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Siebern, Heinrich [Hrsg.]; Brunner, Hugo [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 3): Kreis Grafschaft Schaumburg: Textband — Marburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15582#0090
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Exten

Geschichte. A ls im Jahre 896 das Kloster Möllenbeck begründet wurde, wird es in der hierüber ausgestellten
/-% Stiftungsurkunde Kaiser Arnulfs als „in pago Osterpurge infra terminum villae, quae noncupatur
Achriste" gelegen bezeichnet. Dies Achriste ist die älteste Namensform des Dorfes bzw. des
Flüßchens Exter, nach welchem jenes ohne Zweifel benannt ist. Später, z. B. 1237, heißt der Ort Eckersten
und in weiterer Analogiebildung auch Eckerstein, woneben noch zahlreiche andere Formen erscheinen.
Die Deutung des Namens ist bis jetzt nicht gelungen (vgl. Arnold, S. 133. — Jellinghaus, S. 153), oder
doch nur teilweise, wenn man mit Förstemann, Altdeutsches Namenbuch II-', S. 7, und Ztschr. f. vergl.
Sprachforschung IX, S. 283 Umstellung aus Achistra, Agistra annimmt (wie die Externsteine aus Agister-
stein und wofür auch die Form Echestern ein Beleg sein würde) und dann im zweiten Bestandteil des
Namens die Wurzel sru fließen (vgl. griech. £öa>) erkennt. Die erste Hälfte würde sich im Namen des
Eggegebirges vielleicht wiederfinden.

Das Dorf, das heute zum Amtsgericht Rinteln gehört und 961 Einwohner zählt, ist offenbar eines
der ältesten der Gegend, nach Rübel, die Franken, ihr Eroberungs- und Siedelungssystem (Bielef. u. Lpz. 1904),
S. 270 eine karolingische Villa. Die Kirche soll ihre Erbauung der mehrerwähnten Stifterin des Klosters
Möllenbeck, Hildeburg, verdanken (Paulus, Hess.-Schaumb. Superintendenten, S. 119). Für ihr hohes Alter
spricht jedenfalls der Umstand, daß sie noch 1280 den heiligen Kilian zum Schutzpatron hatte. In diesem
Jahre überträgt nämlich das adelige Geschlecht, welches sich nach dem Dorfe benannte, und dessen
Bestehen sich bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts verfolgen läßt, die ihm bisher gehörigen Vogteirechte
auf die Kirche selbst (Urk. im Marb. Staatsarchiv), vermutlich um sie als Lehen zurück zu empfangen, wie
daraus hervorgeht, daß 1444, September 20 der Knappe Otto von Eckersten, indem er das Eigentumsrecht
der besagten Kirche an dem „Officium Eckersten", d. h. den Einkünften derselben, anerkennt, doch offenbar
sich im Genüsse derselben befindet (Wippermann, Reg. Sch., S. 203, Nr. 438). Die Kirche selbst war
Eigentum des Mindener Stiftes, welches sie im Jahre 1297 dem Jakobskloster in Rinteln gegen den
Zehnten zu Altenrinteln überläßt (Westf. U.-B. VI, S. 510, Nr. 1591).

Das in Exten gehegte Gogericht, mit dem im Jahre 1385 der Knappe Johann Domeyer belehnt
wird, kann nicht groß gewesen sein; es erstreckte sich vermutlich, wenn auch nur die Dörfer Exten und
Engern in der Belehnungsurkunde genannt sind, wohl auf die später sog. Exter- und die Weservogtei
(Sudendorf, Urk. d. Herzöge v. Braunschw.-Lüneb. VI, S. 119 f. — Engelhard, Erdbeschr. II, S. 727 und 719. —
Landau, Kurf. Hessen, S. 348). Das Gogericht ging vom Herzog von Sachsen zu Lehen. Die Vogtei im
Dorfe hatten im 14. Jahrhundert, wenn die bei Spilcker (Gesch. der Grafen von Everstein, S. 339) als
zweifelhaft angegebene Datierung zuverlässig ist, die von Dryburg als Lehen der Grafen von Wunstorf inne1).

Die Kirche zu Exten ist später den heiligen Ärzten Cosmas und Damianus geweiht, ohne daß
man anzugeben vermöchte, wann und aus welchem Anlaß sie die Schutzpatrone gewechselt hat. Die
hölzernen gekreuzigten Bilder der Heiligen, die sich unter dem Turme befanden (Paulus, Hessen-Schaumb.
Superint., S. 119), sind jetzt in der Marburger Schloßkapelle aufgehängt. Eine Aufzeichnung des zweiten
protestantischen Predigers zu Exten, Konrad Bussius, vom Jahre 1604, daß die Kirche im Anfang des
10. Jahrhunderts, und zwar in honorem Cosmae et Damiani erbaut sei, ist zum mindesten, wie gezeigt,
ungenau. Die erste Erbauung kann höchstens in das Ende des Jahrhunderts fallen (vgl. Hochhuth, S. 456. —

!) Wippermann, Reg. Sch., S. 143, Nr. 313a, nimmt die Zeitangabe bereits als sicher an.
 
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