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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0350

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nicht einmal dieses Abzeichen der. tragischen Mnso *). Man hat
in den Herkiilanisclien Wandgemälden eine trauernde Figur mit
dein Schwerte eine Dido genannt, die doch gewifs eine Melpomene
mit dein Schwerte sein sollte **).. Es ist aber auch von Seilen
der Knust eine gar klägliche Figur, bei der man sich doch ja des
Unheils eines grofsen Kenners über die niedrige Geringheit dieser
Waiidbemalungeii erinnern möchte ***). Und wie, wenn der scharf-
sinnige Du Tb eil Recht halle f)? Die Melpomene wenigstens
pnfsjt recht gut iu das Zeilaller, in welchem er die verschüttende
Eruption annimmt, würde aber auch damals noch, wo es eine hö-
here Bestimmung gegolten halte, von Künstlern, die noch ein Hauch
besserer Zeilen anwebete, ganz anders ausgeführt worden sein.

*) Die Muse mit der Keule und der Maske in Morelli's Thesau-
rus tab. IL n. 3, 4., die Beger und Vaillant n. 10. für die
Euterpe halten, ist, wie nach Visconti zum Pio - Clement. T,
I. p. 54. auch Eck hei, Doctrin. Nun), Vet. T, V. p, 285. muth-
mafset, Melpomene oder die tragische Muse, An Dolch oder
Schwert ist auch liier.noch nicht gedacht worden.

**) Pittüre d'Ercolano T. I, täv. Xltl. Schon Fea in seiner Aus-
gabe'des Winckelmann T. I, p. 408. not. B. hat diesen Irrthnm
berichtigt. - ,

'**) Mengs in seinen trefflichen Briefen über Anfang und Fortgang
der zeichnenden Künste, Opere T. II, p. 105. ed. Azara macht -die
feine Bemerkung, dafs bei dem zügellosen Luxus der Römer, die
ihre Zimmerwände nur mit Marmor-Krusten und Bronze auf-
schmückten, das Anmalen der Wände nur noch in den Häusern
der Annen oder in Gebäuden stattfand,^worauf man keinen gro-
- fsen Wert.h legte. Die aufgegrabenen Herkiilanisclien Gemälde
können mit geringer Ausnahme nur in diese Klasse gebracht wer-
den, Sie haben als Ideenmagazine früherer grofser Meister ihren
unbestrittenen Werth. Man setzt aber gewöhnlich noch jetzt ihren
Werthviel zu hoch an. Vergl. Voyage en Italie par Barthelemy
(Paris 1801) S. 271 ff.
f) Mit Beeilt linden Du Theil's Behauptungen, wovon in der öf-
fentlichen Sitzung des National-Instituts vom 15ten Vendemiaire
Jahr X. durch den Secrelair dieser Klasse, Villars, Anzeige ge-
macht wurde, immer mehr Beifall. Nach seiner scharfsinnigen und
aus den noch vorhandenen Anzeigen sehr glücklich combinirtenMiith-
mafsnng begrub erst der Ausbruch des Vesuvs vom Jahre A71. nach
Ch.. G. Herculanum und Pompeji unter dem Aschenberge, woraus
sie seit 60 Jahren hervorgegangen sind. Natürlich würde diefs auch
in die Ahnenprobe der dort ausgegrabenen Alterthümer einen häfs-
lichen Strich machen.
 
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