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Stapelnburg.

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ziehen, dass uns am 3. September 1573 mit dem Befehlshaber Ernst Klinge vier-
zehn erwachsene Männer gelegentlich als Zeugen aufgeführt werden, die alle auf
der Stapelnburg wohnten.

Die von Bila verkauften 1596 die Stapelnburg an Staz von Münchhausen, von
dessen Erben sie das halberstädtische Domcapitel 1625 für 72,000 Tlialer
zurückkaufte, sie aber den von Münchhausen wiederkäuflich iiberliess. Letztere
verkauften ihre Rechte 1648 an Jobst Ludolf von Stedern, der auch das Eigen-
thum vom Domcapitel hinzu erwarb. Die von Stedern hatten aber einen lang-
wierigen Rechtsgang mit den von der Asseburg durchzufechten, die von den von
Münchhausen ein Unterpfandsrecht von 60,000 Tlialer erhalten hatten.

Ehe der langwierige Process durch Rückkauf der Burg seitens des Dom-
capitels sein Ende erreichen sollte, setzte sich Graf Christian Ernst zu Stolberg-
Wernigerode, anstatt durch unsichern Process seine alten Rechte geltend zu
machen, durch Abkommen und Abfindung der verschiedenen Parteien in den
Besitz der Burg mit Zubehör, wie seine Vorfahren sie vor langer Zeit besessen
hatten. Im Jahre 1721 wurden die von den Asseburgischen Erben und die von
Stedern, am 11. März 1722 das Domcapitel zu Halberstadt abgefunden, am
11. Dec. 1727 stellte König Friedrich Wilhelm 1. von Preussen durch Beseitigung
der Hoheitsansprüche des Stifts Halberstadt die Verbindung Stapelnburgs mit der
Grafschaft Wernigerode wieder her.

Die Burg, welche von dem baulustigen Dr. Heinrich von Bila in einer jeden-
falls stattlichen Gestalt wieder hergestellt worden war, litt unter den Stürmen des
dreissigjährigen Kriegs — im Jahre 1625 war hier z. B. ein Lager der Kaiser-
lichen unter Graf Colalto. Seit sie nicht mehr bewohnt war, nahm dieser Verfall
noch mehr zu, doch waren nach v. Rohr (Merkwürdigk. d. Unterharzes) selbst in
den Jahren 1736 und 1742 noch ein oder ein paar Zimmer in bewohnbarem Zu-
stande. Ein Keller wird noch gegenwärtig benutzt, und ist über dessen Eingang ein
Häuschen erbaut, Bemerkenswerth erscheinen noch die mehrfachen Umwallungen,
welche offenbar zur Befestigung und Sicherung des Schlosses dienen sollten.

Die Burg (siehe Fig. 56, 57) und das gleichnamige Dorf Stapelnburg hegen
11 Km. nordwestlich von Wernigerode,

Die Kirche daselbst ist von Fachwerk erbaut und ihr Altarschluss aus dem
halben Zehneck construirt. Auf dem Dache hockt ein einfacher Dachreiter. Nach
den Angaben der Bewohner ist die Kirche Ende des 16. Jahrh. erbaut worden.
(Vergl. Einleitung Seite 15.) Die beiden Glocken haben 0,58, 0,49m Durchmesser,
und ist die grössere 1735 durch 1. C. Kreiteweis in Braunschweig gegossen, die
kleinere ohne alle Schrift von hohem Alter.

Der Altar enthält, in Steinplatten aus Marmor ausgeführt, zu oberst die
Auferstehung Christi; darunter die Kreuzigung mit den beiden Schächern, mit
Maria und Johannes zur Seite. Sonderbarerweise sind über den Schächern (doch
wohl ohne alle Beziehung) zwei Wappen angebracht:

Links das Münchhausen’sche mit den Buchstaben S.V.M , H , 8 , S,
rechts das Bothmar’sche ebenso, D.G.V.B.S.E.H
im Wappenschild ein Boot silbern im blauen Felde, Ueberhaupt sind am Altar
und an den Emporen zahlreiche Wappen angebracht, unter denen das Mandels-
(oh’sche und Bothmarsche wiederholt zu finden ist.)
 
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