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Siebern, Heinrich [Hrsg.]; Brunner, Hugo [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 3): Kreis Grafschaft Schaumburg: Textband — Marburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15582#0257
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Segelhorst

Das Dorf mit 425 Einwohnei n, eine Stunde von der Schaumburg und eine halbe Stunde von Oldendorf Geschichte,
gelegen, gehört zum Amtsgericht des letztgenannten Ortes. Der Name (wenn zu sigan fließen zu
stellen) würde Wald in einer Niederung bedeuten (Arnold, S. 508. — Jellinghaus unter Sielhorst, S. 184).
Auch Segelhorst soll seine Kirche der Hildeburg, der Stifterin von Möllenbeck, verdanken (Paulus,
Sup. S. 360). Das Vorhandensein derselben ist zuerst 1230 bezeugt (Wippenn., U.-B. von Obernkirchen
S. 17 Nr. 40); ihrer wird ferner 1305 und 1540 Erwähnung getan.

Des Sieges, welchen im Jahre 1633 die verbündeten Schweden, Hessen und Hannoveraner über
die Kaiserlichen in der Nähe von Segelhorst errangen, wurde bereits mehrfach gedacht.

Die Kirche mit quadratischem Westturm, zweijochigem Schiff und gerade geschlossenem Chor istBes^'1rrce1'ikun£-
in gotischer Zeit erbaut. Der Westturm zeigt jedoch im unteren, von einer rundbogigen Tonne überdeckten T«fei 139

° ö J ' to to und 101.

Geschoß noch romanische Reste, wie die Kämpferprofile des nach dem Schiff sich öffnenden Rundbogens Tafei 139.
dartun. Die Umrahmung des spitzbogigen Westeingangs ist von spätgotischer Bildung. Im übrigen
steigen die Wandflächen ohne Gliederung auf, nur im oberen Geschoß jederseits von einer schmalen
Öffnung durchbrochen, die zum Teil gerade überdeckt, im Norden und Süden rundbogig geschlossen sind.
Der schlanke, ins Achteck übergeführte Helm ist 1895 erneuert.

Das Schiff ist mit Kreuzgewölben, deren busige Kappen in Backstein hergestellt sind, überdeckt.
Der den Trenngurt aufnehmende Wandpfeiler und die Form der Wölbglieder sind dargestellt. Das Profil Tafei 139.
der Rippe ist um den Schlußstein herumgeführt. Die Schildbogen sind ohne Verband mit der Mauer, also
später eingespannt, wie auch die Strebepfeiler, in der Schräge mit Dachsteinplatten abgedeckt, nachträglich
angelegt zu sein scheinen. Chor und Schiff sind von gleicher Breite, aber durch den stark einspringenden,
spitzbogigen Triumphbogen mit Schmiegenkämpfer getrennt. Das quadratische Kreuzgewölbe, ohne die
vortretenden Schildbogen des Schiffes, hat etwas stärkere Rippen und einen mit dem schaumburgischen Wappen
verzierten Schlußstein. Die Türen und Fenster sind verändert, flachbogig oder gerade überdeckt; nur das
südliche Chorfenster zeigt noch den ursprünglichen Spitzbogen und den Ansatz eines Mittelpfostens.

Die im Osten des Chores in Fachwerk angebaute Sakristei hat ein Obergeschoß, das als Bälgen-
kammer dient. Die neugotische Orgel ist auf der Ostempore untergebracht.

Der Altar hat einen einfachen Aufsatz mit dem 0,80X1,32 m großen Tafelbilde des letzten Abend-Ausstattung,
mahls in eigenartiger Auffassung, da Luther und Melanchthon unter den Jüngern erscheinen; in den oberen
Ecken Inschrifttafeln mit den Einsetzungsworten in plattdeutscher Sprache. Das Bild ist Ende des 16. Jahr-
hunderts gemalt und 1903 von C. Köhler, dem Pastor der Kirche, aufgefrischt.

Die Altargeräte modern.

Zwei 43 cm hohe, barocke Altarleuchter mit gewundenem Schaft, in Messing getrieben und mit
Buckeln verziert.

Emporen ziehen sich an der West- und Nordseite hin und werden von schlanken Säulen oder Tafei 139.
dünnen eisernen Stützen getragen. In einem Teil reicher gestaltet ist die Brüstung durch Pilaster gegliedert,
die je zwei Bogenstellungen mit den gemalten Darstellungen Christi und der zwölf Apostel auf rotem
Grunde zwischen sich schließen. Die beiden mittleren Felder zeigen die Wappen der von Cornberg und
von Bortfeldt; Ende des 16. Jahrhunderts.

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