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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0238

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itiS

Gesieht und Körper mit allerlei Figuren hemall und gerade mitten
au der Stirn einen greisen runden Fleck angebracht hätten, den
der hier landende Fremdling in der Ferne leicht für ein grofses
Auge ansehen und daher diesen Menschen den Namen der Cyelo-
peii (Rundäugigcn) gehen konnte'? Späterhin glaubte man wenig-
stens, durch eine solche Malerei im Gesichte die echte Cyclopen-
gestalt vollkommen nachmachen zu können, Diefs beweist eine
Stelle des Callimachus in seinem Hymnus auf die Diana *), wo er
ihre Unerschrockenlieit beim Anblicke der furchtbaren Cyclopen
rühmt und uns gelegentlich einen sehr interessanten Blick in die
Kinderstuben des Olymp thun läfst. Die kleinen Gültermüdehen
sind da auch zuweilen ungezogen. Iu solchen Fallen tlint, wie
unsere Grofsmütlcr noch recht gut wufsfen, ein wohlberufster Knecht
Ruprecht gute Dienste. Zu einer solchen Mummerei waren im
Olymp die Cyclopen gerade die rechten Leute. Zuweilen liefs sich
aber auch Mercur erbitten, statt ihrer den Muthwillen der Mädchen
zu bestrafen.

Wenn leichtfertigen Sinnes ein Mädchen die Mutter verachtet,
Ruft mit drohender Stimme die Mutter: Heroin, ihr Cyclopen!
. Arges, Steropes, kommt! Da springt aus dem Hintergebäude
Hermes hervor, mit bernfstem Gesicht, ein scheufslicher Popanz.
Aber die Kleine bebt zitternd zurück, verschliefst sich mit beiden
Händen die Augen und hüllt sich im schirmenden Busen der Mutter.

Aber, könnte man mir einwenden, wenn die Fabel von den
einäugigen Cyclopen aus einem gemalten Fleck an der Stirne die-
ser Menschen entstanden sein sollte, so wäre es doch weit natür-
licher gewesen, zu sagen, sie hätten drei Augen gehabt, als nur von
dem einzigen gemalten so viel Wesens zu machen. Ich antworte:
diefs scheint auch iu der That anfänglich der Fall gewesen zu

Gesichter aufs Häfsliehste, bald roth, bald schwarz, und bilden
sich dabei ein, sie erhielten dadurch eine besondere Schönheit."
Noch merkwürdiger ist die Stelle in Dobrizhoffer's Geschichte der
Abiponer Th. II. S. 34. „Auf der Stirn lassen sie sich ein Kreuz,
an den beiden Augenwinkeln, zwei gegen die Ohren hingezogene
Linien (efyQVf s$ Curhg Tirarai vtqi 'Sui-sqov w; /xia /xav.^x , in
der Beschreibung des Cyclopen beim Theokrit XI, 32), oberhalb
der Nasenwurzel aber, zwischen, den zwei Augenbrauen, vier
Feuerstriche, welche wie ein Rost gegittert sind." Die dabei be-
findliche Kupfertafel zeigt wahre Cyclopengesichter. Auch die Ein-
wohner der Marquesasinseln punetiren sich rautenförmige Figuren
im Gesichte ein. Siehe Forster's Bemerkungen während einer
Keise um die Welt, S, 208.

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