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Bode, Wilhelm
Die Meister der holländischen und vlämischen Malerschulen — Leipzig, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.15571#0068
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DAS HOLLÄNDISCHE SITTENBILD

Das Sittenbild ist diesseits der Alpen entstanden, es hat nur hier eine wirkliche
Heimat gefunden und eine vielseitige glänzende Entwickelung gehabt. Nicht im
öffentlichen Leben, sondern im Familienleben hat es seinen Boden; nur wo dieses
die Basis des Volkslebens ausmacht, kann es sich voll entfalten. Den Schauplatz
für seine Entstehung und Blüte kann nur ein freies Volk bieten; in seiner
Existenz liegt der Beweis für den Geist der Unabhängigkeit, der sich in ihm
spiegelt. In den Niederlanden und in Deutschland zeigt sich schon in den An-
fängen der modernen Malerei, seit den Tagen der Brüder van Eyck, Freude am
Sittenbild; den religiösen Darstellungen fehlte der monumentale Charakter der
gleichzeitigen italienischen Kunst, ihnen eignet ein ausgeprägter genreartiger Zug.
Die Heiligengeschichte spielt im eigenen Heim; die Figuren treten in den Kostü-
men und mit den Zügen der eigenen Familie auf. Im Laufe des 16. Jahrhunderts
beginnt sich daraus, meist durch den Einfluß der italienischen Kunst, welcher es
die nordischen Meister an Größe des Stiles und Erhabenheit des Ausdruckes gleich-

Willem van Heythuysen Brüssel, Gemäldegalerie

FRANS HALS

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