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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0400

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metallene Becken, Cjinbelii und andere rundum eingebogene Me-
Tnllplalteii mit beiden Händen zusammenschlug und so das nnliir-
liclie Klatschen fauch Willkür und Bedarf zu einer bükeren Potenz
steigerte'?

Ich übergehe hier, um nicht durch allzu ängstliche Ausführlich-
keit zn ermüden, alle übrige Klulschluiiisle des Alterlhnius bei öf-
fentlichen Proeessionen, vor der Rednerbühne und am Katheder
der Sophisten und Declamaloren *), in der Volksversammlung und
seihst in der heiligen -Synaxis oder bei den Predigten und in der
Kirche der Christen, ein -ärgerlicher Mifsbrauch, der von den fffr-
.besten Jahrhunderten bis zu den Zeilen des heiligen Beruhard her-
ab in der Gemeinde der Christen stattfand **)', und führe meine
Leser lieber gleich in ein griechisches oder auch römisches Thea-
ter vor die Scene bei dramatischen Vorstellungen. Wie sah es da
mit dem Beifallklafschen aus? That sich nicht bei dem erfind-
ungsreichsten und zu dem Allen immer Neues ausklügelnden Ilel-
leneuvolke auch in diesem Beifallszeichen mancherlei Verfeinerung
hervor, und überbot sieh nicht auch in den höher stehenden Kün-
sten, welche das classisehe Allerlhum allein Künste nannte und
als Domainen der Humanität und freier Geburt behandelte und be-
zeichnete, der Witz und das Genie der Alten durch immer künst-
Jichere Ausbildung des schon Vorhandenen eben so sehr, als das
erfindungsreichste Inselvolk unserer Tage in den rein mechanischen
Ausübungen, welche die alte Well blos den Sclaven übcrliefs, durch
die allbelebenden Zauberworte Iiunrovenient und Patcnlarlikel, täg-
lich fortschreitet'?

So ist es in der That. Hier im Theater rauscht, kracht,
prasselt, donnert es uns bei einem so reizbaren, leicht und gewal-
tig aufzuregenden Publikum, wie das der Griechen und , nachdem

*) Senr erschöpfend-hat von den Beifallszeichcn, die den Rednern
und Sophisten durch Rufen und Klatschen gespendet wurden, der
Jesuit Ludovicus Cresollius gehandelt in seiner gelehrten Schrift
Theatrum veterum Rhetorum, liliri V. im 3ten Buche im 20sten
Kapitel p. 271. ff. der ersten Pariser Ausgabe von 1620. Später
hat dieses selten gewordene Buch Jac. Gronov in den lOten Theil
des Thesaurus Aiitirjuitatum Graecanim aufgenommen.

*3 Diese ärgerliche Unart hat besonders Francesco Bernardino Fer-
rario zu Mailand in seinem Werke de veterum acclaniationibus et
plansu libri VII. erläutert, welches zuerst in Mailand 1627 in 4., dann
aber auch im 6. Theile des Thesaurus antiqnitatumRoinanorum von
Grävius gedruckt worden ist. Es haben aber noch viele andere
Gelehrte diesen Gegenstand behandelt] die schon J. A.' Fabricius
in seiner Bibliographia antiquaria p. Sil. f. sorgfältig angeführt
hat.
 
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