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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0131

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Private Wohnbauten.

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B. Fachwerkbauten,

Den Uebergang zu vollem Fachwerkhau;, welcher in Gelnhausen in den besseren Stadttheilen offenbar
sehr selten gewesen sein muss, bilden solche mit massivem Untergeschoss. einem „steinernen Fuss". Für
die Einfachheit der Construction kleiner Sedelluiuser in reinem Fachwerkbau, ist ein Wcistlmni des Büdinger
Waldes vom Jahre 1364 ein Beleg, welches die Hölzer aufführt, die den in dem Wald Holzberechtigten zum
Bauen abgegeben werden mussten. Näheres in den rhess. Holzbauten".

1) Eckhaus von Oberniarkt und Holzgasse Nr. 86.

(iesainmtansicht Tab. 165. Brandmauer und Console Tab. 166. Das Haus hat mehrfache Umbauten
erlitten. Die Brandmauer und der steinerne Fuss gehörten der durch die Inschrift tixirten Zeit (1533) an, die
Console und mit ihr der hölzerne Aufbau dem Anfang des 17. Jahrhunderts. Der Unterbau bewahrt aus der
ersten Zeit noch die Spuren eines rundbogigen Eingangs auf der Mitte der Schmalseite, und die Fensterblenden
des Erdgeschosses haben im Innern die Fig. 8, Tab. 160 angegebene interessante Ausbildung. Das Holzwerk
ist durchaus schlicht behandelt und wirkt nur durch die Massenhaftigkeit; reiche Profilirung und Ringelmuster
fehlen hier wie an allen unvertünchten Geinhäuser Holzbauten.

Das Innere der Oberstockwerke bat nicht mehr die alte Disposition. Das Haus dürfte der urkundlich
oft genannte „Symeren" gewesen sein (= ein gezimmerter Bau?).

2) Ecke der Petersilien- und Langgasse Nr. 260.

An dein sonst ganz vertünchten Bau springt im zweiten Geschoss ein ganz flach dreiseitiger Erker
vor, und der Steinsockel zeigt die Jahreszahl 1550 mit einem Steinmetzzeichen.

3) Langgasse Nr. 264, gegenüber Nr. 2.

Das anseheinend spätestens der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts angehörige Haus hatte 1881 noch
sehr lange steile Knaggen zur Unterstützung des Obergeschosses von der Tab. 160 Fig. 9 angegebene Detail-
lirung, ist aber jetzt ganz vertüncht.

4) Das Haus Nr. 293 neben der Kirchhofthüre, welches bei Huld Tab. XXIII mit einer Kleebogenthüre
dargestellt ist. kann eine solche nie gehabt haben, da. noch 1895 das unvertünchte Gebälk auf der Vorschwelle des
Unterstockes die eingeschnittene Jahreszahl 1726 trug und das Profil Tab. 160 Fig. 10 zeigte, welches in
Gelnhausen mehrfach zu sehen ist. Dagegen hat die Mauer nach dem Kirchhof zu, jetzt in der Erde
steckende vermauerte steile Spitzbogenfenster, ähnlich denen des Johanniterhauses.

5) Am Lambertusbr.unnen Nr. 159. Der steinerne Fuss hat das Portal Tab. 174 von 1552, und eine
rundbogige Kidlerthür mit Steinmetzzeichen und decorativen Köpfen. Der Aufbau hatte vor der Yertünchung
die bei Rubi und danach auf Tab. 178 gegebene Form. Der als decorativer Abschluss dieses Blattes angebrachte
romanische Säulenfuss an der gothischen Hausecke, ist freier Zusatz und wohl ein irgendwo in der Stadt
damals befindliches Baufragment.

Hierher gehören auch der Oberstock des Anbaues am romanischen Rathaus und das Gemeindehaus
der Burg.

An den dortigen Fachwerkbauten ist die in Hessen häufig verwendete1 sgrafittoartige Gefachdecoration
nur in unbedeutenden Resten von sehr reducirter Form, und zwar in der Burg nachweisbar. Dass aber ehemals
auch reich geschnitztes Holzwerk vorhanden gewesen ist, beweist eine schöne auch in der Burg gefundene, und
in die Sammlung des Geschichtsvereins übergegangene, eine Schlange mit Menschenkopf darstellende Ecksäule.

F. Einzelne Bautheile.

1) Haitzergasse Nr. 474 befindet sich ein spitzbogiges Hofthor mit Spitzschild am Scheitel, darauf
ein Querbalken, oben zwei unten eine Lilie.

2) Löhergasse zwischen 360 und 61 befindet sich ein mit Hohlkehlen und Birnstab dazwischen pro-
filirtes Hofthor, an dessen Scheitel ein schönes spätgothisches Blatt sitzt mit dem Datum 1574. welches nur
ein späterer Zusatz sein kann.

3) Haitzergasse, südliche Ecke des Untermarktes Nr. 444, hat ein Hofthor mit reichem Profil von 1608,
cf. Tab. 176. Das Haus hat nach dem Zinsregister des Spitals dem kenne von gaudern gehört, welcher die
Brückencäpelle stiftete, ist aber im vorigen Jahrhundert (?) erneuert.

4) Pfarrgasse Nr. 52, gothisirende Stichbogenthüre um 1530, mit späteren, anders woher genommenem,
für eine Rundbogenthüre passendem Flügel, cf. Tab. 175.

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