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Nöschenrode.

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geschworene Viermannen. Die Wohnungen waren unansehnliche Holzhäuschen;
etwas ansehnlicher war das Wirthshaus, die taferne, die bis in unser Jahrhundert
hinein die gräfliche Schenke’ hiess. Eine bedeutende Besserung der äusseren
Verhältnisse der Einwohner trat schon seit dem Anfänge des 17. Jahrh. ein, wo
die Gemeinde durch Aufbringung von 650 Thaler vom Grafen Wolf Ernst im
Jahre 1602 drei Holzberge im oberen Mühlenthal erwarb. Die jetzt zum Orte ge-
hörende Kapelle oder Kirche S. Theobaldi lag bis ins 16. Jahrh. ausserhalb des-
selben. Sie war, als das jüngste mittelalterliche Gotteshaus der Grafschaft, ganz zu
Anfang des 15. Jahrh. vom letzten Grafen von Wernigerode, wahrscheinlich mit
einer Beziehung auf den am 22. Juli 1386 von der Eehme hingerichteten Grafen

Fig. 54.

Dietrich, erbaut und wurde 1419 dem S. Silvesterstift übergeben, 1582 aber mit
der U. L. Frauenkirche zusammengepfarrt. Bis zur Reformation blosse Kapelle
ohne Seelsorge, gewann sie nach der Reformation kirchlichen Charakter, diente
zumeist zu Nebengottesdiensten, ausliülfsweise aber auch zu Hauptgottesdiensten
der U. L. Frauen-, Schloss- und Oberpfarrgemeinde.

Das Gebäude entspricht einer Anlage aus dem Anfang des 15. Jahrh. Die
Sacristei (das „Zieter“ zur Aufbewahrung der heil. Geräthe) wurde 1607 angehängt
und die Bretterdecke 1685 ausgeführt, die Kanzel aber 1696 geschnitzt, während
die Emporen (hier Priechen genannt) theils 1635 —1637, theils 1712 zur Errichtung
kamen. Der Dachreiter, ein kleines mit Haube bedecktes Thürmchen für die
einzige Glocke, wurde 1720 aufgesetzt.

Der prachtvolle Schnitzaltar stammt, wie es scheint, aus dem Ende des
15. Jahrh.; er ist noch wohl erhalten und durchweg auf Holz vergoldet. In der
Mitte steht die Maria mit dem (nackten) Kinde, umgeben von 6 Engeln, von
denen die zwei oberen die Krone halten, die vier unteren musiciren. Links oben

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