Wernigerode Stadt.
129
Oeffnung in einer gezinnten Mauer zeigt, worin ein Fisch (eine Forelle),
heraldisch rechts’ gewandt, schwebt. Um das Ganze zieht sich ein Lorbeerkranz
als Verzierung.
Ueber dem massiven Untergeschoss zeigt sich ferner eine lange Inschrift in
Minuskeln, des Inhalts:
complet. per thoma hilleborch anno mccccxcvm
die viti (am Tage des Veit) buhern hinr. kirnen,
h. bet.,
woraus der Bau- oder Werkmeister Thomas Hilleborch und die den Bau über-
wachenden beiden Bauleute Heinrich Kimmen und Hfeinrich oder Hans) Bet(man)
hervorgehen.1
Bei der Restauration ist der früher darüber angebrachte scherzhafte Spruch
wieder aufgemalt:
Einer achts
der ander verlachts
der dritte betrachts
was machts.
Da, wo der Fachwerksbau über dem massiven Unterbau beginnt, sind kleine
Holzstatuen in gleichen Zwischenräumen wie die Holzsäulen darüber aufgestellt,
die verschiedene Heilige darstellen, in denen manche Titelheilige der Stadtkirche
sehen, nämlich die Gottesmutter Maria, S. Silvester, Johannes und Georg. In
gleicher Höhe setzen sich diese Figuren noch in der Strassenfront fort und
wiederholen sich unter dem Dache, zeigen aber dann eine bunte Reihe von
Heiligen (z. B. Christophorus), Karren, Tanzenden, Knappen und dergl., aber auch
einfache Consolen ohne Figuren. Immerhin geben diese Figürchen, obschon sie
etwas handwerksmässig ausgeführt sind und einen Kunstwerth nicht haben, dem
Gebäude einen Schmuck und erhöhen das Interesse daran.
Die mit einem schrägen Flügel angebaute alte „Rathswage“ zeigt denselben Styl
wie das Vorderhaus und erscheint dadurch älter, dass ein Umbau mit demselben
niemals vorgenommen wurde, doch wird namentlich das Holzwerk der Etage
kaum älter sein als das Hauptgebäude, während manche das Haus in das
14. Jahrhundert setzen.
Das gothische Haus (jetzt Gasthof), am Markte, dem Rathhaus schräg-
über, zeigt dieselbe Architektur wie das letztere, ist jedoch in kleineren Verhält-
nissen ausgeführt, berechtigt aber zu der Annahme, dass dasselbe ebenfalls um
das Jahr 1500 gebaut ist. In bunter Disposition liegen die Räume des hohen
Erdgeschosses, nach denen besondere Treppen führen, in verschiedenen Höhen,
rechts über einem grossen Keller ein grosses Zimmer, links Entresols über
niedrigen Zimmern und einem Kreuzgewölbe, beides getrennt durch einen grossen
Flur für die Durchfahrt. Aeusserlich ist der Schmuck an architektonischen Consolen
und Statuetten sehr gegen früher verändert, auch innerlich ist eine cassettirte
1 Puttrich las die wunderlichen Namen „hnnte hunen, hihen.
Kreis Wernigerode. 9
129
Oeffnung in einer gezinnten Mauer zeigt, worin ein Fisch (eine Forelle),
heraldisch rechts’ gewandt, schwebt. Um das Ganze zieht sich ein Lorbeerkranz
als Verzierung.
Ueber dem massiven Untergeschoss zeigt sich ferner eine lange Inschrift in
Minuskeln, des Inhalts:
complet. per thoma hilleborch anno mccccxcvm
die viti (am Tage des Veit) buhern hinr. kirnen,
h. bet.,
woraus der Bau- oder Werkmeister Thomas Hilleborch und die den Bau über-
wachenden beiden Bauleute Heinrich Kimmen und Hfeinrich oder Hans) Bet(man)
hervorgehen.1
Bei der Restauration ist der früher darüber angebrachte scherzhafte Spruch
wieder aufgemalt:
Einer achts
der ander verlachts
der dritte betrachts
was machts.
Da, wo der Fachwerksbau über dem massiven Unterbau beginnt, sind kleine
Holzstatuen in gleichen Zwischenräumen wie die Holzsäulen darüber aufgestellt,
die verschiedene Heilige darstellen, in denen manche Titelheilige der Stadtkirche
sehen, nämlich die Gottesmutter Maria, S. Silvester, Johannes und Georg. In
gleicher Höhe setzen sich diese Figuren noch in der Strassenfront fort und
wiederholen sich unter dem Dache, zeigen aber dann eine bunte Reihe von
Heiligen (z. B. Christophorus), Karren, Tanzenden, Knappen und dergl., aber auch
einfache Consolen ohne Figuren. Immerhin geben diese Figürchen, obschon sie
etwas handwerksmässig ausgeführt sind und einen Kunstwerth nicht haben, dem
Gebäude einen Schmuck und erhöhen das Interesse daran.
Die mit einem schrägen Flügel angebaute alte „Rathswage“ zeigt denselben Styl
wie das Vorderhaus und erscheint dadurch älter, dass ein Umbau mit demselben
niemals vorgenommen wurde, doch wird namentlich das Holzwerk der Etage
kaum älter sein als das Hauptgebäude, während manche das Haus in das
14. Jahrhundert setzen.
Das gothische Haus (jetzt Gasthof), am Markte, dem Rathhaus schräg-
über, zeigt dieselbe Architektur wie das letztere, ist jedoch in kleineren Verhält-
nissen ausgeführt, berechtigt aber zu der Annahme, dass dasselbe ebenfalls um
das Jahr 1500 gebaut ist. In bunter Disposition liegen die Räume des hohen
Erdgeschosses, nach denen besondere Treppen führen, in verschiedenen Höhen,
rechts über einem grossen Keller ein grosses Zimmer, links Entresols über
niedrigen Zimmern und einem Kreuzgewölbe, beides getrennt durch einen grossen
Flur für die Durchfahrt. Aeusserlich ist der Schmuck an architektonischen Consolen
und Statuetten sehr gegen früher verändert, auch innerlich ist eine cassettirte
1 Puttrich las die wunderlichen Namen „hnnte hunen, hihen.
Kreis Wernigerode. 9