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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0272

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202

22. — aber flügellos zu schaun

Sind diese, — i-!crtqol ys /^vjy l%uv
Aut«(.

Die Furien des Aescliylus bedürfen der Flügel nicht. Als
alte, mächtige, selbstständige Göttinnen schreiten sie auf
Schwungsoblen über Land und Meer und unterscheiden sich
dadurch eben von jenen beflügelten Ungeheuern, in welchen
keine göttliche Natur weht und lebt *). Es lassen sich al-
lerdings auch andere Gründe denken, die unserem Tragiker,
als einem einsichtsvollen Theatermeister, die Vermeidung al-
les unnölhigeu Fliigelwcrks bei der Ausschmückung seiner
Furien aurathen könnten. Die Theatermaschinerie selbst
scheint dieser ganzen Beflügelung nicht sehr günstig gewesen
zu sein **). Allein, ganz abgesehen von diesen aus der thea-
tralischen Vorstellung entspringenden Schwierigkeiten, mul'ste
dem Dichter Alles daran gelegen sein, den weitausschreiten-
den, ehernen Fufstritt seiner Strafgöttimien so furchtbar als
23. möglich zu machen ***). Darum giebt er ihnen die Jä-
ger-Kothurnen uud beschwingt durch diese Länferschuhe
ihre unaufhaltsam einherrauschenden Tritte f). Sie selbst
zielen in mehreren Stellen dieses Trauerspiels auf diesen ge-

*) Alles, was Vofs Im ersten Theil seiner mythologischen
Briefe mit gröfster Evidenz hierüber erinnert bat, wird hier als
bekannt vorausgesetzt.

**) S. Anmerkung VII,

***) Aus dieser vom Aescliylus, wie es scheint, zuerst gegebenen Vorstell-
ungsart kommen nun auch die malerischen Beiworte des Sophocles
'EgivvS; Tav'JToS«; im Ajax 837,, wo die Scholien es erklären: ri5
ö«oxioffn»; jxiov'o-a;, was aber ganz eigentlich von den weiten Lult-
schritten, womit sie den Mörder verfolgen, zu verstehen ist, In der
Electra heilst Sie: öc hsivalg y.Qu-xrofJisvct Aoyo/f •vaXv.QTroui; 'Ep/v-
vv; V. 488, Enstathius zur Ilias p. 703, 30. erklärt beide Bei-
wörter nach dem vollständigeren Scholiasten des Sophocles, Da
heifst es sehr gut: ravvieoißi S'i ro oiov jj.civ.^otjY.i\ssg v.ou curia
itX«tu tjjj hixßäeew; v.cii r«%\i n«i äwkmjrbv , nicht skkiv>rroi',
wie, auch schon Küster zu Suidas T. I, p, 64. verbessert hat.
Hieraus müssen nun auch mehrere alte Vasenzeichnungen erklärt
werden, wo eine geflügelte, gewaltig ausschreitende Figur einen
Jüngling drohend verfolgt, z. B, bei Hancarville T. 1.
tah. 84. Es ist die TJoivy varegöiroug, die aber freilich lirer schon
die der Kunst oft unentbehrlichen Flügel erhalten hatte.

>f) Die Beweise zu den Kothurnen der Eumeniden aus Parallelstellen
der Alten weiter unten.
 
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