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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0161

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Schlupfwinkel und Irrgänge verfolgen! Wohlfhätigo Feen und
verderbliche Schreckgestalten umschweben — die Sage aller Volker
und Zeitalter stimmt darin ülierein — die sehicksalsschwnngere
Gebmtsstunde des Menschen, und von jeher suchte man sich dagegen
durch Anmiete und zauberstillende Mittel zu schützen, Vielleicht
war also auch unsere Gemme zu einem ähnlichen Aninlet bestimmt!
Hactenus historiae! möchte ich wohl mit dem Astrologen des
Properz in jener antiquarischen Elegie ausrufeu, die uns auch von
der helfenden Lucina ein so tröstliches Wort zu sagen weifs (IV,
1.). Nur einer Frage wünschte ich noch zu begegnen, die ge-
wifs manchem meiner Leser bei der Betrachtung unserer Zauber-
ligur auf der Lippe schwebte. Wenn diefs Zusammenfalten der
Fiuger im ganzen Altertlinm so verrufen und als magischer Kno-
ten von der schlimmsten Vorbedeutung war, wie kommt es, dafs
eben diese Haltung der Hände und Finger dnrch's Christenlhuin
geheiligt wurde und zwei so gefaltete Hunde allgemein das Zeichen
der Andacht und des inbrünstigen Gebets geworden sind? Wer
mag besser darauf antworten als der grofse Cerimonienmeister
des Chrisljauisnins, der heilige Vater zu Rom selbst! Denn so
Schreibt der Papst Nicolaus I. an die zum Christenlhnm bekehrten
Bulgaren im Jahre 860., nachdem er versichert hat, dafs diefs
Häudel'alten kein Befehl der Kirche, aber doch eine feine iiufser-
liehe Zucht sei; „Im Evangelium werden die Bösen au Händen
und Füfsen gebunden. Was rhu» nun die, welche ihre Hände
vor dem Herrn bindon, Anderes, dafs sie Gott damit gleich-
sam zurufen: Herr, befiehl nicht, dafs mir die Hände gebunden
weiden, und dafs man mich in die äufserste Finstornifs werfe.
Denn siehe, ich habe mir die Hände selbst gebunden und bin
bereit, mich stäupen zu lassen *)." Die ganze Stelle ist in mehr

AVeit bringen, dessen schon Plinius gedenkt und welches nocli in
dem französischen Sprichwort; etre ne coiife fortdauert. Von eigenen
Schreckgestalten und Gespenstern, welche die Gebärenden sehen,
weifs uns Psellus, 'de operat. daemonum p. 118. edit. Kilon,
Manches zu erzählen, wo das (J)ä<r/.u* Sv)\v/xa?(po.v rjj ^x°~L va?"
«vE^ca-ija-ay noch immer an die alte Ilithyia erinnert. In einer
Sammlung von populär supergtitions, die Francis Grose sei-
nein 1790. zu London herausgekommenen Provincial Glossary bei-
gefügt hat, finde ich S. 44. auch Folgendes angemerkt; It is
oustomary for women to ofler to sit orols-legged to prooure luok
at cards for their friends. Sitting crofs-legged with tfie fingers
interlaced was always esteemed a magical posture,

) Ich verdanke diese Stelle dem Aringhi, Roma snbterranea VI,
-°> CT. U, p. 578. ed, Rom, J65tOj in dessen bilderreichem
 
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