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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0169

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es höchst wahrscheinlich, dafs jene eherne Schlange, die,' sich um
einen Balken herum windend, den Israeliten zum Heil aufgestellt
wurde j und die Schlange um den Aeseulnpiusstab völlig einerlei,
beides die berühmte ägyptische Knephschlnnge sei, deren Verehrung
in den frühesten Local-Fetischismus und Dienst einiger ägyptischer
Districle oder Noine eingreift. Moses niufste die von dem ägypti-
schen Thierdienst nur langsam zu entwöhnenden und zu einem
geistigen) Saliäismus zu erziehenden Israeliten durch diefs alle
gewählte Schlangenbild beruhigen *), und so kam es denn
nach und nach gar unter die Vorbilder des jüdischen Messias und
veranlasste in den ersten christlichen Jahrhunderten sogar eine
eigene gnoslische Secte derOphiten oder Sehlangenbrüde r*+).
Die Schlange über dem Kelche des Johannes aber ist ganz gewifs
die Schlange der römischen Göttin Salus oder der griechischen
Hygiea und, wie hundert andere heidnische Symbole und aber-
gläubische Gebräuche, bald durch Einfalt des gemeinen Mannes,
bald durch schlau nachgebende Priesterpolilik christianisirl***). Mit

eigenen Schrift des jungem Buxtorf, Historia serpentis aenei
c. V. t>. 580. Opp.

*) Schon der freimiithige Brite John Mars kam hatte in seinem
Canone Chronico p. 149. (einem Werke der gelehrtesten Unbefan-
genheit, das seinem Zeitalter weit vorauseilte,) den wahren Ptmct
getrolt'en, wurde aber darüber von den rüstigen Orthodoxen seiner
und der folgenden Zeit schrecklich angefeindet. Der streitbare
Deyling in Leipzig schrieb eine eigene Observation gegen diese
Ketzerei. Wie ist die Binde gefallen!

**) Aus den Zaubersteinen oder Abraxas der Basilidianer und anderer
Gnostiker läfst sich eine eigene Geschichte dieses christlichen
Schlangendienstes schreiben. Sie ist zum Theil schon sehr gelehrt
in Mosheim's Geschichte der Schlangenbriid er der
ersten Kirche in seinem Versuche einer unparteiischen Kir-
chengeschichte Th, I. S. 109. ff. ausgeführt.

***) Wie viele Zusätze liefsen sich nicht zu Middletori's Vergleich-
ung der alten und neuen Ceremonien und zu seinem noch leben-
diger geschriebenen Brief aus Rom machen. Damals . hatte der
Ritter Hamilton-noch nicht Isernia besucht, und'Knight noch
nicht sein berüchtigtes Buch on the Worship of Priapus geschrie-
ben. Gewöhnlich machten sich sonst die Protestanten bei solchen
Parallelen nur über die Papisten lustig. Allein wie viel ist selbst
in der Lutherischen Liturgie noch pur heidnisch; So liifst sich's
z. B. durch eine historische Deduction darthun, dafs unsere Pri-
vatbeichte und die Altaiknaben beim Abendmahle in gerader
 
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