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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0179

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Meerholz.

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Kanzel und Gestühl gehören derselben Herrichtung des Innern an. Erstere ist ein ganz einfaches
Schreinerwerk mit flachen Pilastern an den Ecken und einfachen Karniesfüllungen.

Die Orgel ist leider bei einer Erneuerung des Werkes mit modernem Gehäuse versehen worden.
Die Altargeräthe sind modern. Im Thurm hängen:

3 Glocken. Die grösste bat 0,95 Durchmesser, 0,76 Höhe und in lateinischen Grossbuchstaben resp.
Fraktur die Inschrift:

I. G. GROSSE • FECIT • DRESDEN • 1878.
$efu§ • ©hriftits • gestern • unb • beute • unb • berfclbe ■ audj • in • ©roigfeit.

Die mittlere hat 0,82 Durchmesser, 0,68 m Höhe und zwischen Riemchen die Inschrift in lateinischen
Grossbüchstaben:

GEGOSSEN • VON • GEBRÜDER • MARTHELS & MARPES • IN • FRANKFURT A./M. * 1827 * <^
Auf dem Feld einerseits * GLAUBE • LIEBE • HOFFNUNG * anderseits * CONCORDIA *

Die kleinste hat 0,70 Durchmesser, 0,51 m Höhe und zwischen Riemchen in gleichen Buchstaben die
Inschrift:

IN GOTTES NAHMEN FLOSS ICH IOHANN GEORG BACH IN WINDECKEN GOSS MICH 1800.
Darunter ein Ornamentfries.

Die Försterei.

Neben dem Schloss liegt ein schmuckloser noch der Tünche harrender BruQhsteinbau mit sauberen
Thür- und Fenstergewänden vom Jahre 1736 (I). Die charakteristische mit einem schönen Ysenburgischen
Wappen geschmückte Thür« ist auf Tab. 257 dargestellt.

Der Wartthurm und das Gemeindehaus.

An dem westlichen Ende des Ortes, neben dem kleinen Gemeindehaus, steht jetzt völlig isolirt in der
Strasse ein kleiner runder Thurm aus Bruchstein mit spitzem Hehn und hochgelegenem spitzbogigem Eingang.
Er hat vier Geschosse deren unterstes mit einem rippenlosen Kreuzgewölbe überdeckt ist, welches in das eylin-
drische Innere einschneidet. Jedes der Geschosse hat vier Schiessscharten, unten Schlüsselscharten, in der
Mitte schmale horizontale Schlitze, oben breite Spalten mit Visirkerben nach oben. Auch in das Gewölbe —
Gefängnis? — führt eine scheinbar neue Thüre, es fehlte jedoch das Loch im Gewölbe. Die Balkendecken
ruhen auf Rücksprüngen der Mauern, uud tragen einen durchgehenden Mittelpfosten zur Unterstützung des
Dachhelmes, in welchen ein Glockenstuhl einer eingeschnittenen Inschrift1) nach später eingebaut ist: Georg
Krönt und Henrich '• Appel als Gerichts | Schöffen Anno | 1726 Den I Den Merz j Felden j unt lohann | Henrich
Chi eller \ MIO. Z. Meister. Es waren ursprünglich zwei Glocken vorhanden, von denen die erhaltene grössere
0,735 Durchmesser, 0,56 m Höhe hat und die Inschrift in Grossbuchstaben trägt:

(JOS ■ .MICH • IOHANNES • VXD ANDREAS • SOHXEIDEWIXD • IX • FRANCKFURT • AXXO • 1725.

Die Haube hat an der horizontalen Platte auf welcher die Krone aufsitzt die tiefe Kehle mit scharfem
Rand, welche schon bei der schönen Glocke zu Gelnhausen Tab. 96. B 7 zu sehen ist. Detail und Grundrisse
des Thurmes cf. Tab. 347. Der Thurm dürfte der Zeit der Hussitengefahr angehören, und mit einem bis auf
kleine Spuren verschwundenen Graben und Wall mit Paliss'aderizaun zur Sicherung des Ortes, und die (Hocken
zu bürgerlichen Zeichen (zum Sturmläuten u. s. w.) gedieht haben2).

Das Gemeindehaus ist inschriftlich 1785 erbaut.

') in Schreibschrift.

*) Steiner verlegt diesen Thurm und Wall imlminlioh nach Niedermittlau, wo nichts derartiges sich rindet.

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