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Siebern, Heinrich [Hrsg.]; Brunner, Hugo [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 3): Kreis Grafschaft Schaumburg: Textband — Marburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15582#0243
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ab. Die Erlaubnis, eine eigene Kirche zu erbauen und damit das Verhältnis zu Bergkirchen, wohin der
Ort bis dahin eingepfarrt war, aufzulösen, erhielten die Einwohner zugleich mit ihrem Stadtprivileg. So
wurde die jetzige Kirche nach 1650 innerhalb sechzehn Jahren teils auf Kosten der Bürgerschaft, teils
mit Hülfe von Sammlungen in Deutschland und Holland errichtet und im Jahre 1671 eingeweiht
(Paulus, Sup. S. 356).

Beschreibung. Die einfache Saalkirche, ohne Anlage eines Turmes, liegt außerhalb der Stadt und ist baugeschichtlich

Tafei 128 nicht uninteressant, da sie fast am Ende des 17. Jahrhunderts noch in gotischen Formen erbaut ist. Sie
und 129. g6gen Osten im halben Zehneck geschlossen. Die Unterzüge der geraden, verschalten Decke werden
von drei Paar mit Kopfbändern versehenen Holzstützen getragen. Die Wände sind durch Strebepfeiler
Tafei 129. verstärkt; die Fenster, über einem Kaffsims angeordnet, zeigen rohe Maßwerkformen. Selbst die Türen sind
noch spitzbogig geschlossen. Das mit Pfannen eingedeckte Satteldach ist im Osten abgewalmt; die Spitze
des Westgiebels trägt ein einfaches Steinkreuz. Die Kirche ist 1816 und nochmals 1865 ausgebessert.
Ausstattung. Der Altar, in zwei Etagen aufgebaut, von einem Kruzifixus bekrönt, mit frei endigendem Ohr-

muschelornainent besäumt, trägt die Jahreszahl 1679. Das untere, auf Leinwand gemalte Bild, 0,82X1,05 m
groß, stellt das letzte Abendmahl dar, das obere Christi Leiden in Gethsemane.

Altargeräte: Ein silbervergoldeter Kelch, 22,5 cm hoch, mit Sechspaß- ^ fuß, birnförmigem

Knauf und erneuerter Kuppa, hat die nebenstehenden Goldschmiedzeichen: \/ v5 und die Inschrift:
„J ■ H • Heineman 1724". — Eine silberne Patene von 16 cm Durchmesser. — Eine silberne
Weinkanne von bauchiger Form ist ohne Deckel 18,5 cm hoch; Goldschmiedzeichen: l£j Q3^
eine zinnerne Hostiendose von ovaler Form, der Deckel mit aufgelegtem Kruzifixus.
Tafei i29. Zwei 58 cm hohe Altarleuchter aus Zinn.

Emporen finden sich auf allen Seiten des Schiffes, das vom Altarraum durch eine hölzerne Brüstung
getrennt ist.

Die beiden Glocken hängen im Dachreiter des Rathauses; die eine von 1,03 m unterem Durch-
messer ist 1838 von J. H. Dreyer in Linden bei Hannover umgegossen; die andere mit 1; 3 Riemchen
am Bord und über dem Schlag hat am Hals von Akanthusblattreihen eingefaßt, die Inschrift: „ANNO 1713
SOLI DEO GLORIA SEMPER CVM DEO GOSS MICH ISAB".

Die Kanzel ruht auf einem achteckigen Pfeiler mit geschnitzten Bügen. Die an den Ecken der
Brüstung frei vorgestellten jonischen Säulen werden von Konsolen getragen; dazwischen erscheinen vor
rundbogigen Blenden die Alabasterfiguren der vier Evangelisten. Den Schalldeckel krönt die Gestalt des
triumphierenden Christus. Ende des 17. Jahrhunderts.

Zwei Kronleuchter aus Messing von 74 und 50 cm Durchmesser, mit zwei Reihen von sechs
Armen besetzt, von einem Doppeladler bekrönt.

Der kelchförmige Tauf stein ist am Becken mit vier geflügelten Engelsköpfen geschmückt, über
denen das obere Gesims verkröpft erscheint. Der Ständer wird zu beiden Seiten des mittleren Wulstes
von mehreren Akanthusblattreihen kelchartig umfaßt.

Ein Wappen der Landgräfin Hedwig Sophia, das 1,2X1,2 m große Stück eines alten Glasfensters
wird in der Kirche aufbewahrt.
Schloß. Gegenwärtig stehen von dem Schloß, dessen ursprüngliche Anlage als Wasserburg noch zu erkennen

ist, nur noch der Turm und das sog. Amthaus, die früher durch den Torbau verbunden gewesen sind.
Tafei Bö,,. Der Turm enthält drei gewölbte Geschosse, das untere ist nur durch ein kleines, ovales Fenster

beleuchtet; die oberen, durch eine Wendeltreppe zugänglich, waren einst wohnlich eingerichtet. Der Grundriß
des ersten Stocks ist auf Tafel 129 gegeben. Der kleine, in der Mauerdicke ausgesparte Raum war früher
vermutlich nur von außen durch die noch erhaltene rundbogige Öffnung zu erreichen. In Kämpferhöhe
des rundbogigen Kreuzgewölbes zog sich an den Wänden, wie die erhaltenen Holzdübel erkennen lassen,
ein Holzgesims herum, in den Ecken mit größeren Konsolen ausgestattet. Dementsprechend hatten die
Grate des Gewölbes eine rippenähnliche Holzbekleidung mit kreisförmigem Schluß im Scheitel. Auch finden
Tafei i3i. sich noch deutliche Spuren der alten Bemalung. Im oberen, mit einem einfachen Kamin ausgestatteten und
mit einer Abortanlage versehenen Geschoß ist das Gewölbe flachbogig. Auch findet sich hier noch eine
Tafei 131. der alten Zweifiillungslüren. Auf der Außenseite kragt ein zierlicher Erker über einfachen Konsolen vor,
mit drei halbkreisförmigen Muschelfeldern staffeiförmig geschlossen. Die Teilpfosten sind durch vorgelegte
 
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