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Siebern, Heinrich [Hrsg.]; Brunner, Hugo [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 3): Kreis Grafschaft Schaumburg: Textband — Marburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15582#0165
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Möllenbeck

In südwestlicher Richtung von der Stadt Rinteln liegt das den ältesten Klöstern des vormaligen Bistums Geschichte.
Minden beizuzählende ehedem freiadelige Nonnenstift Möllenbeck. Dasselbe ist eine gemeinsame
Gründung der edeln Frau Hiltipurg und des Priesters Folchart, mit denen sich als dritter zu dem
frommen Werke der Bischof Drogo von Minden vereinigte. Hiltipurg und Folchart erbauten das Kloster
auf ihrem eigenen Grund und Boden „in loco Mulinpeche, in pago Osterpurge infra terminum villae quae
noncupatur Achriste", — so lautet der Bericht in der Bestätigungsurkunde, welche am 13. August 896 Kaiser
Arnulf zu Forchheim dem Stift erteilte. Man hat die beiden Stifter des Klosters mit Recht für Bruder und
Schwester erklärt. Dagegen weiß die Urkunde nichts von dem Gemahl der Hiltipurg, dem die spätere Sage
den Namen Uffo beigelegt hat. Diese erzählt: Hiltipurg lebte mit ihrem Gemahl in kinderloser Ehe. Uffo,
der eine Wallfahrt ins heilige Land gemacht hatte, verzögerte seine Rückkehr so sehr, daß seine Gemahlin
die Hoffnung des Wiedersehens aufgab. Deshalb bestimmte sie ihre Güter dem Dienste Gottes, erbaute
das Kloster Möllenbeck und stattete noch acht in der Nähe gelegene Dörfer mit Kirchen aus. Als der
schon verloren geglaubte Gatte endlich heimkehrte, trat ihm Hiltipurg mit der Nachricht entgegen, daß sie
in seiner Abwesenheit neun Töchter geboren habe, welche sie dem Herrn Christo zu weihen gedenke.
Uffo, der den Sinn der Rede alsbald verstand, lobte ihre Frömmigkeit und verhieß ihr, für die Weihe und
eine reiche Ausstattung dieser Töchter zu sorgen (Heldmann, Möllenbeck S. 4 f.).

Außer bei den Chronisten ist Uffo als Mitbegründer noch in einer Steininschrift über der Eingangstür
zur Kirche überliefert (vergl. Seite 73).

Besondere Glaubwürdigkeit ist dieser aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammenden
Inschrift ebenwohl nicht beizumessen. Unter den Personen, deren Jahresgedächtnis im Kloster feierlich
begangen wurde, findet sich zwar ein Uffo, doch wird dieser als Priester bezeichnet, und wenn er mit dem
Gemahl der Stifterin ein und dieselbe Person sein sollte, so müßte man annehmen, daß er später in den
geistlichen Stand getreten sei. Eine curia Uffonis, deren Einkünfte das Stift teilweise zu genießen hatte,
wird im Nekrologium des Klosters mehrfach erwähnt (Piderit, Möllb. S. 8). Die beiden Burgen, als deren
Besitzer der edle Herr in den Chroniken genannt wird, und von denen die eine, die Uffenburg oder der
Eckerstein, bei Bremke auf der Höhe, die andere, die Osterburg, bei Steinbergen lag, sind zwar urkundlich
nicht bezeugt, doch in ihren Trümmern noch wahrnehmbar. So sind Sage und Geschichte unentwirrbar
miteinander verbunden.

Das Kloster erhielt den Namen Molenbeke nach dem Bache, durch welchen vielleicht die zur
curia Uffonis gelegene Mühle getrieben wurde. Die Form Mulinpechi, die in der Bestätigungsurkunde
Kaiser Arnulfs gebraucht ist, ist der Name in oberdeutscher Form.

Dem ersten Schutzbriefe der höchsten weltlichen Obrigkeit fügte im Jahre 979 Kaiser Otto II. den
andern hinzu, kraft dessen das Kloster die Immunität von der weltlichen Gerichtsbarkeit mit Ausnahme
des bischöflichen Vogteigerichtes und des Blutbannes erhielt. Einen weiteren Schutzbrief erteilte Kaiser
Heinrich II. am 13. März 1003 bei seiner Anwesenheit in Minden.

Die Kirche zu Möllenbeck, anfangs dem heil. Petrus gewidmet, erkor sich in der Folge den heiligen
Dionysius, ersten Bischof von Paris, zum Schutzpatron, als sie aus Frankreich einer Reliquie des Heiligen
teilhaftig geworden war.
 
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