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Rave, Wilhelm [Hrsg.]; Ludorff, Albert [Bearb.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen (Band 6): Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Beckum — Münster i.W., 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.24359#0040
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s6

Beckmn komnü erst js88 urkundlich als Pfarre vor, doch sprechen verschiedene Gründe dafür,
daß dieselbe schon von dem hl. Ludgerus gegründet worden ist. Zunächst lag in Beckum ein bischös-
licher Amtshos, den nach langer Lehnsverpachtung Bischos Ludwig sjj69—jj7Z) wieder in eigene
Berwaltung nahm, und den Biichos Ludols s2^ö den Bürgern zu Beckum stückweise verpachtete.
chiernach stand also einerseits dem hl. Ludgerus genügend Grund und Boden zur Berfügung sür eine
Rirche nebst Psarrhos, anderseits mußte es ihm auch nahe liegen, auf einem bedeutenden Besitzthum
des bischöflichen Stuhles eine Aapelle 7int j?sarrsystem zu gründenck

Ferner wurde j267 von dem Bischose Gerhard zu Beckum ein Aanonikat-Rapitel errichtet
von 2 Dignitäten und 5 stAäbenden; derselbe hatte sogar den (später allerdings nicht zur Aussührung
gekommenen) st)lan, die beiden jDsarren Lippborg und IVadersloh diesem Aapitel zu inkorporiren und
zu 2 jDräbenden umzugestalten. Schon vor j267 war das j)farramt zu Beckum mit dem Amte eines
Gnpellauus episcopnlis, welches schon um jOOO sür verschiedene Mrte eingeführt wurde, verbunden,
ein Zeichen, welche Bedeutung in dieser srühen Zeit schon die Airche und der Vrt hatten. Gndlich
sind die meisten der um Beckum herum liegenden j?sarren als sekundäre Dtiftungen, als Absplisse,
Alialen von Beckum nachzuweisen. Alles dieses legt den Zchluß nahe, daß Beckum eine ursprüng-
liche, aus der Aeit des ersten Bischoss zu llAünster stainniende Gründung ist.

jdatron der Airche war ursprünglich nur der h. Dtephanus; später ist der h. Sebastian Neben-
patron. Die jetzige Airche soll, nach einer am Gewölbe ausgefundenen Tasel, j2ö8 erbaut sein. ^

Neben den oben genannten Aanonikat-j?räbenden wurden noch solgende Bikarien an der Airche
gegründet: j3j7 die Bikarie 8ti. OeorZii von dem Anappen Dtatius v. chövel, jZ2j die Bikarie 8rne
OLtbnriune von einem jdriester Aickbrachtinch, jZ26 von dem Aanonikus Iohan von Distedde die
Bikarie 6. Ivl. V., jIZ^. von dem Dechanten Lainbert v. Belmede die Bikarie 8ti. 8ebL8tinmB

j)n Beckuin bestand das ^rauenkloster Blumenthal, »in monte üorum« auch Düsternhus genannt,
welches der Regel des Augustinerinnen-Vrdens solgte. Dasselbe wurde von den Nmnsterischen Frater-
herrn (aä kontem 8LÜemem oder öpingborn) im ^ahre j^6 gegründet. Die erste Niederlassung war
vor dem IDestthor an der N)erse; j4ös, im Beginn der Ltiftssehde, erbauten die Dchwestern ihr Aloster
auf der Düdstraße, das j73^ abbrannte; s^6Z wurde die Aapelle eingeweihtB

Das Armenhaus „der Große h. Geist", zur Ausnahme armer Frauen, bestand schon jZsj;
j677 brannte die Airche bei demselben ab und wurde seitdem nicht wieder ausgebaut. Bon dem sog.
Gasthaus, ebensalls für arme Leute, hören wir zuerst in einer Urkunde von j^ZZ; es wurde in diesem
ö»ahrhundert an einen Bürger verkaust. Das „Lüttike chospital" sür arme Männer lag aus der Vst-
straße; j^jZ schenkt Tygike von dem Bäersch an dasselbe das Gut Bellinghausen in Diestedde. Das
Leprosenhaus oder Äechenhaus lag vor der 5tadt an der Dtraße nach Stromberg; es war schon j^-87
vorhanden; j52Z erhielt die 5tadt die Erlaubniß, bei demselben eine Aapelle zu bauenB

Tine Urkunde über die ursprüngliche Gewährung von 5tadtrechten sür Beckum ist nicht vor-
handen. j2Ij nennt Bischos Ludols die Einwohner in einer Nrkunde cives und verleiht denselben

1 Daß die Stadt Beckum zum großen Theil sich auf diesem bischöflicheu ksofe angesiedelt hat, folgt daraus, daß
nach dem Oiber reäituurn des Rapitels zu Beckum, der um ;ZZO geschrieben wurde (jetzt im Staatsarchiv) 98 kjäuser in
der 5tadt dem Aapitel mit Oenarü areales, tVortgeld, pslichtig waren.

^ A. Tibus, Gründungsgeschichte, Seite 62Z s.; wilmans, Urkunden-Buch ;os, ^57, 798.

8 5tadt Beckumer Urkunden im Staatsarchiv zu lNünster.

^ Ebendort, Urkunden betresfend Aloster Blumenthal.

° Niesert, Beschreibung der Stadt Beckum, Manuscript.
 
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