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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0224

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206

Wolferborn.

In dem Thurm hängen:

Zwei Glocken. Die kleinste hat 0,49 Durchmesser und 0,42 Höhe und trägt um den Hals zwischen
gedrehten Fäden in Majuskeln des 14. Jahrhunderts die rückläufige Inschrift:

f SENNAHOI f SVCEAM f SACVL f SVEHTAM f

Die Rippe derselben hat ein am Hals und Schlag sanft gewölbtes Profil. Die Krone sitzt auf einer senkrecht
etwas vortretenden gewölbten Platte und hat achteckige stark geknickte Bügel. Es wechseln in der Umschrift
noch vereinzelt Lapidar- und Uncialformen der Puchstaben, sodass die Glocke unbedenklich in die zweite
Hälfte des 14. Jahrhunderts spätestens zu setzen ist.

Die grössere hat 0,78 Durchmesser, 0,62 Höhe und in lateinischen Grossbuchstaben zwischen Eiem-
chen die Inschrift:

m- IOHANNES • VND • ANDREAS • SCHNEIDEWIND ■ IN • FRANCKFURT • GOSS • MICH •

ANNO • 1720.

Darüber und darunter Ornamentstreifen, denen der Glocke desselben Meisters zu Lettgenbrunn gleich.

Die mittlere hat 0,74 Durchmesser, 0,64 Höhe und in lateinischen Grossbuchstaben unter einem be-
sonders reichen Spitzbogenfries auf dem Feld die sauber gegossene aber noch nacheiselirte und geschliffene Schrift:

GEGOSSEN 1881 FUER DIE | EVANGELISCHE KIRCHE ZV WOLFERBORN | VON AND. HAMM j
IN FRANKENTHAL | GIESSEE DER | KÖLNER KAISERGLOCKE.

Statt der Krone ist eine runde Scheibe mit starker Centraischraube zur Aufhängung bestimmt, nachträglich aber
bereits mit einem schmiedeeisernen Ring- und Zugschrauben ergänzt worden. Der Ton ist unrein mit vor-
tretender Decime.

Ein Schloss d. h. ein Amtshaus wurde von Ludwig II. v. Ysenburg hier angelegt, nachdem er 1488
fünf Hufen Landes in der Gemarkung erworben hatte. Von demselben haben sich bcnierkenswerthe Reste
nicht erhalten. Dagegen steht auf der Strasse nach Leisenwald zu ein Grenzstein, dessen Inschrift leider
durch eine nachträglich eingesetzte Eisenklammer beschädigt alter doch zu entziffern ist, während das Ysen-
burgische Wappen vollkommen erhalten blieb (cf. Tab. 347,1). Erstere lautet: Ludwig | Graf zu [ Isenburg |
1509. | Der Stein bezeichnet wohl die Grenze des Gerichtes Wolferborn?
 
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