig später entstand 1518—20 der Zwinger
oder das grosse Rundtheil (Bastion) vor dem Aufgang zum Schloss, wo jetzt die
vier Beamtenhäuser stehen, und unmittelbar daran das Würzgärtlein der Gräfin
Anna, während ein Weingarten unter dem Burgberg westlich vom Küchen-
garten bei der Steingrube lag. Die Bedeutung des Hauses Wernigerode als
Feste trat besonders beim Bauernstürme von 1525 hervor, wo Graf Botho sich
hierher zurückzog Inj einem Vertrage vom 1. Juni 1566 wird es als Malstatt
der Grafen zu Stolberg bezeichnet, die allen gemeinsam und offen sein sollte. Wir
sehen dieselben hier denn auch mehrfach vereinigt, so nach dem Bauernstürme,
im April 1559, und öfter. Das hier gefeierte Beilagcr Graf Wolfgangs im Juni 1541,
das Graf Wolf Georgs am 3. October 1613, waren aber die einzigen Familienfeste
dieser Art, von denen wir aus älterer Zeit Nachricht haben. Graf Albrecht Georg
(1538—1587), der'hier starb, hatte Haus Wernigerode zeitweise zum Sitz seines Hof-
halts, länger noch sein Neffe Wolf Ernst (1570 — 1606), der auf demselben die gräfl.
Bibliothek begründete. So wurde denn auch manches am Schlosse gebaut und vom
 
Annotationen