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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0342

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272

Mißgestalt. Nach einem solchen, Lis jetzt noch nicht bekannt
gemachten Vasengemälde *) hat Prof. Meyer die schöne Furie
— oder sollten wir sie nicht gleich mit dem ihr nun allein gebüh-
renden Namen Eumenide nennen! -— auf der zweiten**) co-
lorirten Kupfertafel entworfen. Sie gleicht in Allem der Original-
zeichnung, die ich der Güte meines Freundes, des Bürgers Mil-
iin in Paris, verdanke. Nur die Fackel in der linken Hand ist hier
hinzugefügt worden, da sich mit Recht vermuthen lilfst, dafs der
'griechische Künstler, nur durch die Kleinheit des Raums be-
139, schränkt, sie dort weggelassen habe. Das Vasengemälde selbst
konnte hier in Absicht auf die Farbe nicht zum Muster die-
nen , da ich der Gefälligkeit des Bt Miliin -nur den farbenlosen
Umrifs verdanke. Allein theils kamen nns hierbei Bonaro-
ta's Angaben- auf einer Kupfertafel zu Demster's Etruria
(Taf, LXXXVI.) zu Hilfe, wo er mit einer lobenswerthen Ge-
nauigkeit auch die Farben angegeben hat, die auf dem colorirteii
Relief in Terra Cotta, den Brudermord des Polynikes und Eteo-
cles vorstellend ***}, auch bei der Darstellung der dabei ange-
brachten Furie gebraucht sind; theils liefsen sich aus unbezwei-
felten Angaben alter Schriftsteller über die Pracht der alten Thea-
terkleidung auch für die Färbung unserer Gewänder allerlei nütz-
liche Folgerungen ziehen. Auch so war die Aufgabe, diese Figur
ganz im Geiste des Alterthums zu coloriren, noch immer mit be-
deutenden Schwierigkeiten verknüpft. Doch der durch Beschau-
ung und Nachbildung der noch erhaltenen TJeberreste alter Ge-
mälde in Rom und Neapel vielfach geübte Kunstsinn des Mei-
sters, der hierbei nicht blos die Zeichnung, sondern auch die Co-
lorirung zu übernehmen die Gefälligkeit hatte f), bürgt jedem
Alterthumsliebhaber für die Echtheit der liier gewählten Farben-
gebung. Liebhaber wissen, wie sehr man neuerlich in Paris, seit -
140. Talma die schöne Demoiselle Lange zum ersten Male antik co-
stümirte, sich's angelegen sein liefs, und wie viele mühsame Unter-
suchungen und Unkosten man darauf verwandte, um die Theater-
kleidungen so viel als möglich auf die wahre Antike zurückzufüh-
ren. Gluck's Jphigenie in Tauris bedarf auch des Furienkostüms.
Allein nach den Proben zu urtheilen, die uns ein neues prächti-

*) In der schönen Sammlung des Bürgers Parois in Paris, Siehe
oben S. 244. if.

**) Hier Tafel V.

***) Siehe oben S. 239.

■f~) Weimar besitzt in seinem reichsten Kunsttempel eine Kopie der
Aldobrandinischen Hochzeit, die Prof. Meyer noch im Jahre 1797
in Rom mit der ihm eigenen Genauigkeit kopirte. Man wird nicht
satt, sich an diesem lieblichen Kunstwerke zu ergötzen.
 
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