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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0227

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157

Ihiiins Zauber und Zanhoriiinen auf, die sich und Andere in fremde
Xliii'iii;ost:>ll('ii zu verlsiiüini wnfsten, so dürfte man auch liier auf
ähnlichen Zaiibertrug schliei'sen. So iniichle vielleicht eine Stelle
von den Teichinen,'jenen creteusischen Goelen, heim Di odor von
Sicilien zu verstehen sein *). Und wer erinnert sich hierbei nicht
sogleich au den Feenjjnlast der lirgrofsmania allerArmiden undUr-
ganden, der schlauen Ciree?

Rings auch waren umher Bergwölf und mulmige Löwen,
Welche sie selbst umschuf, da schädliche Säfte sie darbot**).

Soviel man auch physische und moralische Allegöri.een in
diefs berüchtigte Zauhennährcben zu legen bemüht gewesen ist,
so ausgemacht ist es, dafs der alle Säuger auch hier einer dun-
keln üeberlicferung von irgend einer historischen Thalsaehe folgen
nuifste, und da begreife ich immer noch nicht, auf welchem Wege
man die Sache natürlicher erklären konnte als auf dem hier ange-
deutetent**>

Selbst die alte indisch-ägyptische oder Pvlhagoräische Seelen-
wandernngslehre könnte vielleicht durch diese sonderbare Yerirruug
des menschlichen Verstandes in jenen frühem Zeiten f) , wo nicht

*) V, 33, T. I. p. 374, wo es heilst: sie wirkten mit magischen
Zauberkräften, äXAorrsiv'J's Kai t«; 'ihia; no^äf. Schon Heyne
hat diese telpinischen Zaubermetamorphosen mit' den Ekstasen und
Betrügereien der asiatischen und amerikanischen Jongleurs und
Zauberer verglichen, vita antiquissimornm hominum Graeciae ex
barbarorum populorum comparatione iltustrata, Prolus. II. in Opusc.
Acad. T. III. p. 36.
**) Odyssee, übers, v. Vofs X, 212.

***) Homer sagt ausdrücklich aveixieys WaqiJiav.a Xvygä. Man ver-
gleiche den Coimnentar des Spondanus zu' dieser Stelle T.
11. p. 138 ed. Bas. 1CS3., der freilich hier nichts als Teufeleien
sieht, aber doch einige merkwürdige und durch unverdächtige
Aussagen bestätigte Beispiele von ähnlichen betäubenden Mitteln,
mit welchen Buhlerinnen ihre Liebhaber in Pferde und Esel ver-
wandelt haben wollten, anführt. So erklärt diese Fabel auch
Bio h sen, Geschichte der Wissensch. in der M, Brand. S, 441.
not. q.

f) Es darf hierbei nur der Umstand nicht übersehen werden, dafs
sich Spuren eines Glaubens an Seelenwanderung bei so vielen
ganz rohen Nationen finden, S. Meiners, Geschichte al-
ler Religio neu XXI, 8.,, wo bei einigen wahrscheinlich -die
Vorstellung zum Grunde lag, dafs man ja schon bei lebendigem
Leibe zuweilen in Thiere überginge.
 
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