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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0215

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Wachtersbach.

197

die gröSBte von 0,93 Durchmesser, 0,75 Höhe, weiche in lateinischen Grossbuchstahen in vier Reihen
zwischen Riemchen die Inschrift trägt:

•j- ANNO • QVO f K3HANNE • ERNESTO • ISENBVRGENSI • ET • MARIA • CHARLOTA • ERPACHENS1 f
ILLVSTRIBVS - CONIVGIBVS • VOLENTIBVS • | COELV • VOCO • OVES • IESV • IOHANNES ■ AXIVS •
SIGENSISf LUDOVICVS- WIDERSTEIN • KELLER . HANS SCHLAGMANN . IOHANN • IACOB •
WERTH • BEIDE • BAVMEISTER • WILHELM - EICHHORN -SAL • SCHVLMEISTER || P MICHELIN
GOSS: MICH • 1661 f WACHET • VND • BETET ■ LVCAE 22.

Die Buchstaben sitzen auf dünnen rechteckigen Plättchen, wie es auch in Somborn an einer
älteren Glocke constatirt ist. Diese naheliegende Methode gilt als eine französische Eigenthümlichkeit, was
auch in diesem Fall, wo der Name auf einen französischen Refugie (etwa aus Hanau) deutet, zutreffen mag,
um so mehr als nach den gleichen Kirchenrechnungen von einer später umgegossenen Glocke 1679 gesagt wird
„von dem Glockengießer aus Hanau die neue Glocke anher prächt". Es kann freilich auch der in Altenhasslau
nachgewiesene Dörr gewesen sein. Der Ton ist sehr schlecht durch einen dissonirenden Nebenton des tiefen
Grundtones.

Die mittlere Glocke hat 0,815 Durchmesser, 0,63 Höhe und die Inschrift:

FÜER DIE KIRCHE ZU WAECHTERSBACH GEGOSSEN VON PHIL. HEINRICH LACH IN WIN-
DECKEN 1853

auf dem Feld einerseits: EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE: anderseits, ein Crucitixus. Der Ton ist schlecht
und unrein.

Die kleinste hat 0,634 Durchmesser, 0,49 Höhe mit der Inschrift:

IN GOTTES NAMEN FLOSS ICH IOH. GEORG BACH IN WINDECKEN GOSS MICH 1802.
Der Ton ist kräftig und rein.

In der Mitte der Kirche unter dem Altar befindet sich eine Gruft, in welcher 14 Glieder der gräflichen
Linie Ysenburg-Wächtersbaeh von 1703 bis 1782 beigesetzt sind. Seitdem ist auf dem südlich von der Kirche
gelegenen Friedhof ein neues Erbbegräbhiss errichtet worden.

Neben der Kirche (südlich) liegt ein Fragment des spätgothischen Taufsteines, welcher danach
ein achtseitiges prismatisches Recken hatte, dessen Seiten unten im Halskreise abschlössen, welche mit Nasen
besetzt war. Der Rogen, sowie die Kanten und eine Mittellinie jeder Fläche bildeten schmale hohlprotilirte
Rahmen, Fuss und oberer Rand fehlen (cf. Tab. 347, G).

Das Schloss.

Das jetzige fürstliche Residenzschloss steht an der Stelle der alten ursprünglich zum Schutz und zur
Verwaltung des kaiserlichen Forstes Büdingerwald neben Rüdingen angelegten Burg. Diese wird zuerst 1324
genannt als Gottfried v. Brauneck das ihm aus der von Büdingenschen Erbschaft zugefallene Antheil am Burg-
grafenamt zu Gelnhausen mit Zubehör nebst seinem Rechte (nicht Antheil) an der bürge zu Wechterszbach an
seine Ganerben Luther von Ysenbürg und Conrad von Trimberg verkaufte (Urk. II, p. 144). Letzterer trat
dann seinen Antheil wieder käuflich aber ane Wechtersbach burch und dorf und wasz darzu gehorith an Luther
v. Ysenbürg ab, blieb also im Mitbesitz der Burg, welchen er in der Folge verschiedentlich, zuletzt an Hanau
verpf andere. Von diesen löste es später Ysenbürg mit Bewilligung der Trimbergschen Erben ein, und behielt
es als Ganerbe. Streitigkeiten, die hierüber mit diesen, besonders den v. Weilnau entstanden, wurden erst
1432 durch ein Schiedsgericht zu Gunsten Ysenburgs entschieden, in unbestrittenen Besitz gelangte es aber
erst durch den Verzicht des letzten Weilnauer's, des Abtes Reinhard von Fulda 1458 (Simon, Urk. Nr. 241 u. 267).
Anfänglich sassen nur Amtleute der Ysenburger in der Burg, zunächst um 1377 Dietrich Forstmeister (Urk. IV,
p. 862) und nur vorübergehend nahmen Familienglieder dort ihren Wohnsitz, wie Johann IV 1482—79, Diether
1512—21. Besonders wohnte auch Graf Anton nach seiner Vermählung in Wächtersbach (Simon I, p. 60). Seit
Stiftung der Linie Ysenburg-Wächtersbaeh durch Graf Ferdinand Maximilian 1685—1703 war die Burg ständige
Residenz derselben, nachdem Umbauten den Charakter eines festen Schlosses gegeben hatten.

Die alte Burg war eine Wasserburg und lag in dein Weiher, welcher zweifellos dem Ort den
Namen gegeben hat und später zu einem breiten Graben zusammenschrumpfte, der nun auch zugeschüttet ist,
 
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