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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0160

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Diese erscheint auf jenem Relief als eine Büste, die aus einem
Cyliuder hervorgellt. Nun ist aber diese cylindrische Form gerade
die älteste Bildung- der Ephesischcn Göttin, die daher mehrere
Archäologen, wie z. B. Caylus, lieher gar von Aegypfen ab-
stammen liefseil *). So dachte sich also der Römer seine alte
Hilhyia, die schon mit der Mutter Evander's an die Ufer der Tiber
gekommen sein sollte. Aber auch die späteste, bis zu einer Ma-
trone verschönerte Abbildung auf den Gemmen bat wenigstens noch
das' lange knappanliogende Gewand zum Abzeichen behalten.

Man kann freilich noch mehr fragen und es sehr sonderbar
finden, dafs gerade der hemmenden Gehurtsgö'ttin mit ihren bindenden
Zauberknoten die Ehre widerfuhr, in einen Stein geschnitten zu
werden. Wer mag aber den Aberglauben, der von jeher in den
Köpfen bedrängter Gebäicrinnen und geschwätziger Hebammen so
manchen Hexcntand und Zauberunfiig ausbrütete **), in alle seine

die Camonae entstanden sind, welche die spätem Dichter gerade
weg für die Musen setzten, in jene Gegenden brachte, und dafs
die eine Prosa oder Porrima oder Antevorta, die zweite Post-
vorta golieifsen habe. Diese wurden nun aber als Parcen oder
Feen vorzüglich bei der Geburt der Kinder beschäftigt gedacht,
sie beförderten oder hinderten die Geburt £Varv6 beim Gellius:
hu jus periculi, ubi pueri conversi in pedes in utero retineri so-
lent, deprecandi gratia arae statutae sunt Komae duabns Car-
mentibus, quaruni altera Postverta nominata est, Prosa altera a
recti perversique partus et potestate et nomine J und sangen, wie
die Möhren, das Schicksal. Niohts war natürlicher, als dafs nun
eben diese Göttinnen auch mit den Hithyien verwechselt und ihnen
ähnlich gebildet wurden.

*} Aber unter einer ganz falschen Voraussetzung. S. Meyer in
der Götting. Bibliothek der Literat, und Kunst.
St, X, p, 26. ff,

**) Man denke nur, wie uns Socrates in seinen berühmten Anspiel-
ungen auf die Hebammenkuust seiner Mutter die griechischen
Hebammen schildert in Theaeteto T. II. p, 6». ed. Bipont.
SiSoCirai (pa^nK-Atct v.on sirwSaj. Wie fruchtbar ist das Register
der Geburts-, Säuge- und 'Wiegengöttinnen, die uns Arnobius
und Augustin aufgezeichnet haben, und die Bayle in seinem
Dictionnaire s, v. Junon. not. G. A. 'ins so gewissenhaft wieder
zuzählet! Vieles findet mau schon bei Menrsius und Bartho-
lin, de puerperis gesammelt, wozu sich noch namhafte Beiträge
liefern liefsen, loh erinnere hier nur an den uralten Aberglauben
von dem Gliicksluitclien, welches manche Kinder mit auf die
 
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