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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.6907#0064

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großen Möbel- und Dekorationsgeschäfte gezeitigt, welche
mit sehr guten Leistungen auf der Ausstellung vertreten
sind. Neben den: Einzelmöbel, welches für seinen Verfertiger
Zeugniß ablegt, sind in stattlicher Anzahl die Rosen mit
vollständiger Zimmereinrichtung vertreten und fehlt weder
das Schlaf-, das Eß- und Wohnzimmer, noch das Iagd-
zimmer, der Salon und die Rüche.

Wenn auch in: großen Ganzen vortreffliches hier vor-
geführt wird, so ist die künstlerische Gesammtwirkung da nicht
immer befriedigend,
wo die Tapezier- und
polsterarbeiten der
modernen Prunk-
suchtmehr nachgeben,
als wünschenswerth
erscheinen möchte.

Die ornamentale
Schmückung der
Möbel liegt in den
fänden der Holz-
schnitzer, deren kjam-
burg eine stattliche
Anzahl, darunter
einzelne sehr tüchtige
Rräfte aufzuweisen
hat.

Ebenso innig, wie
die Ornamentschni-
tzerei, ist die Intar-
sia mit dem Möbel
verbunden. In einer
eigenen Rose hat der
vorzügliche Meister
der eingelegten Ar-
beit, I. R. Loose,
eine große Reihe ver-
schiedenartiger Ar-
beiten und Techniken
ausgestellt. Loose hat
durch rastloses Stre-
ben der Intarsia in
Hamburg eine kunst-
gewerbliche Stellung
errungen; er ist der
einzige Vertreter die-
ses Faches. Loose
bringt sowohl polz
in bjolz, als Metall
in Holz eingelegt; an
einzelnen Arbeiten
sind die Tonturen eingravirt und durch Goldlinien aus-
gezeichnet. Loose lehnt sich in ornamentaler Beziehung oft
an japanische Vorbilder an und führt einige Füllungen vor,
auf welche in leichter japanischer Meise Zweige und Blumen
angebracht erscheinen und mit Gold conturirt sind. Technisch
sind Looses Arbeiten tadellos, die Behandlung und Benützung
der verschiedenfarbigen, oft in Sand gebrannten und ab-
schattirten Hölzer ist vorzüglich.

Zu einer größeren Gesammtcomposition vereinigt stellt
Loose mehrere verschiedene Möbel aus, welche sich in ihrem

Lharacter an die Forinen und Intarsien der in Vierlanden,
einem Hamburg benachbarten Landbezirk, üblichen anschließen.
Die Einfachheit und Naivität der Formgebung, sowie die
technische und ornamentale Behandlung der Intarsien ver-
leiht diesen Stücken der Loose'schen Schaustellung einen eigen-
thümlichen Reiz. Die beigefügte Abbildung gewährt einen
Blick in einen Theil der Roje, wo die Ahr mit wirkungs-
voller Intarsie, und einige Stühle im Vierländer Lharacter
zu sehen sind.

Ein Lrzeugniß
vereinigter Intarsia-
und Holzschneide-
kunst ist die Relief-
intarsia. — Wir
finden auf der Aus-
stellung einige Mei-
ster, Ziegler und
Schild, die sich mit
dieser subtilenTechnik
befassen u. verdienst-
volle Arbeiten aus-
gestellt haben. Die
Anregung zuderRe-
liefintarsie ging in
Hamburg von einer-
modernen Pariser-
Arbeit Fourdinoi's
aus, welche sich in:
Besitze unseres Mu-
seums befindet. Gleich
diesemMeister haben
die Hamburgischen
Nachfolger dieOrna-
nrente mit einer un-
glaublichen Feinheit
und bewunderns-
werthen Sicherheit
behandelt. Die tech-
nische Leistung ist
eine erstaunliche; in
künstlerischer Bezieh-
ung möchte man
wünschen, daß die
Technik eine etwas
kräftigere Behand-
lung zuließe. Diese
kleinen Runstwerke
sind fast zu zierlich.

Endlich verdient
der R e r b s ch n i t t

einer lobenden Erwähnung. Diese seit Jahrhunderten in
niederdeutschen Landen gepflegte Ornamentirung der glatten
Holzfläche erfreut sich heutzutage einer besonderen pflege, da
der Handfertigkeitsunterricht sich dieser Technik bemächtigt hat.
Wir finden deshalb auch meist Arbeiten von Anstalten, welche
den letzteren pflegen; unter diesen sind die des „Rauhen
Hauses" hervorragend, Hier sehen wir unter Anderem in
sehr geschickter Weise den kerbschnittgezierten Rahmen mit
einer in Blaumalerei hergestellten glasirten Thonfüllung in
Verbindung gebracht und dadurch eine hübsche Wirkung

Theil der alten bürgerlichen Ivohnstnbe nach Motiven aus den vierlanden, (Intarsia),
von Jul. Rnd. Loose, Hamburg.
 
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