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Siebern, Heinrich [Hrsg.]; Brunner, Hugo [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 3): Kreis Grafschaft Schaumburg: Textband — Marburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15582#0219
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Der quadratische Westturm steigt in vier Geschossen auf, das untere gleichsam als Sockel
aufgefaßt und mit einfacher Schräge abgeschlossen, die übrigen durch Hohlkehlgesimse getrennt. Das
Zeltdach trägt einen mit Schiefer bekleideten Dachreiter. Das untere zwischen Wandbogen eingespannte
Kreuzgewölbe hat gekehlte, von Konsolen aufgenommene Rippen, auf dem Schlußstein eine Doppelrosette,
und ist mit dem Schiff durch einen breiten Gurtbogen verbunden. Die seitlichen Fenster und die Westtür
sind spitzbogig, diese in der Leibung gefast und von einem schräg eingeschnittenen Wandbogen umrahmt.
Eine von außen zugängliche Wendeltreppe führt zu den oberen, von kleinen rechteckigen Fenstern
beleuchteten Geschossen empor. Nur die zweiteiligen Schallöffnungen sind etwas reicher gestaltet und mit
nasenbesetzten Spitzbogen geschlossen.
Tafel 110,1. Das dreijochige Langhaus ist mit Kreuzgewölben überdeckt, die in den schmäleren Seitenschiffen

Tafel 117. gestelzt erscheinen. Die gekehlten Rippen und die gefasten, etwas kräftiger gebildeten Gurte werden in
der Mitte von vier achteckigen Pfeilern mit Hohlkehlkämpfern, an den Wänden von Konsolen aufgenommen;
zwei der letzteren besonders ausgezeichnet, die eine zeigt das schaumburgische Wappen mit einem Löwen
und Drachen als Schildhalter, die andere, mit Maßwerkformen geschmückt, wird von einem männlichen
Kopf gestützt. Auf den Schlußsteinen Laubrosetten oder Dreieckschilde mit dem schaumburgischen Nessel-
blatt, dem hessischen Löwen oder mit fünf blättriger Rose, siebenstrahligem Stern, Lilie (Büschen?), Kessel-
haken (Zersen?). Das einfache Maßwerk der zweiteiligen, spitzbogigen Fenster ist gänzlich erneuert,
abweichend von der ursprünglichen Form, die nach Lübke Fischblasenmotive aufwies. Spitzbogig sind
auch die beiden von einem kräftigen Birnstab umrahmten Türen, über denen das Kaffsims mit rechteckiger
Verkröpfung hinweggeführt ist.

Der quadratische Chor, vom Mittelschiff nur durch einen Gurt getrennt, ist in gleicher Weise
eingewölbt. Die niedrigere Lage des Kämpfers und die infolgedessen entstandene unregelmäßige Ausbildung
der Vorlagen zu beiden Seiten des Chores, endlich auch der mit Ahornlaub verzierte Schlußstein lassen
vermuten, daß mit dem Bau des Chores begonnen ist. Auffällig erscheint, daß die nach dem Schiff
gewandten Vorlagen noch die Profile der umgekehrten attischen Basis aufweisen.

Das Äußere, fast ohne jeden Schmuck, ist in der Wirkung durch die Aufhöhung des Bodens ebenso
sehr beeinträchtigt wie das Innere. Der Sockel ist nicht mehr sichtbar; Kaffsims und Hauptgesims sind
Tafel 117. durch eine Hohlkehle profiliert. Den Ostgiebel des Chores krönt ein mit Nasen besetztes Steinkreuz.

Der nördliche Anbau des Chores enthält im unteren Geschoß das Erbbegräbnis der V.Münchhausen;
darüber befindet sich ein Raum, der mit einem Tonnengewölbe überdeckt ist und als Bälgenkammer diente.
Vor derselben, auf der früheren Empore des Seitenschiffes, stand nämlich die 1589 gebaute Orgel; auf dem
Sturz der Tür, die jetzt nur durch eine Leiter zu erreichen ist, liest man dieselbe Jahreszahl 1589.

Von den beiden Grabkammern auf der Ostseite des Chores ist die eine von Ludwig
v. Mengersen, Erbherr zu Oldendorf, im Jahre 1711, die andere 1770 von dem Amtmann Cordemann
erbaut, wie die Inschriften auf dem Sturz der Eingänge besagen.
Ausstattung. Der Altar mit alter Mensa, deren Deckplatte mit einer Schmiege überkragt, zeigt im erneuerten

Aufsatz ein älteres Tafelbild, 1,26x1,23 m groß, mit der Darstellung des letzten Abendmahls; darunter die
Einsetzungsworte und „Heidewich geb. Buesche weilanten Boresse v. Moennighausen Ludolfen seligem
Sohne witwe gegeben 1590".

Altargeräte: Ein silbervergoldeter Kelch, 16,5 cm hoch, hat noch einen alten runden Ständer,
dessen Knauf als Pomellum gebildet ist. — Ein silberner Kelch, 25 cm hoch, mit erneuerter Kuppa, sechs-
eckigem Ständer und einfachem Knauf trägt auf dem runden Fuß zwei Wappen mit der Beischrift
„CHRISTIAN LUDEWIG POST" und r^mn „DORATICA ELISABETH VON REDEN", außerdem die

nebenstehenden Goldschmiedzeichen: I »'I Ende des 17. Jahrhunderts. — Zwei silberne Patenen, die

einemiteingraviertemWappenA'E'V-F- — W-V«M (Mengersen) und Goldschmiedzeichen:

Dieselben Marken kommen an einer silbernen Hostiendose von ovaler Form vor; auf dem
Deckel ein Wappen wie vor mit den Buchstaben S-E-V-M. — Eine silberne Weinkanne
in Becherform mit Ausguß und Ohrhenkel auf niedrigem Fuß, 20,3 cm hoch, ist mit
eingraviertem, ornamentalem und figürlichem Schmuck fast ganz bedeckt. Am Bauch erscheinen in ovalen
Medaillons die Taufe, Kreuzigung und Auferstehung; auf dem von einem Kreuz bekrönten Deckel sind in
ähnlicher Fassung die vier Elemente, auf dem Fuß die vier Jahreszeiten dargestellt. Unterm Fuß die
Jahreszahl 1695; Goldschmiedzeichen wie vor.

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