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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0349

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der beeiferten sich um die Wette, die roordlustige Medc.i in dem
Moment, wo die mütterliche Zärtlichkeit ihr hoch einmal das schon
gezückte Schwert ans der Hand zu winden sucht, mit dein reinsten
Kunst -Euphemismus mildernd auszusprechen *). Die Vorstellung
wurde in tausend Copieeu vervielfältigt, und wo man eine leiden-
schaftlich aufgeregte Frau mit dem Schwerte in der Hand erblick-
■ te, wurste man sogleich, dafs diefs die tragische Attitüde der Me-
dea sei **). Was Wunder also, dafs, da man einmal eine tragi-
sche Muse aufzuputzen halte, man der Herculeskeule, in deren
rechlmäfsigem Besitze sie sich nun schon befand, jetzt auch
noch das Schwert der Medea zugesellte ***). Aber wer machte
zuerst diese Neuerung'? Der Grieche wohl auch, aber auf Befehl
des Riimers. Ihm waren die Metzeleien der Gladiatoren, die dem
humanen Griechen lange noch ein Abscheu blieben, der erquickend-
ste Zeitvertreib. Eine Barbarin, Ausländerin, war Medea. Bar-
baren; Ausländer im Sinne der Griechen, waren es, die sich nicht
entblödeten, der keuschen Muse ein solches Symbol aufzudringen.
Wäre diese Bemerkung gegründet, so würde sie für die Zeitbe-
stimmung mehrerer Antiken, wo Melpomeue auch ohne - Re-
stauration f) mit dem Schwert erscheint, von einiger Wichtigkeit
sein. DieFamilieuinüuzen des Pompoinsclieii Geschleehts kennen noch

*) Lange vor dem besungenen Bilde des Timomachus (s. Lessing's
Laokoon S. 45. Th. IX. und Herder's Briefe znr Beförderung
der Humanität VI, 114.) war eine berühmte Statue der Medea
mit dem Schwert'in Griechenland vorhanden, die der Sophist
Callistratus XIII, p, 905. Olear. mit seinen Rednerblumen be-
streut hat. Geschnittene Steine, die man sonst fälschlich für Ab-
bildungen von Furien hielt, haben uns das Bild jener Medea im
Marmor treu erhalten. S. Furienmaske S. 230. f.

**) Sie hat das Schwert! heifst es von einem Wandgemälde der Me-
dea beim Lucian, de Domo c. 31. T. III, p. 207.

***) Die frühesten Vorstellungen finden sicli auf geschnittenen Stei-
nen. CS. Winckelmann, Monum. Inediti n. 45. und eine
Menge Copieen und Nachahmungen in T a s s i e' s Catalogue n.
3513—3525.)
•j-) Denn Mos durch neuere Restauration sind die nun in Paris be-
findlichen vaticanischen Melpomenen (Mus. Pio - Clement. T. I.
t. XX.), die jetzt in Schweden befindliche Copie bei Guattani,
Monum. ined. per fanno 1784. p, 84. und mehrere von Viscon-
ti S. 40. angeführte so mit dem Schwerte bewaffnet. Selbst
Form und Benennung dieses Schwertes, parazonium, deutet
auf römisches Kostüm, S, Buonarotti, sopra aleun. medagl. p.
136.
 
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