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Siebern, Heinrich [Hrsg.]; Brunner, Hugo [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 3): Kreis Grafschaft Schaumburg: Textband — Marburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15582#0023
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Rinteln.

Rinteln, die Hauptstadt des jetzt Grafschaft Schaumburg genannten Kreises, liegt auf dem linken Weser- Geschichte
ufer am Einfluß der Exter, beginnt aber jetzt auch sich auf dem rechten Ufer, mit welchem es seit
1847 durch eine feste steinerne Brücke mit eisernem Oberbau (an Stelle der früheren Schiffbrücke)
verbunden ist, nach dem Bahnhofe hin auszudehnen. Die Stadt zählt gegenwärtig 4649 Einwohner.

Wenn wir uns zur Erklärung des Namens an die älteste, zwischen 1153 und 1170 urkundlich
belegte Form Rinctelen halten (Wippermann, Reg. Schb., S. 26, Nr. 47), so werden wir denselben in die
zwei Bestandteile rinc und tel zerlegen; tel (telge, hd. zeige) bedeutet ein bebautes Ackerland, Rinctelen
also „zu dem ringförmigen Ackerland" (Jellinghaus, S. 126 f.)1). Doch bleibt die Erklärung immerhin
unbefriedigend, zumal auch die Form Rentene hin und wieder vorkommt.

Das alte, seit 1158 genannte Dorf Rinteln, von welchem die Begründung der Stadt ausging, lag
auf dem rechten Weserufer unterhalb der Luhdener Klippen und war mit dem linken Weserufer bereits
im Anfang des 13. Jahrhunderts durch eine Brücke verbunden, vor welcher der Freigraf von Steinbergen
im Namen des Grafen von Schaumburg ein Gericht abhielt (1223; s. Wippermann i. d. Period. Bll. 1855
Nr. 6, S. 174; Holscher i. d. Westfäl. Ztschr. 33, S. 168). Der Ort hatte eine Kirche, deren 1235 und 1238
gedacht wird und von welcher in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und wohl noch später ein Rest
zu sehen war (Wippermann i. d. Ztschr. f. hess. Gesch., VII, S. 66; Graebe, Nachr. usw., S. 11 f.). Im Laufe
des 15. Jahrhunderts wird das Dorf, das noch 1358 urkundlich genannt wird, ausgegangen sein (s. Mooyer
im Mind. Sonntagsbl. 1852, Nr. 14).

Die Anlage der neuen Stadt geht auf einen bewußten Akt Graf Adolfs IV. von Schaumburg
desselben, welcher die Dänen bei Bornhövede siegreich bekämpfte, zurück. Er hatte die Neugründung
offenbar von langer Hand vorbereitet, denn der erste Schritt dazu war die Verlegung des Nonnenklosters
Bischoperode bei Stadthagen nach Alten-Rinteln (1224—1230), um es von hier später in die Stadt zu
versetzen (Wippermann i. d. Period. Bll. 1853, Nr. 1, S. 5 ff.). Auch beweist eine Stelle der Urkunde, durch
welche Adolfs Sohn Gerhard im Jahre 1277 den Nonnen die Schenkungen seines Vaters bestätigt (Aspern,
Cod. dipl. II, S. 251, Nr. 146), daß absichtliche Gründung vorlag, wenn von der civitas Rinteln die Rede
ist, „que de ipsius (des Vaters) mandato et promotione facta fuit". Im Jahre 1239 wurde der neuen Stadt
das Lippstädter Recht verliehen (Aspern a. a. O., S. 87, Nr. 58).

Das Stadtsiegel erweist sich als Stadtbild und zeigt in rotem Feld über blauem gewellten Balken
(dem Weserfluß) eine silberne gotische Burg, von zwei Nebentürmen flankiert. Am Mittelbau nach rechts
gelehnt das schaumburger Wappenschild (v. l'Estocq, Tafel VI, Text S. 13).

Die Grafen von Schaumburg besaßen Rinteln lehnsweise vom Mindener Stift (Wippermann, Reg.
Schb., S. 117, Nr. 246), ohne daß ein Akt der Belehnung nachweisbar wäre. Nach dem Aussterben des
Grafenhauses begründete das Domkapitel seine Rechte an die Stadt mit dem Anspruch auf das ganze
lehnbare Amt Schaumburg (s. ebenda S. 264, Nr. 552).

i) Anders Arnold, S. 442, der im zweiten Teile an tal vallis denkt. Dagegen spricht einmal das t (ndd. d) und dann das
Nichtvorhandensein eines Talkessels, in dem Rinteln läge.

Bau- und Kunstdenkmäler im Reg.-Bez. Cassel. III. Kr. Grafschaft Schaumburg. 2
 
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