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Siebern, Heinrich [Hrsg.]; Brunner, Hugo [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 3): Kreis Grafschaft Schaumburg: Textband — Marburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15582#0137
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Orove

Grove, Kirchdorf im Amte Rodenberg, ist von der Stadt gleichen Namens nur durch die Steinaue Geschichte,
getrennt und wird, da die Stadt nach hier eingepfarrt war, von höherem Alter wie diese sein (s. dort).
Die dem heil. Jakobus geweihte Kirche tritt 1307 urkundlich zuerst in die Erscheinung, wo Heinrich
(1307—1321) als Kirchherr erwähnt wird. In derselben ruhte eine Nacht die Leiche des Herzogs Magnus
Torquatus von Lüneburg, der am 26. Juli 1373 in der dem Grafen Otto II. von Schaumburg bei Gollern
gelieferten Schlacht gefallen war (Holscher, Westf. Zust. 33, S. 177). Nach der Inschrift am Chor wurde
das Gotteshaus, das 1477 auch Pfarrkirche Allerheiligen genannt wird, im Jahre 1437 ausgebessert und
nach schriftlichen Aufzeichnungen in der Pfarrei-Repositur nochmals 1676. In dem Kriege, welchen der
Kaiser Rudolf II. von 1595—1606 gegen die Türken führte, mußte die Kirche eine sog. Türkensteuer
bezahlen; um diese aufzubringen, wurde ein Teil des alten Silbergerätes verkauft. Und was noch übrig-
blieb an heiligen Gefäßen, ging nebst vielen Kirchenliterarien verloren, als die Sakristei, worin man sie
aufbewahrte, im Jahre 1643 von feindlichen Soldaten erbrochen und geplündert wurde (Bach, S. 483 f.).

Die einfache, mit einer geraden Decke versehene Saalkirche, im Osten mit drei Seiten eines Achtecks Beschreibung,
geschlossen, zeigt im untern Teil des Westturms und, wie auch im Grundriß angegeben ist, in der Süd- x^n,,6,
wand des Schiffs romanische Reste, die wiederum zu verschiedenen Zeiten entstanden sind. Denn der und 55'1'
Sockel der offenbar älteren Südwand liegt tiefer als der des Turmes und ist von anderer Form. Die kleine Tafei 64.
jetzt vermauerte Tür ist senkrecht in die Mauer eingeschnitten und mit einem Tympanon überdeckt, das Tafei 64.
gegen die Mauerflucht nur wenig zurücktritt und von einem Entlastungsbogen überspannt ist. Etwas weiter
nach Osten ist im Gefüge der Wand eine breite rundbogige Öffnung, die auf eine hier angebaute Kapelle
oder ein Kreuzschiff schließen läßt, noch deutlich zu erkennen.

Der mit einem Walmdach geschlossene Turm ist nur im untern Geschoß massiv, darüber in
Fachwerk ausgeführt, das mit Brettern verschalt und zum Teil mit Schindeln bekleidet ist. Der West-
eingang, von gleicher Ausbildung wie die erwähnte Südtür, hat ein mit Ornament bedecktes Tympanon. Tafei 64.

Das Schiff der Kirche wird mit Ausnahme des schon erwähnten romanischen Teils der Südwand
1437 erbaut sein. In der Ostwand des Chores ist nämlich ein Werkstück mit der folgenden Inschrift ein-
gelassen: „aTTo tun m tac Im renotiata eft eciia grobe I ftructura". Auf einem Stein daneben liest
man ferner: „renovatum a^ di m d ccc 1 xxx in". Die letzte Wiederherstellung hat dann gründlich
aufgeräumt. Holzdecke, Kanzel, Orgel und Gestühl sind erneuert, der jetzige Eingang in der Südwand, die
im Nordosten angelehnte Sakristei geschaffen und die spitzbogigen Fenster verändert. Nur das dreiteilige
Ostfenster ist in der ursprünglichen Form erhalten. Die Nordtür mit gut profiliertem Gewände ist spitz-
bogig, links daneben ist auf der Sockelschräge eine kleine liegende Figur ausgehauen. Tafei 64.

In dem erneuerten Aufbau des Altars ist ein alter, gotischer, zweiflügeliger Schrein, 0,94X1,69 m Ausstattung.

' & ' 6 6 ' ' > Tafel 66-68.

groß, mit auf Goldgrund gemalten Tafelbildern wieder verwandt. Das Innere enthält eine Darstellung des
Kalvarienberges. Zwischen den Kreuzen sind zwei in sich geschlossene Gruppen eingefügt, links die drei
Marien, über denen der jugendliche Kopf des Johannis sichtbar ist, rechts Zuschauer mit dem Hauptmann
in langem, pelzverbrämtem Mantel, die Linke auf das Schwert gestützt, in der Rechten ein Schriftband
haltend mit den Worten: uere «■ bete # fUili£ « bei « erat « ifte Auf den Flügeln finden sich

Schilderungen der Dornenkrönung und des letzten Abendmahles einander gegenübergestellt. Bei geschlossenen
Laden erscheinen die Patrone der Kirche auf sternenbesäetem, blauem Grunde; auf dem einen Flügel drei
stehende Figuren, in der Mitte eine Jungfrau mit Salbbüchse (?), Magdalena, deren Beziehung zur Kirche

Bau- und Kunstdenkmäler im Reu.-Bez. Cassel. III. Kr. Grafschaft Schaumburg;. 8
 
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