Die Anlage der Stadt und deren Befestigung.
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In diesem Verzeichniss bedeuten die einzelnen Posten folgende noch erhaltene oder nachweisbare
Objekte, welche mit den nebenstehenden Bezeichnungen auf dem Stadtplan (Taf. 2) eingetragen ]sind.
1) Haltzerthurm = das jetzige Haitzerthor . .............. Plan Nr. I
2) oberer Thurm i= Halbmond . . . . . . .......... . . _"' ,, 11
3) Thurm in der Holzgasse = Holzthor . .......; . . . . . . „ „III
4) die wacht die geyss genannt =± Vorthor des Holzthores......... . ,, „IV
5) holier Ikurm = Butfentlturm.................. „ „ VII
6) Kremcrskorb = äusseres Röderfhor................ _ „IX
7) Böderthnrm = inneres Röderthor................. „ X
8) Stumpfthurm = Ruperterthor............... ' „ XII
9) Schißhorn — Schiffthor . . ..................'„'., XIII
10) Ziegelthurm = äusseres Ziegelthor (ehemaliges, in der Nähe des jetzigen Bahnhofes) „ „ XV
11) Heselerthurm = jetziges Ziegelthor................ „ „ XVI
12) Degel = inneres Hasslauerfhor.................. „ „ XVI
13) Burgkthurm = Burgthor.................. . „ . XIX
14) Fratzenstein == Hexenthurm..........•........ „ „ XX
Beschreibung der erhaltenen Mauern und Thürme.
M aue rn.
Von der inneren und äusseren Ringmauer haben sieh grössere Stücke in voller Höhe an verschiedenen
Stellen erhalten. Ueberall zeigt sich jedoch eine so grosse Uebereinstimmung in den Massen und Formen,
dass eine zeitliche Verschiedenheit nicht anzunehmen, wenigstens nicht nachzuweisen ist. Der Vergleich mit
den Befestigungen anderer Orte in der Kinziggegend, Hanau, Steinheim, Windeken, Steinau (cf. auch Baudehkm.
der Stadt Hanau, p. 29) ergiebt, dass überall fast das gleiche bereits im 14. Jahrhundert übliche Schema vor-
kommt: Mauern von ca. 1,5 in Stärke mit auf Bögen ausgekragtem Wehrgang. Beim Umbau von 1476 wird
daher wohl die Construktion der älteren Theile einfach beibehalten sein.
Von der inneren Mauer sind die Stellen neben dem Holzthor, hinter den Häusern des Schützengrabens
und an dem Halbmond am besten erhalten, von der äusseren die am Röderthor und Hainerhof (Tab. 8 u. 9i,
auch die Ecke am ehemaligen Burgthor.
Die Abbildungen der Tafel 15 zeigen die äussere Gestalt und das Profil derselben. Auf dem
Wehrgang befand sich ein Schutzdach aus Fachwerk, wie der Kupferstich in dem Gesangbuch von 1728 auf
der Strecke vom Haitzerthor bis Halbmond deutlich erkennen lagst, welches erst 1765, weil baufällig, abgebrochen
wurde (cf. Rathsprot. 1762—65, p. 125). Die Schiessscharten des Wehrganges sind zumeist fensterartig, es
kommen aber auch einzelne Schlüsselscharten vor und sehmale Schlitze (cf. die Strecke vom Röderthor; hier war
auch wegen des tiefen Grabens eine untere Schiessschartenreihe angelegt. Den Aufstieg zu dem Wehrgang
vermittelten massive Treppen, die auf vorgelegten Bögen ruhten, wie am Holzthor, und in Spuren neben dem
..alten Thurm" (cf. auch Tab. 15). Auf dem Kupferstich des Gesangbuches und bei Merlan zeigt eine Stelle
der Mauern westlich vom Rotberterthor Zinnen. Es ist diese als Rest der älteren Mauer anzusehen, leider
hat aber die Anlage der „neuen Strasse" gerade diese Strecke am meisten zerstört. Die Mauern scheinen
überhaupt an vielen Stellen oder durchgängig ursprünglich Zinnen gehabt zu haben, und noch 1698 werden
„bei dem Tränkthörlcin au der Stadtmühle die Zinnen 3 Schuh erhöht und mit Schiesslöcheni aufgemauert".
Die Mauern sind überall in guten lagerhaften Bruchsteinen ausgeführt. Nur in nächster Nähe des
Holzthores und an dem unteren Theil desselben bis zur Höhe des rundbergigeli unprofilirten Rundbogen-
pförtchens, ist ein besserer, fast Quaderbau mit vollkommen horizontalen Lagerfiigen zu bemerken, sodass hier
ein kleiner Rest der romanischen Anlage erhalten sein könnte, wobei aber nicht verschwiegen sein soll, dass das
romanische Bruchsteinmauerwerk an der Godebertskapelle, am alten Rathhaus und der Spitalkirche, ein kleines
rechteckiges Bruchsteinwerk mit eingeritzten Mörtelfügen zeigt.
Dem Terrain entsprechend waren die Gräben und sonstigen Schutzmassregeln von verschiedener Be-
deutung. Auf der Bergseite lief ein breiter, scheinbar wenig tiefer Graben hin, dessen äussere Böschung eben-
falls gemauert war und mit abnehmender Höhe des äusseren Terrains in eine Zwingermauer überging, die am
Holzthor rechtwinklich abbog und an die innere Stadtmauer anschloss. In dieser Vertiefung wird der mehr-
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In diesem Verzeichniss bedeuten die einzelnen Posten folgende noch erhaltene oder nachweisbare
Objekte, welche mit den nebenstehenden Bezeichnungen auf dem Stadtplan (Taf. 2) eingetragen ]sind.
1) Haltzerthurm = das jetzige Haitzerthor . .............. Plan Nr. I
2) oberer Thurm i= Halbmond . . . . . . .......... . . _"' ,, 11
3) Thurm in der Holzgasse = Holzthor . .......; . . . . . . „ „III
4) die wacht die geyss genannt =± Vorthor des Holzthores......... . ,, „IV
5) holier Ikurm = Butfentlturm.................. „ „ VII
6) Kremcrskorb = äusseres Röderfhor................ _ „IX
7) Böderthnrm = inneres Röderthor................. „ X
8) Stumpfthurm = Ruperterthor............... ' „ XII
9) Schißhorn — Schiffthor . . ..................'„'., XIII
10) Ziegelthurm = äusseres Ziegelthor (ehemaliges, in der Nähe des jetzigen Bahnhofes) „ „ XV
11) Heselerthurm = jetziges Ziegelthor................ „ „ XVI
12) Degel = inneres Hasslauerfhor.................. „ „ XVI
13) Burgkthurm = Burgthor.................. . „ . XIX
14) Fratzenstein == Hexenthurm..........•........ „ „ XX
Beschreibung der erhaltenen Mauern und Thürme.
M aue rn.
Von der inneren und äusseren Ringmauer haben sieh grössere Stücke in voller Höhe an verschiedenen
Stellen erhalten. Ueberall zeigt sich jedoch eine so grosse Uebereinstimmung in den Massen und Formen,
dass eine zeitliche Verschiedenheit nicht anzunehmen, wenigstens nicht nachzuweisen ist. Der Vergleich mit
den Befestigungen anderer Orte in der Kinziggegend, Hanau, Steinheim, Windeken, Steinau (cf. auch Baudehkm.
der Stadt Hanau, p. 29) ergiebt, dass überall fast das gleiche bereits im 14. Jahrhundert übliche Schema vor-
kommt: Mauern von ca. 1,5 in Stärke mit auf Bögen ausgekragtem Wehrgang. Beim Umbau von 1476 wird
daher wohl die Construktion der älteren Theile einfach beibehalten sein.
Von der inneren Mauer sind die Stellen neben dem Holzthor, hinter den Häusern des Schützengrabens
und an dem Halbmond am besten erhalten, von der äusseren die am Röderthor und Hainerhof (Tab. 8 u. 9i,
auch die Ecke am ehemaligen Burgthor.
Die Abbildungen der Tafel 15 zeigen die äussere Gestalt und das Profil derselben. Auf dem
Wehrgang befand sich ein Schutzdach aus Fachwerk, wie der Kupferstich in dem Gesangbuch von 1728 auf
der Strecke vom Haitzerthor bis Halbmond deutlich erkennen lagst, welches erst 1765, weil baufällig, abgebrochen
wurde (cf. Rathsprot. 1762—65, p. 125). Die Schiessscharten des Wehrganges sind zumeist fensterartig, es
kommen aber auch einzelne Schlüsselscharten vor und sehmale Schlitze (cf. die Strecke vom Röderthor; hier war
auch wegen des tiefen Grabens eine untere Schiessschartenreihe angelegt. Den Aufstieg zu dem Wehrgang
vermittelten massive Treppen, die auf vorgelegten Bögen ruhten, wie am Holzthor, und in Spuren neben dem
..alten Thurm" (cf. auch Tab. 15). Auf dem Kupferstich des Gesangbuches und bei Merlan zeigt eine Stelle
der Mauern westlich vom Rotberterthor Zinnen. Es ist diese als Rest der älteren Mauer anzusehen, leider
hat aber die Anlage der „neuen Strasse" gerade diese Strecke am meisten zerstört. Die Mauern scheinen
überhaupt an vielen Stellen oder durchgängig ursprünglich Zinnen gehabt zu haben, und noch 1698 werden
„bei dem Tränkthörlcin au der Stadtmühle die Zinnen 3 Schuh erhöht und mit Schiesslöcheni aufgemauert".
Die Mauern sind überall in guten lagerhaften Bruchsteinen ausgeführt. Nur in nächster Nähe des
Holzthores und an dem unteren Theil desselben bis zur Höhe des rundbergigeli unprofilirten Rundbogen-
pförtchens, ist ein besserer, fast Quaderbau mit vollkommen horizontalen Lagerfiigen zu bemerken, sodass hier
ein kleiner Rest der romanischen Anlage erhalten sein könnte, wobei aber nicht verschwiegen sein soll, dass das
romanische Bruchsteinmauerwerk an der Godebertskapelle, am alten Rathhaus und der Spitalkirche, ein kleines
rechteckiges Bruchsteinwerk mit eingeritzten Mörtelfügen zeigt.
Dem Terrain entsprechend waren die Gräben und sonstigen Schutzmassregeln von verschiedener Be-
deutung. Auf der Bergseite lief ein breiter, scheinbar wenig tiefer Graben hin, dessen äussere Böschung eben-
falls gemauert war und mit abnehmender Höhe des äusseren Terrains in eine Zwingermauer überging, die am
Holzthor rechtwinklich abbog und an die innere Stadtmauer anschloss. In dieser Vertiefung wird der mehr-
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