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Siebern, Heinrich [Hrsg.]; Brunner, Hugo [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 3): Kreis Grafschaft Schaumburg: Textband — Marburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15582#0085
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Minden überlassen wird (Wippermann, a. a. O., S. 13, Nr. 24). Bei dieser Gelegenheit geschieht des
Gotteshauses zum ersten Male urkundliche Erwähnung, das der Tradition zufolge mit zu den von der oben
erwähnten Stifterin des Klosters Möllenbeck begründeten acht Kirchen gehört haben soll (Paulus, Hessen-
Schaumb. Superintendenten, S. 105. — Wippennann, Bukkigau, S. 300). Auch soll Bischof Drogo von
Minden sie zu Ehren des heil. Petrus geweiht haben1).

Der erste Kirchherr in Deckbergen wird 1230 genannt, 1479 wird der Altaristen daselbst Erwähnung
getan. Der Ort gehörte nach dem Mindener Archidiakonatsregister von 1632 zum Archidiakonat Ohsen.

Die Kirchenrechnungen gehen mit Unterbrechungen (um 1624) bis zum Jahre 1600 zurück. 1806
und 1826 sind Renovierungen am Kirchengebäude vorgenommen.

In den Fenstern der Kirche befanden sich noch im Jahre 1822 einige kleine runde Felder mit
Glasmalereien, auf welchen Begebenheiten aus dem Leben des Heilandes dargestellt waren, mit der Jahres-
zahl 1584. Diese Glasbilder wurden damals bei einer Reparatur der Fenster herausgenommen, und es
wurde deren Ablieferung für die Löwenburg zu Wilhelmshöhe befohlen. Im Jahre 1825 wurden diese
von einem Glaser verpackten Glasmalereien nach Cassel gebracht und kamen dort größtenteils zerbrochen
an. (Baudenkmäler im Regierungsbezirk Cassel, Dehn-Rotfelser.)

Die Kirche bewahrt aus romanischer Zeit noch wesentliche Bauteile, die im Grundriß schwarz Bes^,rce^ung-
angelegt erscheinen. Der quadratische Westturm ist im Erdgeschoß durch ein rundbogiges, rippenloses Tafei40,u
Kreuzgewölbe geschlossen und dient jetzt als Vorhalle, die sich nach dem Langhaus im Rundbogen öffnet.
In der Südwand ist nur ein schmaler Lichtschlitz angebracht. Die gotische Umrahmung der Tür, die an
den Ecken vorgelegten Strebepfeiler stammen aus dem Jahre 1878, als die Westseite und auch der Turm-
helm neu hergestellt werden mußten. An den übrigen Seiten sind die Schallöffnungen in der ursprünglichen Tafel 40.
Gestalt erhalten; ihre Ausbildung weist sie der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu.

Der romanische Teil des Langhauses, das Hauptschiff, ist nachträglich eingewölbt. Die beiden
durch breite, rechteckige Gurte getrennten, spitzbogigen Kreuzgewölbe sind in Bruchstein und ohne
Rippen hergestellt, jedoch mit Schlußsteinen ausgestattet, auf denen die Wappen der Grafschaft Schaumburg
und des Bistums Minden ausgehauen sind. Die seitlichen Vorlagen sind im Kämpfer durch einen kräftigen
Wulst, im Sockel durch eine Kehle profiliert. Neben dem Turm, der nur in losem Zusammenhang mit
den Schiffsmauern steht, ist ein schmales Gewölbfeld eingeschoben und durch eine Tonne mit ein-
schneidenden Stichkappen geschlossen. Die Fenster sind verändert und von ähnlicher Ausbildung wie die
des Chores; auf dem Sturz des einen ist eine Jahreszahl eingehauen mit einem Steinmetzzeichen, das auch Tafei 40.
am südlichen Seitenschiff vorkommt. Dieses ist in spätgotischer Zeit dem Langhaus angefügt; dabei sind
die alten Vorlagen und Wandbogen dieser Seite unversehrt geblieben. Die Gewölbe, von gleicher
Anordnung wie im Hauptschiff, sind hier jedoch busig und in Backstein ausgeführt, ihre Rippen gekehlt,
die Trenngurte abgekantet. Auf dem östlichen Schlußstein ist das Brustbild Petri, des Schutzpatrons der Tafei 40.
Kirche, in Relief dargestellt. Fischblasenmaßwerk füllt den Spitzbogen der dreiteiligen Fenster; das kleinere
in der Westwand zeigt über einem Mittelpfosten gekuppelte Rundbogen. Das Äußere ist nur durch die
Strebepfeiler gegliedert, erhält aber ein besonderes Gepräge durch die beiden in das Hauptdach ein-
schneidenden Querdächer des Seitenschiffs, die im Süden durch einfache Giebel geschlossen sind. Die
rechteckige Südtür trägt auf dem Sturz die Inschrift: „Stnno tum .JVH-raT W£ Cunrabuö bc gml'Mic
ulün9 in bttbtt rencfie fiaerfiric jcnjä firoi fjerme gStrbdhneiger oibcrlnoe". Die Gliederung der Umrahmung
erinnert an die der Sakristeitür in Möllenbeck, wie auch zwei der beobachteten Steininetzzeichen dort ebenfalls Tafei 40.
vorkommen.

Der gerade geschlossene Chor bildet die Verlängerung des Hauptschiffs. Er wird etwas früher
als das Seitenschiff erbaut sein, denn das Gewölbe zeigt zwar dasselbe. Rippenprofil, ist aber noch in
Bruchstein hergestellt. Die Form der Fenster, die durch zwei Pfosten unterteilt und in drei Rundbogen
geschlossen sind, darf nicht irreführen, sie sind verändert. Während die mittleren Pfosten rechteckig und
mit einer Nut zur Aufnahme der Holzfenster versehen sind, ist an der seitlichen Leibung das gekehlte
Pfostenprofil der alten Fenster noch überall zu erkennen. Wann die Umgestaltung geschehen, besagt die
Jahreszahl „ANNO 1589", die an dem jetzt rundbogig geschlossenen Ostfenster eingehauen ist. Dagegen

') Die Angabe Hochhuths, Kirchenstatistik S. 455, daß Bischof Drogo sie 1230 geweiht habe, beruht, wie leicht
ersichtlich, auf einem Mißverständnis.

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