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Siebern, Heinrich [Hrsg.]; Brunner, Hugo [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 3): Kreis Grafschaft Schaumburg: Textband — Marburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15582#0161
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Krückeberg.

er im Jahre 1242 als Zeuge vorkommende Rotbertus de Krukeberge bietet die älteste Namensform des Geschichte.
Ortes (v. Hodenberg, Aich, des Kl. Marienwerder 20), die im 16. Jahrhundert Kruckeberg geschrieben,

wohl aber schon damals mit Umlaut des u gesprochen wurde. Der Name des Dorfes, das auf einer
unbedeutenden Anhöhe liegt und von den Bewohnern selbst (lokativisch) Krückebergen genannt wird, wird
verschieden gedeutet. Während Arnold S. 49 ihn zu kelt. crüach (cymr. cruc) Collis (richtiger kegelförmiger
Haufe) stellen will, gibt Jellinghaus S. 177 die Erklärung „krukenförmiger Berg". Beide Deutungen wollen
wenig befriedigen1). Auf einen Eigennamen Croce (Nebenform Crucco) geht der Ortsname schwerlich zurück.

Die erst seit dem Jahre 1564 bis auf den heutigen Tag bestehende Verbindung der beiden bis
dahin getrennten Pfarreien Weibeck und Krückeberg ist um deswillen ein Vorgang von mehr als lokal-
historischer Bedeutung, weil es Eberhard Poppelbaum, der erste evangelische Prediger der Grafschaft war,
der die Krückeberger Kirche, die bisherige Mutterkirche von Oldendorf, weil sie ihm zu beschwerlich
wurde, mit Zustimmung des Grafen Otto V. von Schaumburg seinem Kollegen in Weibeck abtrat und
dafür erster Prediger zu Oldendorf wurde (Paulus, Hess.-Schaumb. Sup. S. 253 ff. S. 385. — Hochhuth S. 466).

Die Kirche zu Krückeberg war dem heil. Petrus geweiht. Das Patronat über sie schenkte der Graf
von Wunstorf im Jahre 1331 dem Moritzkloster zu Minden (Holscher, Westf. Ztschr. 33 S. 136), doch
scheint dies Recht später auf die Grafen von Schaumburg übergegangen zu sein.

In dem nur 131 Einwohner zählenden, zum Amtsgericht Oldendorf, aber zur Klasse Rinteln
gehörenden Dörfchen befindet sich ein der altschaumburger Adelsfamilie von Zerssen gehöriges Rittergut,
wohl der sogenannte Junkernhof; mit demselben war im vorigen Jahrhundert der Kabinetsrat Kurfürst
Wilhelms II., Rivalier von Meisenbug, belehnt, dem es jedoch die von Zerssen streitig machten (Akten
Landaus in der Bibl. des hess. Gesch.-Vereins).

Die Kirche ist mit Ausnahme des romanischen Westturmes im Übergangsstil erbaut. Der letztere Beschreibung,
enthält zuunterst ein roh ausgeführtes, rippenloses Kreuzgewölbe, das mit Einschluß der Wandbogen später xS'ei0!1^
eingespannt ist, zur Zeit, als die Westtür eingebrochen und über dem halbkreisförmigen Entlastungsbogen l"ld 75'
des geraden Sturzes eine jetzt leider unleserliche spätgotische Inschrifttafel eingemauert wurde. Mit dem Schiff
stand der Turm früher durch eine rundbogige Öffnung mit gekehltem Schmiegenkämpfer in Verbindung.
Eine der gekuppelten Schallöffnungen ist auf Tafel 75 dargestellt und ebenfalls die Konstruktion des später Tafel 75.
aufgesetzten, im oberen Teil mit Schindeln gedeckten Helmes, der durch Schrägflächen in das regelmäßige
Achteck übergeführt ist und auf der Spitze ein schmiedeeisernes Kreuz mit Wetterhahn trägt.

Das mit Strebepfeilern versehene Schiff zählt zwei rechteckige Joche, mit rippenlosen Kreuzgewölben
überdeckt, deren spitzbogige Gurt- und Wandbogen von plumpen Konsolen getragen werden. Die Fenster
mit tiefer schräger Leibung sind in der lichten Öffnung noch im Halbkreis geschlossen, während die
äußere Kante schon den Spitzbogen zeigt; spitzbogig ist auch die vor; einer Kehle umrahmte Südtür. In
der äußeren Südwand des östlichen Joches ist ein einfaches Giebelkreuz eingemauert und daneben eine Tafel 75.
jetzt geschlossene spitzbogige Tür zu erkennen.

') Diejenige von Jellinghaus läßt, abgesehen davon, daß der Berg schwerlich einer Kruke gleichsieht, eine Erklärung
des in „Krückeberg" vorhandenen Umlautes vermissen, während bei Arnold — der wohl auf S. 45—50 ähnliche tautologe
Zusammensetzungen keltischer und germanischer Wörter gibt — unerklärt bleibt, warum der erstere Bestandteil nicht an der Laut-
verschiebung teilgenommen habe (vgl. Kluge, Etymol. Wörterbuch der deutschen Sprache"1. Straßburg 1905, S. 322 unter Rücken).


 
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