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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0158

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Haltungen vereinigt giebt die sitzende weibliche Figur auf unserer
Gemme. Es ist Ililhyia, die Hexe, schrieb Lessing- in seinen
Collerlnneen , und der Leser mag entscheiden , ob ich die Belege
dazu richtig gefunden und den Beweis daraus überzeugend ge-
führt habe.

Aber ist diefs auch die alte Ililhyia, die Mir hier erblicken'?
Sie hat doch in der That nichts weniger als ein hexenarligcs
Ansehii , und wenn sie bezauberte, so (hat sie es vielleicht nur
mit jener Magie, die, in den Gürtel der holden Göttin von Paphos
gebannt, alle schönen Flauen und Mädchen zu natürlichen Zau-
berinnen macht Wie hätte man sie auch, sonst für eineAgripjnna
nehmen können'? Lessing würde diefs Alles gern zugeben und
darum doch eine Ililhyia,, zur Gestalt einer römisch eu
Matrone veredelt, darin linden können. Wer mit der alltuäligeu
Verschönerung vieler ihrem Ursprünge nach sehr rohen und un-
förmlichen Gölfergeslalfeu in der alten Welt nur etwas bekannt
ist und besonders die römische Kunslperiode unter Adrian und
seinen nächsten Nachfolgern sludirt hat, wo allen steifen und
fremdartigen Formen die damals herrschende Weichheit der Alex-
andrinischen Manier eingeflöfst wurde, den wird es nicht be-
fremden , auch ans den alten steifen Efecale- und Ililhyienbildern,
wie sie Tansanias noch erblickte *) , eine römische Matrone her-
vorgehen zu sehen. Die steifen ägyptischen Isisbilder und die
mumienarligen Ephesischen Göttinneu haben unter den Händen der
spätem griechischen Künstler bei den Römern gleiches Schicksal
gehabt *+). Irre ich nicht, so findet sich die alte Ilithyieugestalt

hochbetrübte Mädchen im Apulejns IV, p. 80., quae inter genua
sna deposito capite sine modo iiehat. Auf dem Gemälde des
Cebes p. 82. ed. Schweigh. erscheint die personificirte Traurigkeit
i) tvjv KsipaXijy st! toij yovxai sy^axisa , Auirq. Vergl. Horaz II.
Serm. 8. 58. Ovid. II. Fast. 756.

f) Die Ifithyia zu Aegion beschreibt Pausanias VII, 23. p. 322. so,
dafs man sogleich die Nachbildung einer alten, engeingewickelten
Ephesischen Göttin daran erblickt. Sie ist vom Kopf bis auf die
Fiifse mit einem zarten Gewände bedeckt, wovon nur das Gesieht
und die äufsersten Arme und Fiifse hervorgehen. Der Pentelische
Marmor, aus welchem das Gesicht nnd die Extremitäten gemacht
waren, beweis't hinlänglich, dafs sie nach einem altern Bilde
verschönert worden war. Das Bild'zu Hermione, welches nur die
Priesterin selten durfte, Pausan. II, 35. p. 316. hatte vielleicht
noch deutlichere Spuren seines Ursprungs.

**) Man vergleiche einige der ältesten Isisliguren bei Caylus, z. B.
 
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